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20. 10. 2015 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Kanzlerin Merkel bleibt bei Nein zu Grenzzäunen

Schlagwörter: Migration Flüchtlinge Türkei Deutschland

Manche Christdemokraten in Deutschland sehen in einem Grenzzaun eine Möglichkeit zur Eindämmung der Flüchtlingskrise. Die Kanzlerin nicht. Sie ist überzeugt: Mauern halten verzweifelte Menschen nicht zurück.

Berlin (dpa) - Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel bleibt trotz andauernden Drucks aus ihrer Partei beim Nein zu Grenzzäunen.

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Montag in Berlin, die Kanzlerin habe mehrfach deutlich gemacht, dass auch ein Zaun nicht helfen werde, verzweifelte Menschen komplett abzuhalten.

Der Generalsekretär von Merkels Christdemokraten (CDU) im ostdeutschen Bundesland Sachsen, Michael Kretschmer, sagte im Sender radioeins, einen Grenzzaun wolle "natürlich niemand", und ein Zaun würde auch "niemanden aus Deutschland fernhalten können".

Trotzdem sieht Kretschmer in einem Zaun "möglicherweise am Ende die letzte Lösung". Er sagte: "Das Problem hier ist doch, dass Europa gerade auf ganzer Linie versagt." Niemand halte sich an Verträge und Abkommen. "Es geht auf Dauer so nicht weiter."

Die "Bild"-Zeitung hatte berichtet, eine Gruppe um den Vorsitzenden des Parlamentskreises Mittelstand (PKM) der konservativen CDU/CSU-Fraktion, Christian von Stetten, wolle Merkel per Beschluss zur Abkehr von der Politik der offenen Grenzen zwingen. Der PKM erarbeite einen Antrag für eine Grenzschließung. Es gebe aber "derzeit keinen offiziellen PKM-Antrag zu dieser Frage", so von Stetten.

Der innenpolitische Sprecher der christdemokratischen Fraktion, Stephan Mayer, sagte der "Bild": "Ich hoffe, dass die Bundeskanzlerin vorher einsieht, dass die Politik der offenen Grenzen nicht fortgeführt werden kann."

Grünen-Co-Chef Cem Özdemir sagte dem Fernsehsender n-tv: "Die Vorstellung, dass wir um Deutschland neue Mauern errichten, ist doch geradezu abenteuerlich. (...) Darüber muss man endlich mal (...) aufhören, rote Teppiche auszurollen für autoritäre Herrscher wie beispielsweise Herrn Erdogan, der die Krise in Syrien noch verschärft."

Innenminister Thomas de Maizière wies im TV-Sender ARD Kritik an den Gesprächen von Merkel mit dem türkischen Regierungschef Ahmet Davutoglu und Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan am Sonntag - zwei Wochen vor der dortigen Parlamentswahl - zurück: «Wir können nicht immer nur auf dem moralischen Sockel sitzen und alle Welt belehren über Menschenrechtszustände.»

Für Hilfe in der Flüchtlingskrise hatte Merkel in Istanbul Finanzhilfen und eine erleichterte Einreise von Türken in die EU in Aussicht gestellt. Im Gegenzug erwartet sie von Ankara die schnellere Einführung eines Rückübernahmeabkommens für Flüchtlinge und Migranten.

Zur Frage, ob die Türkei als sicheres Herkunftsland eingestuft werden könne - Flüchtlinge aus solchen Ländern haben nur eine geringe Bleibeperspektive - sagte eine Sprecherin des Außenministeriums, die Diskussion darüber sei nicht abgeschlossen.

Der Außenexperte der Sozialdemokraten, Niels Annen, machte in der "Saarbrücker Zeitung" deutlich, dass seine Partei derzeit einer solchen Einstufung nicht zustimmen würde. Mehr als 20 Prozent der Asylbewerber würden aus der Türkei in der EU anerkannt. "Das kann man nicht einfach ignorieren." Die Sozialdemokraten bilden mit den Christdemokraten und Christsozialen die Regierungskoalition.

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Quelle: dpa

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