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18. 05. 2009 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Deutscher DJ

Shanghai und Beijing haben Tendenz zur Party-Stadt Exklusiv

von Oliver Zwahlen, Beijing

Chris Liebling (33) ist DJ, Produzent und Radiomoderator. Beim Festival für elektronische Musik in Beijing will er für Stimmung sorgen. Der international angesehene DJ aus Deutschland gilt als Mitbegründer des Schranz-Techno, von dem er sich inzwischen aber distanziert. China.org.cn sprach mit ihm über die Szene in China.

DJ, Produzent und Radiomoderator Chris Liebling aus Deutschland

China.org.cn: Sie haben diesen Monat einen vollen Kalender mit über zehn Auftritten. Reicht es da, noch etwas von China zu sehen?

Chris Liebling: Nein, dazu wird es wohl nicht reichen. Ich bin ja wieder nur ganz kurz in Beijing. Wie schon bei meinem letzten Auftritt in China im vergangenen Herbst versuche ich, so viel wie möglich zu sehen. Da waren wir zum Beispiel kurz am Tian'anmen-Platz und an ein paar weiteren Orten. Allerdings geht es mir auch gar nicht so sehr um die Sehenswürdigkeiten, ich bin ja schließlich auch nicht auf einer touristischen Reise unterwegs. Die Begegnungen mit den Menschen sind mir viel wichtiger.

Wenn Sie an ihren letzten Auftritt zurückdenken, gibt es da Unterschiede, wie die Leute in China oder in Deutschland feiern?

Dazu muss ich zunächst einmal sagen: Meine Musik mit seinen doch eher harten Technoklängen ist ein Nischenprodukt, das nicht sehr leicht zugänglich ist. Es braucht ein gewisses Training, das zu hören. Als ich damals in Beijing aufgelegt habe, fiel mir auf, dass im Verlaufe des Abends immer weniger Chinesen unter den Gästen waren. Die Leute kennen diesen Musikstil einfach zu wenig.

Und nun möchten Sie Chinesen gewissermaßen "missionieren"?

Nein, ich möchte niemandem meine Musik aufdrücken. Ich kann es nachvollziehen, wenn das, was ich tue, jemandem nicht gefällt. Ich freue mich aber, dass ich nun die Möglichkeit habe, meine Auffassung von Musik in China zu zeigen und ich wünsche mir, dass die Leute openminded sind und sich das ganze einfach einmal vorbehaltlos anhören.

Werden Sie sich auch mit chinesischen Kollegen austauschen? Wie schätzen Sie diese ein?

Wenn sich dazu die Möglichkeit bietet, tue ich das gerne. Ich habe bisher allerdings noch keinen direkten Kontakt mit chinesischen DJs. Mich überraschte aber bei meinem letzten Besuch das hohe Niveau, welches die lokalen DJs hatten. Sie waren ganz aktuell und kannten die neuesten Trends. Das liegt wohl auch am Internet, dank dem es nun ja bald keine toten Ecken mehr auf der Welt gibt.

China gilt gemeinhin nicht als der Partyplatz.

Das ist schon richtig. Aber gerade in Beijing und mehr noch in Shanghai gibt es eine klare Tendenz zur "Party-Stadt". Gerade nach Shanghai reisen viele meiner Kollegen, die stilistisch in der Regel etwas kommerzieller orientiert sind. Es gibt dort scheinbar eine kleine, aber feine Szene.

Sie remixen auch Musik von anderen. Hoffen Sie, dass Sie etwas aus China mitnehmen können?

Ich hoffe immer, dass mir Leute Musik mitgeben, die ich dann auf meinem Label veröffentlichen kann. Das ist mir aber bisher in China noch nicht passiert. Ich glaube allerdings, dass hier in nächster Zukunft einiges passieren wird. Denn die technischen Voraussetzungen sind gerade bei der elektronischen Musik recht erschwinglich. Es braucht zwar einiges an Erfahrung, bis die Musik so gut ist, dass man sie auch international veröffentlichen kann. Doch der Grundstein dafür ist gelegt. Ich konnte am Beispiel von Südamerika selber miterleben, wie sich das dort schnell entwickelt hat. Daher erwarte ich eigentlich auch Ähnliches in China.

Wird die Musik dann anders klingen? Wie klingt Techno chinesischer Prägung?

Elektronische Musik ist extrem globalisiert. Während man bei anderen Stilen wie etwa Brit-Pop oder Country-Musik noch nach Herkunftsländern unterscheiden kann, sind die Unterschiede beim Techno eher minim. Es kann zwar sein, dass sich etwas an einem bestimmten Ort entwickelt, doch dann bereitet sich das schneller als ein Virus auf der ganzen Welt aus. Das hängt auch damit zusammen, dass die meisten DJs ohnehin international unterwegs sind. Ich glaube, einzig in Japan gibt es eine sehr starke Nische mit besonders experimenteller Musik

Letzte Frage: Wie wird man eigentlich DJ?

Diese Frage stelle ich mir auch immer wieder. (lacht). Das ist bei allen anders. Bei mir war das so, dass ich bereits in der Schule bei Partys immer für die Musik zuständig war. Wohl auch, weil ich damals die größte Sammlung hatte. Auch später, als ich mit Freunden ausging, habe ich mich bei Partys immer auf die Musik konzentriert und dachte bei jedem Übergang: Das hätte ich besser gemacht. Ich habe allerdings nie geplant, DJ zu werden. Es kam einfach irgendwann der Punkt, an dem ich festgestellt habe, dass der Hauptteil meiner Einnahmen vom Auflegen kommt – und seither tue ich das vollberuflich.

Quelle: german.china.org.cn

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