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20. 11. 2008 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Der UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erläutert seine Sicht zur Finanzkrise. In vier Punkten schildert er, welche Schritte unternommen werden sollten, und warum es notwendig ist, umgehend zu handeln.
Die Welt muss nicht daran erinnert werden, wie wichtig dieser Zeitpunkt in der Geschichte ist. Wir sehen es täglich in den Medien. Eines Tages meldet eine große Bank, ein Versicherungsunternehmen oder ein Autobauer Rekordverluste. Als nächstes wird darüber diskutiert, wie die Auswirkungen auf die verschiedenen Nationen aussehen und darüber, wie die Ärmsten der Armen unter dieser Situation leiden.
Menschliche Krise globalen Ausmaßes. In den vergangenen zwei Jahre habe ich mich mit vielen Krisen auseinandersetzen müssen. Die Finanzkrise ist jedoch überwältigend und so noch nicht dagewesen. Was als rein finanzielle Krise begann, ist inzwischen zur wirtschaftlichen Krise geworden, die sich global ausgebreitet hat. Jede Wachstumsvorhersage musste nach unten korrigiert werden. Und auch wenn es Anzeichen dafür gibt, dass die gut entwickelten Wirtschaften sich von der Panik erholen, die den Kreditmarkt eingefroren hatte, ist die Gefahr noch nicht vorüber. Meine größte Sorge gilt der potentiellen Entwicklung der heutigen Finanzkrise zur menschlichen Krise von Morgen.
Wir müssen uns ins Gedächtnis rufen, was Martin Luther King Jr. als die "grimmige Notwendigkeit des Jetzt" bezeichnet hat, wenn wir die zukünftigen Existenzen und Träume von Millionen von Menschen schützen wollen. Viele Finanzexperten haben Gründe für die Krise genannt. Politiker machen Vorschläge, um sie zu lösen. Wir verfolgen Gespräche über neue Regelungen für Banken und sogar über eine Umstrukturierung der globalen Finanzkonstruktion. All das ist wünschenswert. Und obwohl ich diese Debatte und die langfristigen Maßnahmen vollends anerkenne, so bin ich mir doch der Zeitnot äußerst bewusst. Unmittelbare Probleme verlangen auch unmittelbare Reaktionen.
Außerdem dürfen uns nicht erlauben, wegen der Finanzkrise andere kritischen Angelegenheiten zu vernachlässigen: den nicht zu akzeptierenden Grad von Armut und Hunger, die Nahrungsmittelkrise und den Klimawandel. Das würde die Situation von eh schon politisch anfälligen Ländern noch erschweren. Auf dem G-20 Finanzgipfeltreffen in Washington habe ich an diesem Wochenende vier Nachrichten überbringen können, die meine Gespräche mit verschiedenen UN Mitgliedstaaten widerspiegeln.
Vier notwendige Sofortmaßnahmen. Zuerst brauchen wir eine globale Stimulation, um diese Krise abzuwenden. Der IMF hat kürzlich angemerkt, dass das gesamte globale Wachstum für das Jahr 2009 wahrscheinlich aus den Wirtschaften der Schwellen- und Entwicklungsländer resultieren wird. Zunehmende öffentliche und private Aufwendungen werden in vielen Regionen nötig sein, um der sinkenden Nachfrage entgegen zu wirken.
Zweitens: diese Finanzrettungs- und hilfspakete dürfen nicht an den Grenzen der reichen Länder aufhören. Aufstrebende Märkte und Entwicklungsländer brauchen Luft in Form von Krediten und Tauschhandel. Außerdem müssen wir uns von Schutzpolitik abwenden. Ohne offenen Handel könnten Wachstum und Entwicklung komplett einbrechen.
Drittens sollte die globale Hilfe zum Teil aus Verbindlichkeiten der internationalen Gemeinschaft bestehen. In unserer heutigen Umwelt ist das erreichen der Millennium Entwicklungsziele (MDGs) mehr als nur ein moralisches Gebot. Es ist eine rationale wirtschaftliche Notwendigkeit.
Zu guter letzt müssen wir Dazugehörigkeit als wichtigen Begriff im Kopf behalten. In unserer unabhängigen Welt können diese Aufgaben nur durch Vielseitigkeit bewältigt werden. Wir brauchen eine faire, flexible und reaktionsfähige Vielseitigkeit, die von führenden Kräfte aus allen Bereichen unterstützt wird.
Auf Stimme der Weltbevölkerung hören. Während die G-20 Nationen, deren Oberhäupter sich in Washington getroffen haben, fast 80 Prozent des Welthandels und der -produktion ausmachen, waren mehr als 170 Länder, die ein Drittel der Weltbevölkerung repräsentieren, nicht anwesend. Unsere Aufgabe ist es, ihnen zuzuhören und auf ihre Anliegen einzugehen. Die nächsten Monate sind ausschlaggebend. Viele von uns werden sich in zwei Wochen wieder in Doha, Qatar treffen, um den Fortschritt in der Entwicklungsfinanzierung zu besprechen.
Vor sechs Jahren haben US Präsident George W. Bush und andere Staatsoberhäupter die ehrgeizigen Ziele angenommen, die das Herz der MDGs bilden. Die Geschichtsschreibung wird hart mit uns ins Gericht gehen, wenn wir es nicht fertig bringen, diese Verpflichtungserklärung in die Tat umzusetzen. Aus diesem Grund beschwöre ich alle Nationen, ihre wichtigsten Vertreter mit voller Entscheidungsgewalt nach Doha zu schicken, um zu tun, was getan werden muss. Im Dezember wird in Polen der Klimawandel diskutiert. Ein Jahr darauf findet das Treffen in Kopenhagen statt. Wir haben also ein Jahr, um eine Einigung zu erwirken, mit der sich alle Nationen anfreunden können.“
China: Millenniumsziele einhalten, Finanzkrise gemeinsam meistern. "Es bleiben uns nur noch sieben Jahre, um die Zahl der Menschen zu halbieren, die von weniger als einem Dollar pro Tag leben müssen“, hatte Wen Jiabao erst im September vor der UN-Versammlung gewarnt, "ich kann nur hoffen, dass wir als Staatsmänner Hand in Hand arbeiten, um größerere Verantwortungen zu schultern, und den armen Regionen und Menschen der Welt mehr Aufmerksamkeit und Mitgefühl zukommen lassen“. Wen hatte gefordert, alle Regierungen sollten zusammenarbeiten, um die fianzielle Krise zu meistern und ihre Hauptpriorität auf die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Welt legen. Bei der internationalen Hilfe zur Verringerung der Armut stünden die entwickelten Ländern besonders in der Verantwortung, sagte Wen. "Hilfe soll selbstlos und ohne Hintergedanken geleistet werden, insbesondere für die am wenigsten entwickelten Länder und Regionen", mahnte Wen. Er schlug den Geberländern vor, die Mittel für das Welternährungsprogramm in den nächsten fünf Jahren zu verdoppeln. Die internationale Gemeinschaft müsse noch mehr tun, um die Schulden der am wenigsten entwickelten Länder abzubauen oder ganz zu erlassen. Die Exportprodukte dieser Ländern sollten nicht mit Einfuhrsteuern belegt werden.
Quelle: Shanghai Daily
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