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15. 06. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Goethe-Institut China

"Kunst kann nicht anspruchsvoll genug sein" Exklusiv

Schlagwörter: Kunst Goethe-Institut China Jubiläum

von Wolfgang Kuhn, Beijing

Peter Anders, Leiter des Goethe-Instituts in Beijing und Länderdirektor China über die Qualität der Zeit, künstlerischen Anspruch und kulturelle Referenzpunkte.

Peter Anders (Foto von Wang Ran)

China.org.cn: Herr Anders, Sie haben Ihr Amt in Beijing im Mai 2011 angetreten. Wie haben Sie Ihr erstes Dienstjahr im Zeitraffer erlebt?

Peter Anders: Das ist eine interessante Frage, denn der Begriff und die Qualität der Zeit sind in China anders als in anderen Ländern. Ich bin erstaunt über die Intensität, mit der Zeit hier getaktet wird, sie erklärt auch vieles in Hinsicht auf die oft zitierte Dynamik in diesem Land. Durch den Druck muss man sich seine Energie schon sehr genau einteilen, auch wenn es natürlich große Ungleichzeitigkeiten zwischen Stadt und Land gibt. Bemerkenswert finde ich außerdem auch, dass in China viel mehr über persönliche Kontakte läuft und weniger über das Goethe-Institut als profilierte Institution mit einem gewissen Standing. Das heißt, man muss ein dichtes Netzwerk an Beziehungen pflegen und nutzen, um Projekte und Pläne zu realisieren.

Wie wird deutsche Kultur aus Ihrer Sicht in China wahrgenommen?

Wenn man Kultur etwas weiter fasst als Zivilisation, schließt das auch die Technik mit ein, und da hat Deutschland mit seinen bekannten Marken wie etwa bei den Autos ein ganz starkes Standing. Ein konzentrierter Kulturbegriff im Sinne von zwischenmenschlichen Beziehungen und ihrer Hervorbringungen hat in China vor allem durch die klassische Musik einen hohen Stellenwert. Allgemein sind wir oft überrascht, wie gut Chinesen über Deutschland informiert sind. Dennoch sollte man sich in so einem großen Land nicht überschätzen. Es gibt ein Interesse an Deutschland, aber auch an anderen europäischen Ländern wie Frankreich oder Spanien. Da liegen wir gut im Mittelfeld.

Wie schätzen Sie die Beziehungen zwischen Deutschland und China allgemein ein?

Ich glaube, dass wir Deutsche und Chinesen uns gut verstehen auf einer sehr pragmatischen Ebene. Den Pragmatismus der Chinesen, den mag ich sehr, und auf dieser Ebene können wir denke ich gut zusammen arbeiten. Natürlich reden wir hier von Stereotypen, aber man sagt den Deutschen ja einen gewissen Fleiß, Ehrgeiz und Pragmatismus nach. Der trifft hier wohl auf Interesse und Resonanz, was auch für die, die technische Präzision gilt, in der sich die Chinesen wiederfinden.

Das Frühjahrsprogramm des Goethe-Instituts war mit Hilla Becher, Lotte Reiniger und Karlheinz Stockhausen ebenso vielfältig wie hochkarätig. Wie anspruchsvoll kann man denn sein, wenn es darum geht, deutsche Kunst im Ausland populär zu machen?

Meines Erachtens nicht anspruchsvoll genug. Als Kulturinstitution sind wir bestrebt, Klischees und Stereotypen aufzubrechen. Unser Interesse ist es, eine Komplexität dieses Landes zu zeigen, und das gelingt eben durch solche Programme, die ich im Übrigen für gar nicht so anspruchsvoll halte. Es sind eher Referenzpunkte der deutschen Kulturgeschichte. Selbstverständlich haben wir jedoch den Anspruch, über das Niveau von Hochglanzmagazinen hinauszugehen.

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Quelle: german.china.org.cn

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