Die verletzenden Worte, die der australische Schwimmer Horton gegen den Chinesen Sun Yang gerichtet hatte, waren "psychologische Kriegführung".

Im 400 m Freistilrennen der Herren hat Horton (in der Mitte) mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,13 Sukunden gegenüber Sun Yang (links) die Goldmedaille gewonnen.

Horton hatte am Samstag, nach der Vorrunde des 400 m Freistils der Herren, in einem Interview gegenüber australischen Medien gesagt, Sun Yang habe ihn während des Trainings gegrüßt, doch er habe sich entschieden, ihn zu ignorieren. Als Grund gab er an, dass er mit "Dopingbetrügern" nichts zu tun haben wolle.

Am gleichen Abend hatte Horton mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,13 Sekunden gegenüber Sun Yang die Goldmedaille über 400 m Freistil gewonnen.

Am Sonntag ließ Horton gegenüber dem Sydney Morning Herald durchblicken, dass die Worte gegen Sun Yang keinesfalls ein spontaner Einfall gewesen seien, sondern eine "wohlüberlegte Taktik".

Der Sydney Morning Herald deckte weiter auf, dass Horton nach einem Gespräch mit dem Vorsitzenden des australischen Schwimmverbandes, John Bertrand, angeregt wurde, die verletzenden Aussagen zu treffen. In dem Bericht heißt es, Horton habe auch Bertrands Buch studiert, in dem dieser beschreibt, wie Australien die USA im America's Cup bezwang, und daraus seine Inspiration gezogen.

Aus den australischen Medien erhält Horton für sein Vorgehen von allen Seiten Zustimmung. Die Medien sind der Meinung, Horton habe auf diese Weise Sun Yangs Kampfgeist ins Wanken gebracht und zudem die "moralische Oberhand" errungen.

Hortons Goldmedaille über 400 m Freistil ist nicht nur die erste für Australien bei den Olympischen Spielen in Rio, er beendete auch die achtjährige olympische Dürreperiode ohne Goldmedaille für Australien in dieser Disziplin. Diese Goldmedaille hat also besonderes Gewicht für Australien.

Schon immer ist das Abschneiden des Schwimmteams eine "Wetterfahne" für den Trend der australischen Delegation im Medaillenspiegel gewesen. Bei den Olympischen Spielen in London hatte Australien allerdings nur eine Goldmedaille erzielt. In den australischen Medien heißt es, das Schwimmteam, das jetzt bei den Olympischen Spielen in Rio antritt, sei eines der stärksten aller Zeiten.