Westliche Unternehmen sollten WeChat nutzen Exklusiv

04.08.2016

Von Elke Lütke-Entrup, Beijing

Mit mehr als 700 Millionen Nutzern ist die App WeChat aus dem chinesischen Alltags- und Geschäftsleben nicht mehr wegzudenken. Mit WeChat suchen Nutzer nach Personen in der Nähe, bestellen Taxis oder Lebensmittel, spielen Spiele, bezahlen Restaurant- und Stromrechnungen, suchen Jobs oder buchen Arzttermine, Flug-, und Kinotickets. Im Interview mit china.org.cn erzählte Gina Hardebeck, Director China und Gesellschafterin der Kommunikationsagentur Storymaker in Beijing, vom Umgang mit WeChat und wie deutsche Unternehmen den Dienst für ihre Zwecke nutzen können.

 

Auch beim Bootfahren in der alten Wasserstadt Zhouzhuang ist das Handy mit dabei - um schöne Momente festzuhalten und gegebenenfalls per WeChat zu teilen.

 

China.org.cn: Frau Hardebeck, wie oft am Tag und für welche Aktivitäten nutzen Sie WeChat?

Gina Hardebeck: Eine meiner ersten Aktionen in der Früh nach dem Anstellen der Kaffeemaschine ist es, kurz meine WeChat Nachrichten zu checken, weil meine Kollegen aus China wichtige Informationen immer per WeChat schreiben. So kann ich schnell auf ihre Fragen reagieren. Gerade bei länderübergreifenden Projekten lässt sich so der Zeitunterschied „gering“ halten.

 

Worin unterscheidet sich WeChat von dem in Deutschland geläufigen WhatsApp?

Zunächst sind beides Instant-Messaging-Werkzeuge, mit denen kostenlos Nachrichten, Fotos und Sprach- und Videodateien verschickt werden können. Es geht vor allem darum, Inhalte mit Fans und Followern zu teilen und mit ihnen zu interagieren.

Die Möglichkeiten von WeChat gehen jedoch über die Funktionen von WhatsApp, aber auch Facebook und Twitter hinaus. WeChat bietet firmenspezifische Funktionen, die Kunden direkt abrufen und nutzen können. So lassen sich in einer Art Firmenprofil (Subscription Account) täglich Nachrichten an die Follower schicken. Zusätzlich können Unternehmen über ein konfigurierbares Menü weitere Inhalte und Dienstleistungen zum Abruf bereitstellen. Hier lassen sich, und das ist das eigentlich relevante, direkt Teile der Homepage integrieren.

Damit macht WeChat nicht nur anderen Social Media Dienstleistern und Messaging-Werkzeugen Konkurrenz, sondern auch Webseiten und firmeneigenen Apps. Ergänzt um E-Commerce Funktionen, den Bezahldienst WeChat Pay und die offene Programmierschnittstelle lassen sich Geschäftsmodelle komplett in WeChat abbilden.

 

Ist das als Empfehlung gegen eine chinesische Webseite zu verstehen?

Nein. Vielmehr ist Webdesign in China eher WeChat-Design. Bereits bei der Konzeption müssen Unternehmen sicherstellen, dass die Seite problemlos im Browser von WeChat funktioniert und wenn möglich um Funktionen von WeChat ergänzt werden kann.

Tencent, das Unternehmen, das hinter WeChat steht, bringt monatlich neue Features auf den Markt.

 

Die Bezahldienste von WeChat haben wesentlich zu dessen Erfolg beigetragen. Warum bezahlen Deutsche nur selten mit Smartphones?

Deutsche stehen neuen Technologien zunächst zurückhaltend gegenüber, wobei man zwischen älteren Personen und Jugendlichen unterscheiden muss. Für die Skepsis gegenüber dem Bezahlen per Smartphone gibt es Gründe: Das sind in erster Linie die Bedenken um den Schutz unserer Daten. Wer hat Zugriff auf die Daten? Wofür werden sie genutzt? Zumindest letzteres ist kein großes Geheimnis: Die Einkaufsdaten geben Aufschluss über das Kaufverhalten und ermöglichen personenbezogene Werbung, oftmals kombiniert mit Rabatten und Bonuspunkten. Ferner steckt das Bezahlen per Smartphone noch immer in den Kinderschuhen. Noch ist kein einheitlicher Standard beim mobilen Bezahlen in Sicht.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: WeChat, China, Marketing, APP