China werde nicht rücksichtslos Gewalt anwenden, hatte der stellvertretende Vorsitzende der chinesischen Zentralen Militärkommission, Fan Changlong, Anfang dieses Monats bei einem Sicherheitsforum gesagt. Auch nicht bei Fragen im Zusammenhang mit dem Territorium und der Souveränität. Doch dies bedeutet nicht, dass China in jedem Fall auf den Einsatz von Gewalt verzichtet. Fehlinterpretationen der USA könnten Rechenfehler verursachen und eine Krise auslösen.

Wir dürfen nicht vergessen, wie im Jahre 2001 im Luftraum über der chinesischen Insel Hainan ein US-Aufklärungsflugzeug und ein chinesischer Kampfjet kollidierten und dabei ein chinesischer Pilot getötet wurde. Dieses Trauerspiel führte zu einer längeren Periode mit einer Mentalität des Kalten Kriegs, bei der die USA jede Aktivität Chinas genau überwachten. Solche Vorfälle könnten wieder stattfinden, wenn die USA nicht ihre Stereotypen über China ablegen – und heute sind die Ergebnisse möglicherweise noch unberechenbarer geworden als vor 14 Jahren.

Im Mai waren mehrere amerikanische Militärflugzeuge über die chinesischen Gewässer geflogen und hatten wiederholt Warnung von China missachtet. Die USA sollten nicht übermütig werden im Glauben, dass sie auf alle Fälle vor einem Zusammenstoß sicher sind. Wenn die Geschichte uns etwas lehrt, dann dies. So stieß der US-Kreuzer Yorktown 1988 im Schwarzen Meer auf die ehemalige sowjetische Fregatte Bezzavetnyy, obwohl die USA eine “friedliche Durchfahrt" ausübten.