von Wolfgang Kuhn, Beijing

In Deutschland geht die Karneval-Saison ihrem Höhepunkt entgegen, vor allem in Mainz und in Köln wird wieder geschunkelt und gelacht, was die Jecken hergeben. Doch auch in Beijing erfreut sich die deutsche Karnevals-Kultur seit einigen Jahren steigender Beliebtheit.

Konkret wird in der Kultkneipe "Der Landgraf" in der Nähe des Himmelstempels seit 2006 ein Karneval gefeiert, der seinem großen Vorbild in Köln alle Ehre macht. Hinter der Veranstaltung steht Fritz Jäckel, ein Innenarchitekt aus – no na – Köln und Wirtschaftsbotschafter seiner Stadt in China: "Am Anfang standen gewisse Hemmungen, dass die Leute nicht verstehen, was Karneval eigentlich ist, wir haben aber Aufklärungsarbeit geleistet und alles Wissenswerte auf Chinesisch übersetzt. Mittlerweile ist unsere Veranstaltung fix etabliert", berichtet Jäckel stolz.

Und daran lassen die rund 400 begeisterten "Narren" keinen Zweifel aufkommen: Fast alle erscheinen mit einer mehr oder weniger ausgefallenen Kostümierung, und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. In einer Ecke prosten sich die Blues Brothers zu, ägyptische Pharaonen üben den Mumienschritt, Transformers tanzen mit dem Rotkäppchen und bei der Polonaise wackeln Polizisten und chinesische Prinzessinnen in trauter Eintracht durch das Lokal. Besonders beeindruckend ist die Textsicherheit auch bei vielen chinesischen Gästen, die lauthals deutsche Partykracher von "99 Luftballons" bis "Viva Colonia" mitsingen. Gegen trockene Kehlen hilft natürlich ein frisch gezapftes Kölsch, dazu gibt es Leckerbissen aus der "Echt Kölschen Brauhausküche" von der Schweinshaxe bis zum Kartoffelsalat mit Sauerkraut.

Fritz Jäckel hat jedenfalls allen Grund, zufrieden zu sein: "Das Restaurant hat einfach diese typisch kölsche, entspannte Atmosphäre. Das hilft ungemein. Viele Baumaterialien, etwa die dreilagigen Fenster, die alte Sudpfanne über der Theke oder die Küche wurden damals eigens aus Deutschland hergeschifft. Dadurch ist die Atmosphäre bei uns originaler und die Gäste können ausgelassen feiern." Was sie dann auch bis in die frühen Morgenstunden getan haben. Im Folgenden einige "Beweisbilder"!