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19. 05. 2009 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

"Derartiges hat es in China in dieser Form noch nicht gegeben."

Das Popfestival unter der Leitung von Udo Hoffmann ist ein Highlight jeder Deutsch-Chinesischen Promenade. Neun Tage lang bieten deutsche und chinesische Top-Acts musikalische Darbietungen aller Couleur. Die Vielfalt und technischen Ausstattung des Festivals ist einmalig in China. Deutschland-und-china.com hat den künstlerischen Leiter besucht.

Deutschland-und-china.com: Wie kam es zu der Idee, auf den Deutsch-Chinesischen Promenaden ein Popfestival haben zu wollen?

Die Grundkonzeption der Deutsch-Chinesischen Promenaden ist es, ein modernes Deutschland-Bild zu zeigen, dazu zählen die Bereiche Wissenschaft, Erziehung, Bildung, aber eben auch die Unterhaltungsindustrie. Die deutsche Popmusik hat international ihren Stellenwert. In Deutschland sind im Entertainment-Bereich viele gute Projekte entstanden, die wir sehr gerne in China zeigen wollen.

Was unterscheidet das Popfestival der Deutsch-Chinesischen Promenaden von anderen Popfestivals?

Wenn man unser Event mit deutschen Popfestivals vergleicht, ist es etwas eigenwillig, weil wir ein sehr gemischtes Programm haben, Heavy-Metal neben Popmusik, Elektropop neben Folk.

Unser Popfestival ist eines der größten, längsten und umfangreichsten Popfestivals in China. Neun Tage Festival mit über 30 deutschen und chinesischen Gruppen. Das ist gerade auf einem öffentlichen Platz einzigartig. Wir haben bis zu 20.000 Zuschauer pro Abend, ohne Eintritt, in entspannter Atmsphäre, keine Sitzplätze, keine Kontrolle. Derartiges hat es in China in dieser Form noch nicht gegeben.

Ein Wort zum Equipment …

Wir arbeiten mit deutschen Technikern zusammen und verwenden deutsche Technik.

Wir haben ein super Technik-Team, das es innerhalb von 24-48 Stunden, schafft eine Bühne mit Beleuchtung und LED-Wand aufzubauen, mit der man auch ein großes Publikum von 20.000 Menschen in den Bann ziehen kann. Wir werfen die ins Chinesische übersetzten Lyrics der deutschen Bands direkt auf die Leinwand. In Zukunft hoffen wir, auch direkt SMS auf die Wand projizieren zu können.

Wie werden die Bands ausgesucht?

Ich bin die künstlerische Leitung, und die Verantwortung der Auswahl liegt bei mir. Natürlich entscheide ich nicht alleine, ich habe in Deutschland Spezialisten in verschiedenen Bereichen der Musikindustrie, die ich alle zu Rate ziehe, weil es darum geht ein breites Spektrum darzustellen. Wichtig ist vor allem: die Band muss Live-Qualitäten haben und belastbar sein. Wir sind hier in China, wo Live-Konzert noch nicht gang und gäbe sind, wir brauchen Bands, die sich auch auf diese Situation einlassen können. Dafür schaffen wir für die Künstler eine wunderbare Plattform. Besser kann man in China nicht durchstarten als auf der Bühne unseres Popfestivals!

Wie nehmen die Bands selber das Popfestival auf?

Vor dem Konzert sind durch die Bank weg alle wahrsinnig nervös. Bands wie 2raumwohnung, Juli, Mia oder Doro, die Hunderte von Konzerten europa- oder weltweit gespielt haben, sind vom chinesischen Publikum erstmal absolut verunsichert. Wie kommt ein deutscher Song rüber, wie kommt meine Musik rüber, wie komme ich als Person rüber. Diese Nervosität bewirkt dann einen wahnsinnigen Energieschwung, der mich jedes Mal selber mitreißt, weil die Bands sich vor diesem fremden Publikum noch einmal neu finden. In der Rückbetrachtung hat China bei den meisten einen sehr tiefen Eindruck und großes Interesse hinterlassen.

Gibt es Erfolgsgeschichten deutsch-chinesischer Kooperationen zu vermelden?

Es gibt einen Akkordeon-Spieler, Tobias Escher, der zusammen mit einem chinesischen Mundharmonika-Spieler gerade eine CD aufgenommen hat. Ein kleiner, aber wirklich toller Erfolg, sie haben gerade in Deutschland mehr als ein Dutzend Konzerte gespielt. Ein anderes gelungenes Beispiel ist die Kooperation der Berliner Mittelalter-Band Corvus Corax mit dem Sinfonie-Orchester und dem Chor der Xinghai Musikschule Guangzhou. Auf der größeren Ebene gibt es Gespräche zwischen chinesischen und deutschen Bands, für gemeinsame Gigs oder Songs nach Deutschland zu reisen.

Wie ist die Resonanz der bisherigen drei Stationen? Gibt es Unterschiede im Nanjinger, Chongqinger, Guangzhouer Publikum?

Das Publikum hat das überall gleichermaßen genossen, wurde gleichermaßen mit etwas konfrontiert, was im Prinzip selten so auf der Bühne so live gesehen ist, weil die chinesische Live-Kultur anders ist als unsere. Die chinesische Live-Kultur ist doch sehr stark durchkonzipiert, mit sehr vielen Karaoke-Elementen. Was ich hier zeigen möchte, ist den Live-Charakter. Musik, die im Moment, im Zusammenhang mit dem Raum und dem Publikum entsteht. Es ist die Einmaligkeit, die es sonst bei durchkonzipierten Sachen nicht gibt. Das kam bislang bei allen drei Stationen sehr gut beim Publikum an.

Worin liegen die Herausforderungen für ein derart aufwändiges Festival?

Was mich sehr positiv beeindruckt hat, ist der Freiraum, der uns von chinesischer Seite gelassen wird. Ich bin seit 20 Jahren in diesem Bereich tätig, und kenne eigentlich alle üblichen Widerstände. Für einen öffentlichen Platz so viel Handlungsfreiheit zu bekommen, wir bringen ja zum Teil für chinesische Verhältnisse recht heftige Musik auf die Bühne, Heavy-Metal mit Doro zum Beispiel, das ist schon ausgesprochen bemerkenswert und ungewöhnlich. Unsere Musik emotionalisiert, wir bringen das Publikum zum Tanzen, zu Gefühlsausbrüchen. Das ist in China auf einem öffentlichen Platz absolut neu. Meiner Ansicht ist unser Popfestival ein Modell für viele Folgeveranstaltungen. Das begeistert mich.

Mit welchen Knallern wartet das Popfestival Shenyang auf?

Ich denke ein Knaller dürfte wieder Doro werden. Wir haben aber auch Bands wie Klee, Kira, Panik, Elektropop-Bands wie die Torpedo Boyz und Deine Lakaien. Es treten Bands wie Suidakra auf, die Heavy Metal spielen und In Extremo aus dem Bereich Heavy-Folk-Mittelalter. Diesmal sind auch junge Bands wie die Vorzeigekinder dabei. Wir zeigen also eine große Vielfalt an Genres und jede Menge Highlights.

Was gefällt Ihnen persönlich am Festival am besten?

Dass wir auf öffentlichen Plätzen sind, und die Menschen direkt ansprechen. Es ist faszinierend zu sehen wie die 60jährige Oma neben dem Millionär und dem Müllmann tanzt, junge Studenten neben Polizisten und Hausfrauen. Wenn das Publikum begeistert und emotional gelöst ist, das ist für mich der Höhepunkt.

Quelle: Deutschland-und-china.com

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