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18. 12. 2008 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
von Till Wöhler, Beijing
Jeden Mittwochmorgen strömt eine eingeschworene Gruppe von Frauen auf dem Gelände der Deutschen Botschaft in Beijing zusammen. Die "Weihnachtsengel" des German Christmas Charity Bazaar Beijing unterstützen soziale Hilfsprojekte in China – rasch, unbürokratisch und selbstlos. Birgit Baur-Gallizioli ist Managerin der deutschen Weihnachtsengel in Beijing.
Birgit Baur-Gallizioli ist Leiterin der Gruppe German Christmas Charity Bazaar |
"Charity erfordert nicht nur viel Zeit und oft auch Kraft, sondern kostet natürlich auch etwas", verrät mir Birgit Baur-Gallizioli, die junge Leiterin der Gruppe. Die Stuttgarterin hat die Leitung der Gruppe German Christmas Charity Bazaar Beijing vor etwa einem Jahr übernommen, nachdem sie und ihr Mann sich aus beruflichen Gründen entschieden hatten, für eine Weile in China zu leben. Was vor etwa acht Jahren einmal als reine Charity-Bastelgruppe deutscher Hausfrauen in Beijing begann, will Baur-Gallizioli nun mit etwas mehr Management und professionellem Fundraising erfolgreicher machen. Die engagierte Schwäbin leitet eine Gruppe von 200 Ehrenamtlichen, wovon derzeit etwa 80 aktiv und mit Leidenschaft bei der Sache sind. "Wir treffen uns ja nicht ohne Grund auf dem Gelände der deutschen Botschaft, wofür wir übrigens sehr dankbar sind", sagt sie. "Denn wir verstehen uns auch ein bisschen als deutsche Botschafter des Wohltätigkeitsgedankens." Die deutschen Damen finanzieren und fördern mit den Erlösen des einmal jährlich stattfindenen Basars mehrere chinesische Projekte und Gruppen in und um Beijing.
Was in Deutschland Tradition hat und beinahe als selbstverständlich gilt, ist in China noch im Aufbau begriffen. "Nichtregierungsorganisationen sind hier etwas Neues, und so sind viele kleine Hilfsprojekte in China zunächst im Rahmen der Nachbarschaftshilfe und mit viel, viel Eigeninitiative entstanden", erklärt Baur-Gallizioli. "Ich bewundere wirklich die Kraft und den Mut vieler Frauen, die finanzielle Probleme mit umso größerer Leidenschaft für die Sache auszugleichen suchen." Und es mache ihr und den anderen Frauen einfach Spaß zu sehen, wie mit dem Basar viele kleine Projekte am Leben erhalten beziehungsweise weiterentwickelt werden können, die noch mehr Menschen eine bessere Zukunft ermöglichen. "Das ist unser Lohn", sagt sie mir freudestrahlend im Gespräch.
Birgit Baur-Gallizioli (links) nimmt ein Geschenk von zwei Beijing Huiling-Mitarbeitern entgegen |
Anfangsschwierigkeiten. Einige Geschichten sind wirklich rührend, etwa die von Stars and Rain – der Name erinnert unweigerlich an den berühmten Autisten-Film "Rainman". Die Organisation entstand aus der Not einer chinesischen Mutter, die ein autistisches Kind zur Welt gebracht hatte. Da es zu jener Zeit chinaweit kaum Lehrer oder Schulen für autistische Kinder gab, lernte sie selbst, ihr Kind zu erziehen und beschloss dann, eine eigene Organisation zur Lehrerausbildung zu schaffen. Das 1993 gegründete "Stars and Rain Institute for Autism" hat inzwischen mehr als 2000 Kindern geholfen und arbeitet heute mehrsprachig. Ein anderes herausragendes Beispiel ist Beijing Hong Dandan, eine Blindenhilfsorganisation. Hier werden Blinde Beijinger zu Radiomoderatoren ausgebildet. Es gibt außerdem einen Blindenchor und eine Theatergruppe, die regelmäßig öffentlich auftreten. Bejing Hongdandan, die inzwischen den chinesischen Charity Award aus der Hand von Hu Jintao erhalten haben, hatten es nicht immer leicht: Ihre Theaterambitionen waren anfänglich sogar vom chinesischen Blindendachverband als "Demütigung aller Blinden" kritisiert worden. Doch die Theatergruppe, die den berühmten Beijinger Regisseur Ling Jiaohua für sich gewann, überzeugte das Publikum – und erhielt schließlich Schützenhilfe vom Parteibüro. Ein anderes Blindenprojekt in Beijing ist Golden Key, bei dem blinde Beijinger zu Masseuren ausgebildet werden, um sich selbst einen Lebensunterhalt verdienen zu können. "Unsere deutschen Frauen schwören auf diese Massagen", schmunzelt Baur-Gallizioli. Blinde Menschen seien eben sensitiver. Golden Key hat zwei Massagesalons in der Stadt.
Eine Vertreterin von Beijing Hongdandan, einer preisgekrönten Blindenhilfsorganisation, erzählt Anekdoten |
Weihnachtsbasar. Auf die Frage, wie sie sich finanzieren, antwortet sie mir, das gesamte Geld verdiene der Weihnachtsbasar, der inzwischen über die Grenzen von Beijing hinaus berühmt ist. "Wir bieten eben eine authentisch deutsche Weihnachtsatmosphäre. Es kommen sogar Busse aus Tianjin voll mit chinesischen Geschäftsleuten, die hier Glühwein trinken, aber auch Geld spenden wollen", erklärt die "Chefin der Weihnachtsengel". Viele, vor allem deutsche Firmen in Beijing, würden auch größere Summen spenden.
Was ihre Ziele seien, frage ich sie. "Das Fundraising wollen wir noch mehr ausbauen. Mit dem Botschafter Dr. Schäfer, der viele Wirtschaftskontakte hat, und auf dem Basar sogar eigenhändig Glühwein ausschenkt, haben wir einen wichtigen Verbündeten bei unserer Arbeit. Außerdem gibt es in Beijing eine deutsche Außenhandelskammer und weitere Wirtschaftsverbände. Viele Ehefrauen von Mitarbeitern dieser Organisatonen sind Teil des Basars." Was sie bei der Arbeit mit den chinesischen Charity-Organisationen gelernt habe, ist meine letzte Frage an Frau Baur Gallizioli. "Nun", sagt sie, "eine Chinesin hat es neulich auf unserem Jahrestreffen so formuliert: 'Mutterliebe kennt keine Grenzen'. Ich finde, sie hat Recht!" Am Ende bleibt zu wünschen, dass die "deutschen Weihnachtsengel" ihre Arbeit auch im kommenden Jahr genauso erfolgreich fortführen können.
Quelle: german.china.org.cn
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