Geschäft mit Chinesen

Gesicht, Respekt und Harmonie Exklusiv

11.01.2016

von Elke Lütke-Entrup, Hongkong

„Löse das Problem, nicht die Schuldfrage.“ Dieses chinesische Sprichwort sollten deutsche Arbeitnehmer in China beachten. Dr. Andrea Thürmer Leung hat in Sozialwissenschaft und chinesischer Geschäftskultur promoviert und mehr als 20 Jahre lang im Reich der Mitte gearbeitet. Heute bereitet sie in ihrem Trainingsinstitut Dragon Business deutsche Arbeitnehmer auf ihren Einsatz in China vor. Im Gespräch mit China.org.cn erzählt sie vom chinesischen Geschäftsleben.

 

Andrea Thürmer Leung mit Kollegen. Offene Kritik führt in China zu Gesichtsverlust.

 

China.org.cn: Wie sollte man sich auf einen Geschäftstermin in China vorbereiten?

Dr. Andrea Thürmer Leung: Es ist wichtig, Interesse an Land, Kultur und Leuten zu zeigen. Dafür kann man interkulturelle Seminare besuchen oder ein paar Worte Chinesisch lernen.

Deutsche Geschäftsleute bereiten sich meist mit vielen Daten und Fakten sowie mit einer Marktanalyse vor. Dies ist wichtig, jedoch wird dabei das Private vergessen. In China ist es üblich, private Informationen über den Geschäftspartner zu recherchieren. Welche Vorlieben und Hobbys hat er? Wie könnte man der Ehefrau und dem Kind eine kleine Freude bereiten? Ich habe einem Geschäftspartner in Ningbo, einem FC Bayern Fan, immer wieder Fanartikel seiner Lieblingsmannschaft geschenkt. Die Beziehung profitierte davon.

Als Ausbildungsleiterin für das Hotelfach habe ich vor jeder größeren Verhandlung stundenlang, manchmal tagelang, die Situation durchspielen müssen. Meine Kollegen haben unter der Aufsicht unseres Vorgesetzten die Gegenpartei gespielt und mich mit unangenehmen Fragen konfrontiert. Anschließend war ich für jede Situation gewappnet.

 

Welches sind die schlimmsten "No Gos" im chinesischen Geschäftsleben und wie vermeidet man sie?

Die Worte „ja“ und „nein“ haben eine andere Bedeutung als in Deutschland. „Ja“ heißt nicht „ja“ und „nein“ gibt es nicht. Meine Angestellten haben bei einer Anordnung immer sofort gesagt: „Yes, Madam, yes Madam!“ Dann sind sie aus meinem Büro gelaufen und haben nichts gemacht. „Ja“ bedeutet hier: „Ja“, ich habe es gehört. Es heißt aber noch lange nicht, dass eine Aufgabe verstanden wurde oder erledigt wird. Da hilft nur ständiges Nachfragen und Kontrolle. Das ist für viele Deutsche nervenaufreibend. In China ist es aber notwendig, um Beziehungen aufzubauen und rechtzeitig das zu erreichen was man will.

Weiterhin ist die typisch deutsche Fehlerkultur, bei der man offene Kritik übt, in China undenkbar. Wenn man in Deutschland einen Fehler macht, ist es wichtig herauszufinden, wer den Fehler begangen hat und warum, damit man diesen in Zukunft vermeidet. Danach wird ein Fehler verziehen und man verträgt sich wieder.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Chinesen, China, Geschäft, Gesicht, Harmonie