Der Brexit ist vollkommen
Im historischen Referendum über den Brexit besteht nun Gewissheit – mit einer Wahlbeteiligung von 72 Prozent haben rund 16,8 Millionen Menschen für den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union gestimmt und mit 52 zu 48 Prozent für die EU-Gegner entschieden. Damit verlässt Großbritannien die EU.
Giesela Stuart, die Labour-Abgeordnete, die die Brexit-Kampagne anführte, sagte bei einer Pressekonferenz: „Wir werden weiterhin ein offenes und freundliches Land sein, das sowohl auf europäischer Ebene als auch auf internationaler Ebene zusammenarbeiten wird.“
Durch den Brexit könnte sich Großbritannien mit wirtschaftlicher Stagnation konfrontiert sehen und Gefahr laufen, seine Funktion als Tor zum Binnenmarkt für Finanzgeschäfte zu verlieren. In Europa könnte es unruhig werden, sollten sich andere EU-Länder den Brexit zum Vorbild nehmen und ebenfalls nach Abstimmungen fordern. Angetan von der Entscheidung der Briten zeigten sich an diesem Morgen besonders die Chefin der französischen Front Nationale Marine Le Pen und der niederländische Politiker Geert Wilders. Viele Experten gehen davon aus, dass die EU durch den Brexit die schwerste Krise ihrer Geschichte durchlaufen werden muss. Viele deutsche Politiker drückten auf Twitter ihre Bestürzung aus, der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier sprach von einem „traurigen Tag für Europa“.
Der Brexit bringt allerdings nicht nur Europa ins Wanken, sondern sorgt auch an den internationalen Börsen für große Unruhe. Das britische Pfund verbuchte den größten Kurssturz seiner Geschichte. Gegenüber dem US-Dollar hat es 11,1 Prozent an Wert verloren und fiel damit unter 1,33 Dollar, so günstig wie es seit den 1980er Jahren nicht mehr war. Auch an den asiatischen Aktienmärkten ging es stark nach unten. Die britischen Aktien von Standard Chartered und HSBC brechen in Hongkong zweistellig ein. Der japanische Nikkei-Index in Tokio rutschte um acht Punkte ab.
Bundespräsident Joachim Gauck hob den Zeigefinger: „Wir sollten aus der Krise Lehren ziehen und weiter diskutieren, wie wir in Europa leben wollen“. Bleibt abzuwarten, ob das alle verbleibenden EU-Mitglieder ähnlich sehen.