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11. 02. 2011 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Immer mehr chinesische Senioren leben in "leerem Nest"

Schlagwörter: Leeres Nest, Alterung, Altenpflege

Die zunehmende Vergreisung der chinesischen Gesellschaft schafft neue Herausforderungen für das Altenpflegesystem des Landes. Während dieses Frühlingsfestes wurde ein Brief eines alten Vaters an seinen Sohn rasch über das Internet verbreitet, der wiederum Diskussionen über sogenannte "Leeres Nest"-Familien auslöste.

" (…) Neben einigen fernen, ja beinahe schon verblassten Erinnerungen haben deine Mutter und ich fast keine schönen Themen mehr, über die wir sprechen könnten. Alles im Hause ist genau so wie vor 14 Jahren. Neben meinem Bett steht noch das schwarz-weiße Foto von dir als ein kleines Kind. Das Foto wurde am Xuanwu-See gemacht, wo wir dich häufig hinbrachten und gemeinsam am See spielten, als du noch klein warst…".

Dieser traurige Brief wurde von einem Senioren namens Wang Shaoming in der ostchinesischen Stadt Nanjing geschrieben, dessen Sohn im Ausland studiert und der zum Frühlingsfest nicht nach Hause kommen konnte.

Mit der zunehmenden Vergreisung der Gesellschaft und dem Ausschwärmen der jungen Arbeitskräfte sind immer mehr Familien "leere Nester" geworden – alte Eltern, die alleine zu Hause leben. "Leere Nester" sind ein wachsendes soziales Problem. Laut einer Statistik der "Nationalen Kommission für Senioren" aus dem Jahr 2009 leben in China von 167 Millionen alten Menschen in einem Alter von über 60 Jahren die Hälfte ohne ihre Kinder. Einige der Senioren werden nicht einmal ausreichend von ihren Kindern gepflegt. "Leeres Nest" – ein passender Ausdruck für ein neues gesellschaftliches Phänomen, und eine große Herausforderung für die alternde Bevölkerung Chinas.

Psychologische Probleme

Die Chinesische Tageszeitung Legal Daily veröffentlichte jüngst eine Studie laut der viele Alte in den "leeren Nestern" unter psychologischen Problemen oder negativen Emotionen einschließlich Angst, Einsamkeit, Depressionen und Schlafstörungen leiden. Im Vergleich zu den körperlichen Krankheiten sei der Mangel an seelischem Trost ein größerer Schaden für die Alten, so die Legal Daily.

Bei der Untersuchung in der Stadt Changde, Provinz Hunan, erfuhr ein Journalist der Zeitung von solch einem Fall: Ein 81-jähriger Mann sprang vom Balkon seiner Wohnung im zweiten Stock hinunter. Er erlitt dabei eine Kopfverletzung und einen Trümmerbruch an der linken Hand. Als der alte Mann in ein Krankenhaus gebracht wurde, sagte er: "Alleine leben ist sehr hart und langweilig." Laut den Nachbarn war seine Ehefrau schon vor vielen Jahren gestorben, seine beiden Söhne arbeiteten in einer anderen Stadt und kämen deshalb nur selten zu Besuch. Der Alte müsse sich um sich selbst kümmern und sei im Laufe der Zeit immer seltsamer geworden. Oft bleibe er einfach den ganzen Tag im Haus, ohne ein Wort zu sprechen oder etwas zu essen. An jenem Morgen habe sich die Laune des Alten zusehends verschlechtert. Er habe, so die Nachbarn, schließlich diese tragische Methode gewählt, um seinen Kummer auszudrücken.

Wang Xiaoyan, Expertin für Sozialfürsorge, erzählte der Zeitung eine andere Geschichte. Ein über 80-jähriger Mann namens Chai starb am 9.April 2009 in seinem Haus in einem Vorort von Beijing, nachdem er von seinen Söhnen im Stich gelassen worden war.Chai war verhungert. Erst 15 Tage nach seinem Tod wurde er von seinem Enkel gefunden. Im darauf folgenden Jahr wurden seine drei Söhne vor Gericht gestellt.

Wang Xiaoyan betonte, dass die Altenpflege in diesen "Leeres Nest"-Familien ein zunehmendes Problem der chinesischen Gesellschaft darstelle. Besonders in städtischen Apartmenthäusern verkehrten die Nachbarn wenig miteinander, so dass manche Alte erst einige Tage nach ihrem Tod gefunden werden, so Wang.

Herausforderungen für Altersversorgung

Untersuchungen ergaben, dass viele der in "leeren Nestern" lebenden Senioren sowohl physische als auch psychische Gesundheitsprobleme haben. Laut der Studie eines Beijinger Krankenhauses leiden mehr als 88 Prozent der befragten Alten in "leeren Nestern" unter chronischen Krankheiten. Mehr als 30 Prozent dieser Alten leiden gleichzeitig unter zwei chronischen Krankheiten, und 15 Prozent sogar unter drei. Psychologische Probleme und negative Emotionen wie Angst, Einsamkeit und Depressionen gefährden die Gesundheit älterer Menschen sehr. Der Mangel an Kommunikationen und seelischem Trost tut sein Übriges dazu. Die Altenpfleger sollten sich stärker um den mentalen Zustand der Senioren kümmern und sie ermutigen, mehr am Gesellschaftsleben teilzunehmen und ihr Selbstwertgefühl zu steigern.

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Quelle: german.china.org.cn

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