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30. 12. 2010 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
von Oliver Zwahlen, Beijing
Die Schleswig-Holsteinerin Stefanie Thiedig (30) setzt sich in China für die Kulturvermittlung ein. Vor kurzem gab sie zusammen mit einer Kollegin einen Sammelband zur chinesischen Gegenwartskunst der letzten zehn Jahren heraus.
Stefanie Thiedig (30) hat vor kurzem ein Buch zur chinesischen Gegenwartskunst herausgegeben.
"Die chinesische Gegenwartskultur befindet sich im Umbruch", sagt Stefanie Thiedig. "Insbesondere durch die internationale Finanzkrise hat der Hype um die zeitgenössische chinesische Kunst nachgelassen. Die Künstler haben nun Zeit, vermehrt über die Werte in ihren Werken nachzudenken." Die 30-jährige Frau aus Bad Oldesloe in Schleswig-Holstein muss wissen, wovon sie spricht: Sie hat vor kurzem zusammen mit Katharina Schneider-Roos in der Reihe "Culturescapes" ein Buch zur chinesischen Gegenwartskunst herausgegeben. Wir treffen Thiedig in einem Café in Beijing.
"Das Ende der 1970er-Jahre und die 1980er waren, stark vereinfacht gesagt, die Zeit des Aufholens und des Experimentierens. Nach 1989 bewegte sich die Kunst in den 1990ern als Subkultur im Untergrund. Ab 2000 begann dann die Zeit der Kulturindustrie", fasst Thiedig zusammen. "Nun gibt es wieder eine Wende. Diesmal in Richtung mehr Inhalt." Wohin diese Reise geht, sei allerdings schwer abzuschätzen. Aber eines ist für die junge Frau klar: "Diesen Umbruch finde ich sehr interessant – und das macht es für mich derzeit auch so spannend, in China zu sein."
Thiedig lebt schon eine ganze Weile im Reich der Mitte. Das erste Mal kam sie vor über zehn Jahren nach China. Damals hatte sie gerade ihr Abitur hinter sich und wollte in eine völlig andere Kultur eintauchen. Im Stadtviertel Wudaokou im Norden der chinesischen Hauptstadt schrieb sie sich an der Beijinger Universität für Sprachen und Kultur (Beiyu) ein. Ein Jahr lang lernte sie an dieser chinesischen Uni Zeichen und Grammatik. "Das war ein Sprung ins kalte Wasser", sagt sie. Direkt im Anschluss an ihren Magister in Hamburg verschlug es die studierte Sinologin und Germanistin Anfang 2007 erneut nach China. Seit Anfang 2009 ist Thiedig freiberuflich in Beijing tätig. Sie textet und übersetzt, organisiert Kunstreisen, veranstaltete für einen deutschen Autor eine Lesereise durch China – und sie schrieb ihr Buch. Das Langzeitziel: Eine eigene Agentur zur Kulturvermittlung.
"Die Idee für das Buch hatte ich schon eine Weile", erklärt Thiedig. Als sie die Mitherausgeberin kennen lernte, wurde es dann Ernst. "Wir wollten Kultur- und Kunstinteressierten ein Basiskompendium für das Jahrzehnt nach der Jahrtausendwende bieten." Denn zu den Jahren davor sei bereits viel geschrieben worden. "Da Katharina bereits seit zehn Jahren hier lebt und auch mein erster Chinaaufenthalt auf das Jahr 2000 fällt, konnten wir nicht nur auf unsere eigenen Erfahrungen zurückgreifen, sondern kannten auch viele in ihren jeweiligen Szenen involvierte Kunstschaffende. Diese wollten wir in unser Projekt einbeziehen." Passend zum "Jahr des Gedenkens 2009" wollten sich die beiden gemeinsam mit ihren Autoren an diese zehn Jahre erinnern. So hatten im vergangenen Jahr zahlreiche Ereignisse aus der jüngeren chinesischen Geschichte einen runden Jahrestag wie etwa das 60-jährige Bestehen der Volksrepublik oder auch der 90. Jahrestag der 4. Mai-Bewegung.
Wie es nun konkret weitergeht, steht noch in der Schwebe. Thiedig interessiert sich sehr für unabhängiges zeitgenössisches Theater und chinesische Literatur, was immerhin ihr Studienschwerpunkt war. "Doch ich lese noch immer zu langsam", sagt sie. Sie glaubt nicht, dass in der chinesischen Gegenwartsliteratur ausschließlich Müll produziert wird. "Es wird auch viel im Internet geschrieben. Dort haben sich ganz neue und faszinierende Erzählstrukturen herausgebildet, die es in diesen Formen im Westen nicht gibt. Das wird oft übersehen."
Irgendwann soll es auch wieder nach Deutschland zurückgehen: "Ich habe meine eigenen Fünfjahrespläne", lacht Thiedig. "Ich will noch etwa fünf Jahre in China bleiben und spätestens in zehn Jahren wieder in Deutschland sein. Für immer möchte ich nicht hier bleiben." Dazu sei ihr vor allem der Sommer zu heiß; der kalte Winter störe sie wenig. "Am meisten vermisse ich die vielen Seen in meiner Heimat, wo man im Sommer schnell ins Wasser springen kann."
Quelle: german.china.org.cn
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