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10. 06. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Jungunternehmer

In China werden Probleme auf andere Weise gelöst Exklusiv

Schlagwörter: Metallhandel Grondmet Gassmann Stahlhersteller

von Elke Lütke-Entrup, Beijing

Dass man in China auch in einem weniger bekannten Wirtschaftszweig erfolgreich sein kann, zeigt Maarten Gassmann. Der 31-jährige Jungunternehmer handelt mit Metallen und hat im Herbst 2009 in Beijing einen Ableger des Düsseldorfer Familienunternehmens Grondmet eröffnet. Im Gespräch mit China.org.cn erzählt er Anekdoten aus seinem Arbeitsalltag.

Gassmann während eines Telefonats mit einem Kunden

Die Grondmet GmbH beliefert seit 1964 Stahlwerke und Gießereien mit Nobellegierungen und Nebenmetallen. Maarten Gassmann kauft diese bei asiatischen Produzenten ein und verkauft sie an seinen Hauptkundenstamm, meist Stahlhersteller oder Händler in Europa. Von 1997 bis 2007 arbeitete Grondmet in einem Joint Venture mit einem chinesischen Unternehmen zusammen. Mit Beginn der Finanzkrise zog sich das Unternehmen aus dem chinesischen Markt zurück und eröffnete nach der weltweiten Wirtschaftserholung in Beijing ein Representative Office.

Gassmanns kleine Unternehmensrepräsentanz liegt im Norden Beijings am vierten Ring. Dort arbeitet er mit seinem 26-jährigen chinesischen Kollegen Liu Tengfei und einer Sekretärin. "Das ist schon die dritte, die hier sitzt", sagt er. "Die erste Sekretärin sollte sich um eine Verlängerung meines Visums kümmern. Ich habe ihr gesagt, wenn sie es nicht hinkriegt, gehen wir zu einer Agentur, kein Problem. Zwischendurch habe ich immer wieder gefragt, wie es läuft und sie sagte, es sei alles ok. Zwei Tage bevor mein Visum abgelaufen war, wurde ich unruhig. Auf meine Nachfrage hieß es wieder 'yes tomorrow, I know'. Als ich darauf beharrt habe 'nein jetzt', brach sie in Tränen aus und rannte aus dem Büro. Im Nachhinein ist das ein Beispiel, wie man es nicht macht", erzählt Gassmann weiter. "Sie war mit der Situation überfordert, konnte es mir aber kulturbedingt nicht offen sagen. Ich habe ihre Kompetenzen falsch eingeschätzt. In Deutschland hätte diejenige vorher den Mund aufgemacht."

Mit seinem Kollegen Liu Tengfei lief es hingegen von Anfang an gut. Sein Vater hatte bereits in den 1990er Jahren mit Lius Vater zusammen gearbeitet. "Man braucht halt Leute, denen man vertrauen kann. Wir kommen auch privat gut miteinander aus." Liu ist seit 2009 mit dabei. "Als Westler muss man akzeptieren, dass in China Probleme auch gelöst werden, nur auf andere Weise", sagt Gassmann. Bei seinem Kollegen schaue er nur auf das Arbeitsergebnis und kontrolliere nicht mehr jeden Arbeitsschritt.

Bei seinen Handelspartnern sei das wieder etwas anderes: "Meine goldene Regel hier in China heißt: Verzichte lieber auf ein Geschäft, als dass du es mit jemandem machst, den du nicht hundert Prozent kennst." In Guangzhou hatte er einmal Metalle gekauft, die vor der Lieferung zum Endkunden in einem Lagerhaus zwischengelagert werden sollten. Nachdem er bezahlt hatte, fragte er dort an, ob sie ihm die Besitzurkunde für die Ware schicken könnten. "Dort hieß es, sie hätten den Namen Grondmet nie gehört", erzählt Gassmann. "Am Ende stellte sich heraus, dass das Material dem Lieferanten nicht gehörte, sondern er zuerst unser Geld brauchte, um seinen eigenen Lieferanten zu bezahlen. Irgendwann rief auch das Lager an und sagte: 'Jetzt wissen wir endlich, wer ihr seid, ihr seid doch die GmbH aus Deutschland'. Sie dachten, unsere Firma würde nicht Grondmet heißen, sondern GmbH, und hatten uns mit allen anderen Firmen, mit denen sie zusammenarbeiteten in einen Topf geworfen. Seitdem gehen Zahlungen immer erst dann raus, wenn ich die erforderlichen Unterlagen für einen Geschäftsabschluss wirklich in den Händen halte."

Von Beijing aus will Gassmann künftig verstärkt den asiatischen Markt abdecken, und mit Metallen aus Korea, Japan und Vietnam handeln. "In den 90er Jahren war das hier eher ein Einkaufsbüro. Nun wollen wir von hier aus auch verkaufen, zum Beispiel Erze aus Südamerika." Durch die Finanzkrise habe sich die Rohstoffwelt verschoben. Der Export zahlreicher Produkte aus China sei gedrosselt und Exportzölle und -quoten eingeführt worden. "China ist immer noch der wichtigste Handelsort, aber seit letztem Jahr rücken Länder wie Korea und Vietnam immer mehr in den Mittelpunkt."

Gassmann ist kein BWLer, sondern hat Anglistik und Germanistik studiert. "In der Metallhändlerbranche haben nur wenige ein Wirtschaftsstudium. Viele sind entweder Quereinsteiger oder durch die Familie zu dem Beruf gekommen."

Auf die Frage, ob sein einjähriger Sohn Paul auch einmal in das Unternehmen einsteigen soll, antwortet er mit einem Augenzwinkern: "Der soll sich einen ordentlichen Job suchen."

Quelle: german.china.org.cn

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