In Stuttgart hat ein 17-jähriger Jugendliche an seiner ehemalige Schule und auf der Flucht 15 Menschen getötet und sich selbst das Leben genommen. Auch Bundeskanzlerin Merkel ist "fassungslos" über diese Bluttat.

Foto des Todesschützen: Tim Kretschmer galt als ein "zurückhaltender" Junge. (CCTV)

Gegen 9.30 Uhr des gestrigen Vormittag: Die Jugendlichen in der Albertville-Schule saßen wie sonst in ihnen Klassenzimmern und haben wohl kaum erwartet, dass sie bald in ein blutiges Drama verwickelt werden würden. Tim Kretschmer, ein 17-jährige Junge im dunklen Kampfanzug, drang in seine ehemalige Schule ein und begann zu feuern. Von einer Minute zur anderen herrschte in drei Klassenzimmern blutiges Chaos: Zunächst brachte er fünf Jugendliche ums Leben. Sie seien "völlig überrascht" worden, schreiben deutsche Medien unter Berufung auf Polizeikreise. Manche hätten ihre Stifte noch in der Hand gehabt. "Seid ihr immer noch nicht alle tot?" rief der frühere Schüler daraufhin und ballert mit der Pistole seines Vaters weiter um sich. Vier Schüler von zwei anderen Klassen kamen dabei ums Leben, zwei von ihnen starben auf dem Weg ins Krankenhaus. Hinter einem Experimenttisch im Physikraum ist eine Lehrerin erschossen worden; zwei weitere Frauenleichen wurden im Flur gefunden. Sie hat der Amokläufer vermutlich auf seiner Flucht getötet, nachdem die Polizei zur Schule gelangt war. Andere sieben Schüler sind verletzt und befinden sich nun außer Lebensgefahr.

Die Pistole

Das Massaker ist damit jedoch noch nicht zu Ende gegangen. Nahe der Schule hat Kretschmer einen Mitarbeiter in einem Psychiatriezentrum getötet. Dann raubt er einen VW Sharan, nachdem das Auto von der Straße abkam. Den Fahrer hat der Junge leben gelassen. Unterwegs hat der Flüchtende eine Vielzahl von Munition zurückgelassen, als die Polizisten nach ihm fahndete. Deswegen gehen sie davon aus, dass der Attentäter eine weitaus größeres Blutbad geplant hatte. Nach Stunden der Verfolgung ist er in ein Autohaus in einem Gewerbegebiet geflohen, das in dem etwa 25 Kilometer von Winnenden entfernten Wendlingen liegt. Dort hat der Todeschütze noch einem Verkäufer und einem Kunde den Tod gebracht. Bei der anschließenden Schießerei mit der Polizei wurde der Schütze angeblich am Bein verletzt und nahm sich daraufhin nach Polizeiberichten selbst das Leben. Zwei Polizisten wurden ebenfalls schwer verletzt.

Das ganze Land wurde von dem Amoklauf an der Realschule erschüttert. Das Massaker erinnert die Leute wieder an die Bluttat in Erfurt vor sieben Jahren. Auf die Toten reagierten die Bundeskanzlerin Angela Merkel mit "Entsetzen und Trauer". Sie sei "wie alle Menschen in Deutschland entsetzt, bestürzt und fassungslos über das, was heute an der Albertville-Realschule in Winnenden" geschehen sei. Es ist "ein Tag der Trauer für ganz Deutschland", sagte sie in Berlin. Unter anderem haben auch viele deutsche Politiker das Mitleid über die Tote und ihre Angehörigen geäußert, heiß es in einer Pressemitteilung.

Auf der Straße vor der Realschule befindet sich ein Paar blutige Handschuhe auf dem Boden

Bisher bleibt das Motiv des jungen Mannes noch unklar. Der Attentäter hatte in der Albertville-Schule einen mittelmäßigen Abschluss gemacht und danach eine Ausbildung begonnen. Er galt als zurückhaltend, war Mitglied in einem Sportverein und besuchte einen Kraftraum. Der Polizei zufolge gab es keine Ankündigung im Internet. Für das Verbrechen hätten auch die Eltern keine Signale bemerkt. Der Vater ist ein Mitglied eines Schützenverein und besitzt insgesamt 15 Waffen. Als gelegentlicher Gastschütze hat der Junge gelernt, mit Pistolen umzugehen.

Nach Polizeiangaben wurde sein Elternhaus unmittelbar durchgesucht. Dabei hat man eine große Sammlung von Horrorvideos gefunden. Sein Nachbar Michael V., ein 19-jähriger Junge gab an, Kretschmer sei ein "Angeber". Oft habe er damit geprahlt, dass ihm der Vater viel Geld zusteckte. Außerdem sei er ein Einzelgänger gewesen und habe sehr oft die Leute mit seiner Art vergrault, sagte der Junge.

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