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16. 04. 2015 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Das „Rom" Chinas? Luoyangs steiniger Weg in die Vergangenheit

Schlagwörter: Jungsteinzeit, Nationalblume

Die Veranstalter des 33. Pfingstrosenfestes umschreiben den Ausstellungsort Luoyang stolz mit einem einzigen Wort: „Qiyuan" – dem „Anfangspunkt". Dieser Begriff erscheint tatsächlich in so mancher Hinsicht äußerst passend. In Luoyang siedelten die Vorfahren der chinesischen Bevölkerung bereits in der Jungsteinzeit. Hier sollen sowohl Konfuzius als auch Laozi, die Schöpfer des Konfuzianismus und des Daoismus, gelebt und gelehrt haben. Auch diente Luoyang ab dem Jahr 25 n. Chr. als Hauptstadt verschiedener früher Kaiserdynastien, weshalb der Ort oftmals als das „Rom" Chinas bezeichnet wird. Geographisch gesehen war Luoyang der östliche Anfangspunkt der historischen Seidenstraße. Durch diese Verbindung zu anderen Zivilisationen konnte sich in Luoyang der chinesische Buddhismus entfalten. Überdies residierte hier ab dem Jahr 690 die erste und einzige chinesische Kaiserin, Wu Zetian. Und nicht zuletzt ist Luoyang der Geburtsort der chinesischen Päonie, der Nationalblume Chinas.

Viele dieser historischen Superlative gelten als gesichert. Klassische Schriftquellen und einige kostbare archäologische Befunde geben Zeugnis. Bedauernswert ist jedoch, dass viele Beweise noch in den Untiefen der Gesteinsschichten von Luoyang schlummern und auf ihre Entdeckung warten.

Umso wertvoller sind die Artefakte, die heute bereits erforscht sind. Besonders eine Stätte ist die Schatzgrube für Wissenschaftler schlechthin: Die Ursprünge und die Entwicklung des chinesischen Buddhismus, die künstlerische Entfaltung chinesischer Skulptur, Kalligraphie und Architektur sowie die Philosophie des Fengshui sind an kaum einem Ort so deutlich abzulesen, wie an den Longmen-Grotten.

Mit der Entfaltung des chinesischen Buddhismus wurden in der Zeit der Nördlichen Wei-Dynastie (386-534) bis zur Tang-Dynastie (493-907) zu beiden Seiten des Yishui-Flusses 2.345 Grotten geschaffen, die etwa 3.000 religiöse Inschriften und über 100.000 buddhistische Statuen bergen. So fungieren die Longmen-Grotten als ein großes Steinskulptur-Museum mit reichhaltigem Material über die Geschichte der bildenden Künste. Offiziell wurden die Longmen-Grotten 1961 unter staatlichen Schutz gestellt und auf die Liste chinesischer Denkmäler aufgenommen. Es folgte die Einrichtung von Fonds zum Erhalt der Stätten und zum Ausbau touristischer Infrastrukturen. Im Jahr 2000 wurden sie offiziell zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Weitere archäologische Nachweise präsentieren die städtischen Museen von Luoyang. In der Dauerausstellung des Luoyang-Museums etwa befinden sich bedeutsame Relikte kunsthandwerklicher Erzeugnisse aus mehreren Jahrtausenden – von neolithischen Keramikgefäßen und frühchinesischen Bronzekesseln bis hin zu feinstem Porzellangeschirr aus der Song-Dynastie (960-1279). Die Exponate belegen, dass Luoyang bereits vor 7.000 Jahren als Siedlung fungierte.

Besonders stolz ist Luoyang auf die Eröffnung einiger neuer musealer Komplexe in der alten Kaiserstadt: Vor kurzem konnten der „Helle Tempel" und der „Himmelstempel", in denen Wu Zetian residierte, eröffnet werden. Über den Fundamenten der beiden Gebäude wurden mit großem Aufwand die Architekturen des 7. Jahrhunderts nachempfunden. Diese glitzern und glänzen in Bronze, Gold und Marmor. Eine pompöse Ausstattung, jede Menge visuelle Sondereffekte und interaktive Angebote sollen den Besuchern ein „Erlebnis" bieten. In den Hintergrund rückt dabei der eigentliche wertvolle Bestandteil der Einrichtungen – die archäologischen Überreste der antiken Kultur, der Ansatzpunkt der Museen.

Die glitzernde Aufarbeitung der Vergangenheit, was bietet sie uns? Wir können sie konsumieren, wie eine Tüte Popcorn im Kino. Doch trägt sie nur wenig zum tatsächlichen Verständnis der faszinierenden Geschichte der alten Kaiserstadt bei. Luoyang könnte aus historischer Sicht noch so viel mehr bieten. Jedes Jahr kommen – oftmals durch Zufälle – weitere Schätze an die Oberfläche. Zum Beispiel die Relikte des Regierungssitzes aus der Nördlichen Song-Dynastie (960–1126) und die Fundamente des „Himmelstors" aus der Sui-Dynastie (581–618) in den 1990er Jahren oder die kaiserlichen Gräber der Östlichen Han-Dynastie (25-225) und das Mangshan-Mausoleum im Jahr 2007. Adäquate Maßnahmen zur Erschließung dieser „Staatschätze" fehlen allerdings.

Guo Mengbao, Reiseleiter für die Kaiserstadt in Luoyang, betont, dass angesichts der langen Geschichte der Stadt noch unzählige weitere, bisher unbekannte Artefakte vorhanden sein müssen. Aus verschiedenen Ursachen habe man diese allerdings noch nicht weiter erforscht. Als Hauptgrund nennt er, dass sich die chinesischen Archäologen die Ausgrabung und den Erhalt der Relikte bisher nicht zutrauten. Der Austausch mit westlichen Archäologen in diesem Bereich sei aus politischer Hinsicht und Fragen der „Gesichtswahrung" nur sehr bedingt erwünscht. Kontakte zum Deutschen Archäologischen Institut, das im Jahr 2009 in Beijing offiziell eine Außenstelle einrichten konnte, stellten einen guten ersten Schritt dar, so Guo.

Ist Luoyang das „Rom" Chinas, wie die Veranstalter des Pfingstrosenfestes wiederholt betonen? In historischen Jahreszahlen gemessen und in der Funktion als kultureller Ursprungsort mag dieser Vergleich durchaus zutreffen. In der Aufarbeitung dieser Jahrtausende umfassenden Geschichte liegt das europäische Gegenüber jedoch schon sehr viel deutlicher vor den Augen der Wissenschaft. Es ist kaum auszumalen, welche Entdeckungen die Welt noch erwarten kann, wenn sich die chinesische Archäologie in tiefere Gefilde vorwagt.

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Quelle: CRI

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