Chinas Online-Literatur — ein Boom mit Problem Exklusiv

31.05.2016

Von Wang Ran, Beijing

Seit 2005 entwickelt sich die Online-Literatur in China sehr schnell und ist zu einem großen Markt geworden. Durch Verfilmung wird die Online-Literatur ein noch lukrativeres Geschäft. Allerdings steht sie Experten zufolge vor zahlreichen Problemen, die dringend zu bewältigen sind.

Wu Shulin, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Publishing Association of China, bei seiner Rede bei der internationalen Konferenz „StoryDrive“.

Der Markt der Online-Literatur hätte heute Millionen Schriftsteller und 200 Millionen Leser. Im Vergleich zu der traditionellen Veröffentlichung durch Verlage senke sie die Schwelle für alle, die ihre Werke online veröffentlichen wollten, stellte Wu Shulin, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Publishing Association of China, bei der internationalen Konferenz „StoryDrive“ der Frankfurter Buchmesse in Beijing vor.

In den vergangenen zehn Jahren hätten Millionen Menschen ihren Schaffungstraum dadurch verwirklicht. Viele davon verdienen heute sehr gut. Im Jahre 2015 verdiente TanJia Sanshao 110 Millionen Yuan und zählte zu dem erfolgreichsten Online-Schriftstellern. Fünf verdienten mehr als 50 Millionen Yuan und über 160 mehr als eine Millionen Yuan.

Dank der Technologien verändere sich die Art und Weise der Literatur-Schaffung. Der Kontakt von Autoren und Lesern werde intensiver und die Leser könnten auch an der Schaffung teilnehmen. Die Schriftsteller hätten ihre Leser und Fans und könnten sich auch von ihnen inspirieren lassen, so Wu weiter.

Zudem findet die Online-Literatur ihren Weg auch in die Filmindustrie. Zahlreiche beliebte Online-Werke wurden verfilmt und erzielten große Erfolge. Hinsichtlich der Verfilmung der chinesischen Online-Literatur war Hou Xiaoqiang, Gründer von China Wit Media und DUYAO APP, sehr optimistisch. Er vertrat die Ansicht, dass das Zeitalter der Super-IP (intellectual property) kommt. Von den 20 weltweit besten Zugstücken wurden 16 verfilmt und machen damit einen Anteil von 80 Prozent aus. In China liegt die Zahl bei 14 und 70 Prozent. Derzeit kauft seine Firma zahlreiche Online-Werke, die interessante Geschichte erzählten, viel geklickt und hoch bewertet wurden, und möchte sie zu beliebten Fernsehserien machen.

Allerdings betrachtete Liang Zhenhua, Professor der Beijing Normal University, Regisseur und Filmmacher, die Verfilmung vom geistigen Eigentum mit Sorge. Viele Menschen schauten sich nur die aktuell beliebten Fernsehserien an, läsen aber keine klassische Literatur. Deswegen drückte er seine Sorge aus um die Schwächung der Elitenliteratur und die Tendenz des Kulturbereichs, das die klassische Kultur vernachlässigt und sich nur am Geld orientiert.

Auch Wu Shulin wies auf die Probleme der Online-Literatur in China hin. Wie zum Beispiel sei die Qualität der Online-Werken nicht ausgeglichen und manche Inhalte seien brutal und schädlich; das Problem der Raubkopie tauchte immer wieder auf und der Schutz des geistigen Eigentums sollte mit voller Kraft gestärkt werden; die Stellung der Online-Literatur und die Rechte der Schriftsteller würden im Vergleich zu den von einem Verlag veröffentlichen Literatur unterschätzt, weil Verlage heute immer noch als Qualitätsgarantie der Werke und aufgrund der Autorität der Schriftsteller angesehen würden.

Präsident der Frankfurter Buchmesse Jürgen Boos war von den Reden der chinesischen Seiten sehr beeindruckt. Auch er drückte seine Besorgnis über die schlechte Qualität mancher Online-Werke aus und hielt die Funktion der Verlage als Garantie für Qualität für unentbehrlich.

Vertreter der Verlags-, Film-, TV- und Games-Branche in China, Singapur, Indien, der Türkei, Deutschland und Brasilien nehmen an der diesjährigen Konferenz teil.

Die diesjährige Konferenz fand am Sonntag und Montag statt. Dies ist das vierte Mal, dass „StoryDrive“ seit 2012 in der chinesischen Hauptstadt abgehalten wird. Mit der Änderung des Namen von „StoryDrive China“ (2012, 2013) und „StoryDrive Asia“ (2014) bis zu „StoryDrive“ (2016) ist die diesjährige Konferenz in Beijing zu der wichtigsten internationalen Konferenz von „StoryDrive“ geworden. Vertreter der Verlags-, Film-, TV- und Games-Branche in China, Singapur, Indien, der Türkei, Deutschland und Brasilien tauschten sich über das diesjährige Moto „New regions, new inspirations“ aus.

Diesen Artikel DruckenMerkenSendenFeedback

Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Online-Literatur,Verfilmung,StoryDrive,Frankfurter Buchmesse