Gründerin der Sprachlernseite Niu Zhongwen
Chinesisch lernen mit der „coolen Kuh“
Gibt es neben dir noch andere Gesichter hinter Niu Zhongwen?
Wir sind tatsächlich im Großen und Ganzen nur ein Zwei-Frauen-Betrieb. Das Kernteam besteht aus mir und Peng Peng, meiner Co-Founderin aus Ningxia, wir haben die Seite gemeinsam gegründet. Peng Peng gibt viel Input, was unsere Popkultur-Inhalte zu Themen wie Filme, Musik, Fernsehserien und die aktuelle Internetsprache angeht, und sie sitzt auch hinter dem Niu Zhongwen-Mikrofon. Sie hat an der Chinesischen Universität für Kommunikationswissenschaften in Beijing Film und Regie studiert, kennt sich im Medienbereich super aus und ist immer am Puls der Zeit. Ich bringe unterdessen die deutsche Perspektive ein und versuche abzuwägen, was für unser deutschsprachiges Zielpublikum interessant ist. Genau das zeichnet unser Team letztlich aus: Dass wir sowohl deutsche als auch chinesische Perspektiven einbringen können. Was auf die Seite kommt, entscheiden wir immer mit dem Blick durch die deutsch-chinesische Brille.
Wann immer sie die Zeit findet, arbeitet Menzel an der Seite mit der coolen Kuh.
Wo wollt ihr langfristig hin mit eurem Projekt?
Erst einmal wären wir froh, wenn unser Projekt weiterlaufen kann wie bisher. Unsere große Herausforderung ist der hohe Zeit- und Arbeitsaufwand, schließlich haben wir noch reguläre Jobs. Unser großer Traum ist es, uns mit dem Projekt selbstständig zu machen, sprich als kleines Start-up richtige Onlinekurse und noch mehr coole Inhalte anzubieten. Einen ersten wichtigen Schritt in diese Richtung haben wir aktuell gerade unternommen. Mit der Unterstützung der deutschsprachigen Chinesisch-Community wollen wir einen Mitglieder-Bereich für unsere Seite aufbauen, in dem wir jeden Monat für einen kleinen Beitrag weitere exklusive neue Inhalte für diejenigen anbieten, die noch mehr Niu Zhongwen wollen. Wir haben nämlich noch viele Ideen, wie zum Beispiel Sprachelernen mit Originaltonaufnahmen von Beijings Straßen, über aktive Online-Sprechübungen für Zuhause oder mit chinesischen Werbeplakaten und Mikrogeschichten. Wer Lust auf das Projekt hat, kann uns bei unserer aktuellen Crowdfunding-Kampagne unterstützen, damit wir das Ganze auch wirklich auf die Beine stellen können.
In einem Buchladen im Viertel Sanlitun sucht Verena Menzel nach gutem Lernmaterial.
Was ist deiner Meinung nach die größte Schwierigkeit für deutschsprachige Chinesisch-Lernende?
Wir haben dazu mal eine Umfrage auf unserer Seite gestartet. Dabei kam heraus, dass neben dem Schreiben der Schriftzeichen vor allem ein gutes Hörverständnis und die korrekte Aussprache der Töne für die meisten noch immer die größten Hürden darstellen. Ich persönlich glaube, das Schwierigste ist tatsächlich, wie bei so vielem im Leben, kontinuierlich am Ball zu bleiben und auch von Deutschland aus die Motivation zum Weiterlernen nicht zu verlieren. Am Anfang ist immer alles neu und aufregend. Im Alltag flacht die Begeisterung für das Lernen dann aber mit der Zeit ab und viele fühlen sich überwältigt von der Fülle an Schriftzeichen. Genau hier wollen wir ansetzen und die Leute durch sprachliche "Bonbons" langfristig bei der Stange halten, damit sie irgendwann das Rüstzeug haben, um sich eigenständig im chinesischen Internet zurechtzufinden und sich intensiv mit den Chinesen in ihrem Umfeld auszutauschen. Über die Sprache trifft man schließlich immer wieder auf neue Dinge und bekommt neue Denkanstöße, was auch für mich letztlich der Grund ist, immer weiterzumachen.