Investoren hoffen auf Börsenrallye bis Ende April
Eine Reihe "frischer" Maßnahmen zur Stabilisierung des Wirtschaftswachstums könnte dem chinesischen Aktienmarkt genug Energie für eine neue Rallye verschaffen, die bis Ende April – und vielleicht sogar darüber hinaus – anhalten könnte. Dies hoffen derzeit zumindest viele chinesische Investoren.
Auf den zwei Sitzungen von Chinas höchsten gesetzgebenden und politischen Beratungsgremien, die in der vergangenen Woche in Beijing begonnen haben und noch bis zum 16. März andauern, werden voraussichtlich wichtige Reformvorhaben der Regierung diskutiert und genehmigt werden.
Endgültige Klarheit wird daher wahrscheinlich erst die nächste Woche bringen – und möglicherweise auch den nötigen Funken zum Start der nächsten Börsenrallye.
Chinas Börsen hatten nach dem Crash im Juni 2015 eine wahre Achterbahnfahrt erlebt. Die strapazierten Nerven der Investoren konnten sich erst vor kurzem – dank der Stabilisierung des Renminbi, einer Geldpolitik zur Unterstützung der Erholung des Wohnungsmarkt und Beijings verbesserter Kommunikation – wieder beruhigen.
Ministerpräsident Li Keqiang präsentierte den Arbeitsbericht der Regierung am Samstag vor den Abgeordneten des Nationalen Volkskongresses, dem höchsten Gesetzgebungsorgan Chinas. Er wies noch einmal auf Beijings Selbstverpflichtung für weitere Strukturreformen hin und betonte dabei den Abbau industrieller Überkapazitäten sowie die Reduktion der steuerlichen Belastungen für Unternehmen.
Li sagte, dass die Steuersenkungen in diesem Jahr mehr als 500 Milliarden Yuan (69,6 Milliarden Euro) betragen und dass sowohl Unternehmen als auch Einzelpersonen davon profitieren würden. Zum Ausgleich der Auswirkungen auf die Gesamtzahlen will die Regierung eine Zunahme des Haushaltsdefizits um 560 Milliarden auf 2,18 Billionen Yuan (ca. 300 Mrd. Euro) – was bisher beispiellosen 3 Prozent des Bruttoinlandproduktes entspricht – zulassen.
"(...) China wird sich bei seiner Entwicklung in diesem Jahr mit mehr und härteren Problemen und Herausforderungen konfrontiert sehen, weswegen wir darauf vorbereitet sein müssen, eine harte Schlacht zu schlagen", sagte Li in seiner Rede.
Einige Investoren waren erleichtert, dass Li in seinem Bericht nichts von der Einführung des registrierungsbasierten Systems für Börsengänge sagte. Man hatte zuvor schon befürchtet, dass das neue System den Markt mit einem großen Angebot an neuen Aktien überlasten könnte.
Liu Shiyu, der neu ernannte Chef der Börsenaufsicht, sagte am Rande der NVK-Sitzung, dass man, um das Vertrauen der Anleger und ihre Interessen besser schützen zu können, auf die strikte Durchsetzung des Gesetzes pochen und die Aufsicht über die Börse verschärfen werde.
Wendy Liu, China-Strategin bei Nomura Securities, sagte: "Die Details zu den angebotsorientierten Reformen stärken das Vertrauen der Anleger, dass Beijing wirtschaftliche Reformmaßnahmen ergreift."
Man nimmt an, dass das Ziel eines stabilen Wachstums Priorität haben wird. Der Gesetzgeber wird wahrscheinlich die endgültige Version des 13. Fünfjahresplans (2016-20) bestätigen, der in den kommenden fünf Jahren als Blaupause für Chinas soziale und wirtschaftliche Entwicklung dienen wird.
Liu schrieb in einem Börsenbrief, dass eine Zwischenrallye – insbesondere bei den überverkauften Aktien der Branchenführer mit einer starken Erfolgsgeschichte und anspruchslosen Bewertungen – bis April andauern könnte. "Sobald der April vorbei ist, wird man darauf aufpassen müssen, ob Chinas Wachstum vielleicht wieder schrumpft, falls sich die Ereignisse wegen des Kreditzyklus und der Wirkung der angebotsorientierten Reformen überschlagen."
Die Ratingagentur Fitch blieb bei ihrem Rating "stabiler Ausblick" für Chinas Staatsanleihen, beobachtet den NVK allerdings genau, um weitere Informationen über Chinas Strategie zur Bewältigung der strukturellen Probleme zu gewinnen.