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15. 09. 2015 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Bauern profitieren
Bei einer nationalen Konferenz am 18. August in Zhonghaoyu wurde das Dorf für seine erfolgreiche Armutsbekämpfung mit Hilfe des Tourismus ausgezeichnet.
Wang Degang, Dekan des Fachbereichs Tourismus der School of Management an der Universität von Shandong, erklärte, dass Zhonghaoyu weder ein Vorreiter bei der Entwicklung des Tourismus war, noch eine ungewöhnlich umfangreiche Tourismusbranche aufweisen könne. Das Dorf verkörpere aber einen Trend im Agrartourismus, nämlich Bauern in ein vom Dorf betriebenes Tourismusunternehmen zu integrieren und sie davon profitieren zu lassen.
Der Tourismus habe eine tragende Rolle bei der Armutsbekämpfung auf dem Land gespielt, erklärte Li Jinzao, Leiter der Chinesischen Tourismusbehörde (CNTA), auf der Konferenz. Seinen Angaben zufolge half er seit 2011 mehr als 10 Millionen Landbewohnern, das sind mehr als 10 Prozent der gesamten verarmten Bevölkerung.
Durch den Tourismus kann ein Dorf 70 Prozent seiner Anwohner aus der Armut befreien. "Mindestens die Hälfte der 128.000 verarmten Dörfer in China bieten in dieser Hinsicht die nötigen Voraussetzungen", betonte Li. "Der Tourismus kann eine große Zahl an Arbeitskräften einbinden, die Produktionskosten sind niedrig und er bringt schnelle Ergebnisse bei der Armutsbekämpfung."
Die meisten ländlichen Regionen punkten mit grünen Bergen, sauberem Wasser und reiner Luft, ihren Spezialitäten und ihrer Folklore, all das werde von Stadtbewohnern sehr geschätzt, erklärte Li Jianguo, leitender Berater des Forschungszentrums für Agrartourismus in der Provinz Jiangxi.
Noch wichtiger: Der Agrartourismus wird durch steigende Einkommen und die wachsende Zahl der Autobesitzer in den Städten sowie die verbesserte Infrastruktur auf dem Land angeheizt.
In der Provinz Anhui gibt es reichlich landwirtschaftliche und touristische Ressourcen. Letztere liegen nach Angaben örtlicher Tourismusbehörden zu 70 Prozent in ländlichen Gegenden. Anhui hat daher vor Kurzem eine ganze Reihe großer Projekte zum Bau und zur Sanierung von Straßen, die zu Sehenswürdigkeiten führen, gestartet.
"Bis Ende 2014 gab es 1,7 Millionen Bauernhofhotels und mehr als 30.000 Freizeithöfe in China", erläutert Li Jianguo. Diese Bauernhöfe generieren Jahreseinnahmen von mehr als 120 Milliarden Yuan (18,84 Milliarden US-Dollar), 30 Millionen Bauern profitieren davon.
Statistiken, die von der CNTA und der Leitungsgruppe für Armutsbekämpfung und Entwicklung beim Staatsrat bei einer Pressekonferenz am 10. Juli gemeinsam bekannt gegeben wurden, prognostizieren, dass im Zeitraum von 2015 bis 2020 weitere 12 Millionen Menschen, die unter der Armutsgrenze leben – das sind 17 Prozent der gesamten in Armut lebenden Bevölkerung - durch Jobs im Tourismus zu mehr Wohlstand gelangen.
Agrartourismus noch in den Kinderschuhen
Der Agrartourismus in China befinde sich noch in der Anfangsphase, räumte Li Jianguo ein. Zurzeit bietet er Touristen meistens nur die Möglichkeit, in einem Bauernhaus zu leben und bei der Ernte zu helfen.
Für die langsame Entwicklung macht er Probleme wie schlechtes Management, eine fehlende Produktdiversifizierung und eine zu große Abhängigkeit von staatlichen Förderungen verantwortlich.
"Es sind größere Anstrengungen erforderlich, um Bauern bei der Gründung von Tourismus-Kooperativen zu helfen, neue Reiseprogramme auf die Beine zu stellen und Touristen besser miteinzubinden", erklärte er. "Bauern sollten im Zuge der Entwicklung des lokalen Tourismus zu einem individuellen Auftreten am Markt ermutigt werden, zusätzlich müssen Umwelt und kulturelle Ressourcen geschützt, die touristische Infrastruktur verbessert und vor allem die ländliche Gastfreundschaft und das Lokalkolorit bewahrt werden."
Agrartourismus wird üblicherweise mit der landwirtschaftlichen Produktion verbunden. So ist Rentian im Kreis Shanghang (Provinz Fujian) berühmt für seine Weintrauben, folglich entwickelt das Dorf auch den Tourismus auf dieser Basis. Liu Shaoho managt ein Weingut. Nachdem der Tourismus zu einer Säulenindustrie der Region geworden ist, brauche er sich um Transport und Verkauf der Trauben keine Sorgen mehr zu machen, erzählt er. Die Touristen strömen in Scharen auf das Weingut, pflücken Trauben und kaufen sie gleich vor Ort.
Seit einigen Jahren bauen die Dorfbewohner zusätzlich Blumenkohl, Sternfrüchte und Pampelmusen an, die auch außerhalb der Weinernte Touristen in den Ort locken.
"2014 kamen mehr als 150.000 Besucher ins Dorf, sie erzeugten Einnahmen von über 75 Millionen Yuan (11,78 Millionen US-Dollar). Beides, die Zahl der Touristen und die durch sie erzielten Einnahmen, steigen jährlich um mehr als 20 Prozent", erklärte Lin Huowen, ein örtlicher Beamter.
Um die Armutsbekämpfung mit Hilfe des Agrartourismus zu fördern, verkündeten die CNTA und die Leitungsgruppe für Armutsbekämpfung und Entwicklung auf der Konferenz vom 18. August acht Maßnahmen. Dazu zählen eine beschleunigte Tourismusplanung, die Bereitstellung von Geldern für die Verbesserung der ländlichen Infrastruktur und Schulungsangebote.
Der Tourismusentwicklungsfonds der CNTA wird insgesamt 100 Millionen Yuan (15,71 Millionen US-Dollar) verteilen, um Dörfer, die erste Schritte im Tourismus unternehmen, beim Bau öffentlicher Toiletten finanziell zu unterstützen, jedem Dorf stehen demnach 200.000 Yuan (31.400 US-Dollar) zu.
Die Regierung wird außerdem jedem verarmten Haushalt, der sich im Tourismus engagiert, einen bürgschafts- und hypothekenfreien Kredit zwischen 30.000 und 50.000 Yuan ((4839 bis 8065 US-Dollar) zum Referenzzinssatz und mit einer Rückzahlfrist von maximal drei Jahren zur Verfügung stellen. Der Zinsnachlass wird durch den Armutsbekämpfungsfonds der Regierung finanziert. Unternehmen, die den Tourismus in armen Regionen entwickeln, haben Anspruch auf Niedrigzinskredite.
Die Regierung will außerdem rund 2000 Personen pro Jahr ausbilden, die Dorfbewohner beim Aufbau des Tourismus anleiten können. Jugendliche aus armen Familien in Pilot-Dörfern können einen einmaligen Zuschuss von maximal 3000 Yuan (471 US-Dollar) beantragen, um eine Touristikfachschule zu besuchen.
Quelle: Beijing Rundschau
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