Home Aktuelles
Multimedia
Service
Themenarchiv
Community
Home>Interview des Monats Schriftgröße: klein mittel groß
04. 01. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Außenhandel

"Guangzhou hat ein größeres Potential" Exklusiv

Schlagwörter: Guangzhou AHK Hildebrandt

von Oliver Zwahlen, Guangzhou

Der Sinologe und Politikwissenschaftler Jens Hildebrandt (31) aus Wittenberg leitet das Dienstleistungsunternehmen der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in Guangzhou – eine Region, die seiner Meinung nach von der deutschen Wirtschaft nicht genügend beachtet wird.


Jens Hildebrandt

Herr Hildebrandt: Guangzhou gilt als Werkbank der Welt. Ist der Ableger der AHK nun in Guangzhou besonders groß?

Hildebrandt: In der Region wird zwar viel hergestellt: Schuhe, Spielzeug, Textilien oder Computerteile. Doch für deutsche Unternehmen bleibt da meist nur der Import. Die AHK betreut in Südchina rund 660 Firmen. Etwa die Hälfte produziert hier, der Rest sind Repräsentanzen, Vertriebsbüros und so weiter. Allerdings ist die Region für deutsche Unternehmen ohnehin eher als Absatzmarkt interessant. Doch genau dieser Bereich wird von der deutschen Wirtschaft leider zu Unrecht etwas vernachlässigt. Das finden wir schade, denn das Perlflussdelta ist neben Shanghai und Peking eine der reichsten Regionen Chinas. Das heißt, gerade für deutsche Konsum- und Luxusgüter gäbe hier einen super Absatzmarkt.

Woran liegt es, dass deutsche Firmen die Region vernachlässigen?

Die Weichen wurden schon vor rund 20 Jahren und noch früher gestellt. Shanghai hatte damals ein viel besseres Standortmarketing. Zudem waren die ersten deutschen Präsenzen alle in Shanghai. Dazu kommt auch ein gewisser Herdentrieb, der sich etwa beim Industriepark Taican zeigt, wo sich etwa hunderte Betriebe aus Baden-Württemberg angesiedelt haben. Natürlich gibt es dort ein gutes Investitionsumfeld, keine Frage. Aber man geht auch dorthin, weil es andere deutsche Firmen gibt, mit denen man sich austauschen kann.

Wie schätzen Sie die Perspektiven für die Region um Guangzhou ein?

Ich denke, wenn sich Volkswagen in der nächsten Zukunft hier ansiedelt, wird einiges passieren. Der Autobauer wird zahlreiche Zulieferer mitbringen. Aber es ist klar, dass Guangzhou auch dann nicht aus dem Schatten des Großraums Shanghai wird treten können, dazu hat sich die deutsche Wirtschaft zu sehr konzentriert: von rund den 4000 deutschen Unternehmen in China befindet sich rund die Hälfte in und um Shanghai. Das wirkt sich übrigens auch aufs Stadtbild aus: In Shanghai sieht man viel mehr Werbung für deutsche Produkte als hier.

Weiten wir den Blick etwas aus. Wieso produzieren deutsche Unternehmen angesichts der steigenden Lohnkosten überhaupt noch in China?

Teilweise, weil es noch immer billiger ist. Aber wenn man die deutschen Unternehmen fragt, nennen die meisten den immensen chinesischen Absatzmarkt als Hauptgrund. Ein weiterer häufiger genannter Grund ist, dass manche Großfirmen von ihren Lieferanten verlangen, dass sie innerhalb von 24 Stunden liefern. Von Deutschland aus ist dies meist nicht möglich.

1   2   vorwärts  


Quelle: german.china.org.cn

Druckversion | Artikel versenden | Kommentar | Leserbrief | zu Favoriten hinzufügen | Korrektur

Kommentar schreiben
Kommentar
Ihr Name
Kommentare
Keine Kommentare.
mehr