Um sich selbst ein spezielles Geschenk zum 22. Geburtstag zu machen, hat ein junger Chinese namens You Yikun eine – in den Augen seiner Freunde verrückte - Reise getan: Er machte ganz alleine eine 21-tägige transkontinentale Reise von der südwestchinesischen Stadt Chongqing nach München. Mit dem Zug legte er insgesamt etwa 14000 Kilometer zurück und besuchte unterwegs 14 Städte in 9 Ländern.

You Yikun ist ein Hochschulabsolvent des Spanienprogramms an der Fremdsprachenuniversität Sichuan. Er wurde 2011 von der spanischen Universität Málaga aufgenommen. Sein Studienfach ist Tourismus. Ab September dieses Jahres studiert er für ein Semester in Deutschland. Er wollte jedoch nicht mit dem Flugzeug dorthin reisen. Nach reiflicher Überlegung beschloss er, von Chongqing mit dem Zug nach München zu fahren.

Am 11. August kam er in Beijing an und kaufte sich eine Fahrkarte für den Zug K3. "Der K3 ist ein Zug der Transsibirischen Eisenbahn durch China, die Mongolei und Russland mit einer Strecke von 7826 Kilometern. Die Zugfahrt dauert über 130 Stunden", erklärte You Yikun.

Die 21-tägige Zugreise genoss You Yikun sehr. Vor seinen Augen zeigte sich die Landschaft jeden Tag in einem anderen Kleid. Er fuhr durch die ausgedehnte mongolische Steppe, am blauen Baikalsee vorbei, durchquerte die sibirischen Wälder und bestaunte das Monument für Eurasien. Er hat im Zug viele neue Freunde getroffen und einmal sogar mit den Schaffnern zusammen Maultaschen gekocht.

Auch Probleme musste You Yikun auf seiner Reise lösen. Bei der Grenze zur Einreise nach Russland wurde sein Pass mehrmals von den Beamten geprüft. Für Misstrauen sorgte sein Aufenthaltsvisum als Student in Spanien. Er hatte inzwischen seine Frisur gewechselt, und die Person auf dem Foto im Visum ähnelte dem 22-jährigen You Yikun in keiner Weise mehr. Der Zug musste wegen ihm für eine halbe Stunde an der Grenze warten. Am 18. August erreichte er Moskau. Dort musste er eine Nacht verbringen. Also wollte er jemanden nach dem Weg zum nächsten Gasthaus fragen, aber die Menschen um ihn sprachen kein Englisch. Es kostete ihn viel Mühe, bis er endlich eine Jugendherberge fand.

Was auf You Yikun einen tiefen Eindruck hinterlassen hat, sind nicht nur die Erlebnisse im Zug, sondern auch die Wanderungserfahrung in den Städten entlang den Bahnlinien. Um Verkehrskosten zu sparen, reiste er mit seiner Kamara durch jede Stadt stets zu Fuß. Am 31. August ist er endlich in München angkommen.

You Yikun sagte voller Stolz: "Ich musste in meiner Jugend etwas Verrücktes tun. In einigen Dutzend Jahren kann ich meinen Kindern und Großkindern meine Lebensgeschichten erzählen. Das ist mir wichtig!"

Für diese Reise hat er 5779 Yuan (circa 730 Euro) ausgegeben. Das Geld hat er selbst während des Studiums verdient. Seine Eltern haben ihn zu Selbstständigkeit erzogen, und darauf legt er großen Wert.