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31. 10. 2008 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Vertuschungsskandal

Nach Grubenunglück: Journalisten hielten die Hand auf und schwiegen

Der Besitzer einer illegalen Kohlenmine versuchte monatelang, einen größeren Unfall zu vertuschen und bestach dafür in einem großen Umfang Journalisten. Viele von ihnen sollen aber Hochstapler gewesen sein.

Manche Geschichten lesen sich ein bisschen wie der Plot eines schlechten Films. So auch die Ereignisse rund um eine illegale Kohlemine in der Provinz Shanxi. Angefangen hatte alles vor gut drei Monaten. Am 14. Juli explodierte in ihr unsachgemäss eingelagerter Sprengstoff, wobei 35 Menschen ums Leben kamen. Die Betreiber der illegalen Grube hätten die Leichen beiseite geschafft und versucht, Hinweise auf die Explosion zu vertuschen. Dies berichtete Huang Yi, ein Sprecher der Behörde für Arbeitssicherheit, laut Berichten von Xinhua bereits vor über einer Woche.

Gerüchte über die Explosion und einen weiteren Todesfall zog bald nach dem Unglück eine Reihe von findigen Journalisten an. Diese wollten aber nicht über den Unfall berichten, sondern Schweigegeld kassieren, schrieb gestern die China Daily. So sprachen am 24. und 25. September Journalisten bei der Unglücksgrube vor und kassierten Schweigegelder zwischen umgerechnet 220 Euro und 5000 Euro. Der Grubenbesitzer soll so insgesamt knapp 14.000 Euro bezahlt haben.

Genutzt hat es im wenig. Dai Xiaojun, ein Reporter der Wochenzeitung Xibu (West Times), deckte den Skandal schließlich vor ein paar Tagen in einem Blog auf. Auch er war laut einem Bericht der China Youth Daily zur Mine gefahren und habe die Szene, die sich ihm dort bot, folgendermassen beschrieben: Vor Ort habe es zehn Büros geben, die alle bereits mit Journalisten gefüllt waren. In einem Raum mussten sie sich registrieren. In einem weiteren bekamen sie das Schweigegeld ausbezahlt. Dai kannte keinen einzigen der Journalisten. "Alle mussten sich in eine Liste eintragen und angeben, für welche Medien sie arbeiten. Insgesamt 39 Zeitungen und Magazine, darunter auch namhafte", schreibt Dai. Manche Medienunternehmen seien vermutlich einfach erfunden worden und auch von seiner Zeitung hätten sich zwei Mitarbeiter angemeldet, von denen er jedoch noch nie gehört habe.

Dass ein Großteil der angeblichen Journalisten clevere Hochstabler gewesen sei, bestätigte auch die Provinzregierung von Shanxi, die gestern Abend zum Fall eine Pressekonferenz veranstaltet hatte, wie Shanxi Evening News schrieb. Von den 28 Autoren, welche den Behörden bekannt seien, hätten nur zwei eine Journalistenlizens gehabt. 26 der Schweigegeldempfänger seien demnach Hochstapler gewesen. Weiter berichtete die Regierung, dass 25 Verantwortliche bereits entlassen worden seien und 22 weitere strafrechtlich verfolgt würden. Die Minenbetreiber, drei Brüder, seien festgenommen worden. Die Provinzregierung versprach, den Fall weiter zu untersuchen. Shanxi ist mit einer Produktion von über 600 Millionen Tonnen Kohle im vergangenen Jahr die größte kohleproduzierende Provinz Chinas.

Inzwischen ereignete sich nach Berichten von Xinhua in der benachbarten Provinz Shanxi am späten Mittwoch bereits eine weitere Explosion in einem Kohlebergwerk. Dabei seien 29 Bergleute verschüttet worden.

Quelle: german.china.org.cn

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