Toleranz und Respekt von Fans

Mehr Chinesen glauben, dass Olympisches Gold nicht so wichtig ist

11.08.2016

Am ersten Tag der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro hat es für das chinesische Team keine Goldmedaille gegeben. Doch die chinesischen Fans scheinen sich mittlerweile weniger darum zu kümmern, ob eine Goldmedaille winkt oder nicht - sie interessieren sich stattdessen mehr für die Sportveranstaltungen selbst, sagte ein Leitartikel der China Youth Daily.

Du Li wurde erwartet, beim 10M-Luftgewehr Bewerb der Damen Gold zu gewinnen.

So wurde beispielsweise vom früheren Olympischen Champion Du Li erwartet, dass sie beim 10M-Luftgewehr Bewerb der Damen Gold gewinnen würde. Doch sowohl sie als auch der Champion Yi Siling wurden beide von der 19-jährigen Virginia Thrasher aus den Vereinigten Staaten in den Schatten gestellt. Viele hielten dennoch den Daumen hoch für Du und lobten ihre bisherigen großen Erfolge. Die Zeitung sagte, dass einige Menschen unglücklich gewesen seien über den Grad an Medienbeachtung, die jenen Sportlern zuteil wurde, welche die erste Goldmedaille für China holen konnten.

Der Staatsfernsehsender China's Central Television (CCTV) hat beispielsweise einen nachdrücklichen Bericht mit dem Titel „Wir erwarten das erste Gold“ gesendet, bevor der Schwimmer Sun Yang in den Bewerb über 400 Meter Freistil im Schwimmen ging. Dennoch hat Sun das Rennen gegen Mack Horton aus Australien um Fingerbreite verloren. Die 25-jährige Pistolenschützin Zhang Mengxue musste lächeln, als sie gefragt wurde, wie sie sich fühlen würde, endlich die erste chinesische Goldmedaille in Rio gewonnen zu haben. Sie sagte, sie sei überrascht und hätte nicht gewusst, dass sie die erste Gewinnerin sei - für sie wäre das keine spezielle Sache.

Auf sozialen Netzwerken zeigen mehr chinesische Fans Toleranz und Respekt für die Athleten. „Er hat sein Bestes gegeben. Ist es wirklich so wichtig, eine Goldmedaille im Schwimmen zu gewinnen?“, fragte ein Internetuser in einem Kommentar, nachdem Sun Yang „nur“ die Silbermedaille gewonnen hatte. Das steht im starken Kontrast zur öffentlichen Einstellung gegenüber internationalen Sportarten in den vergangenen Jahren. So wurden zum Beispiel die Erfolge des Star-Hürdenläufers Liu Xiang gewöhnlich im Rahmen eines Nationalstolzes diskutiert, wobei mitunter Ausdrücke verwendet wurden, die im Verdacht standen, eine gewisse rassistische Tendenz aufzuweisen. Die Erwartungen waren so hoch, dass Lius Mutter die Netizens schließlich dazu aufrief: „Bitte vergebt Liu Xiang, wenn er eines Tages nicht mehr herausragend sein sollte.“

Wettbewerb und Konkurrenz sind immer integrale Teile des Sports, und es ist nur natürlich, den ultimativen Sieg anzustreben. Doch unter den Chinesen erkennen immer mehr Sportbeobachter an, dass Athleten auch nur Menschen sind. Zheng Yefu, ein Soziologe und ebenfalls Sportfan sagte, das Publikum möge es, Spiele mit Wettbewerbscharakter zu verfolgen. Doch der Sport und die Spiele werden zu einem Problem, wenn die Regierung zu viel Geld investiert, um Gold zu gewinnen. Zheng fügte hinzu, dass die Olympischen Spiele keine Veranstaltung seien, um die nationale Kraft eines Landes zu demonstrieren. Er fügte hinzu, es sei für die nationale Stärke eines Landes repräsentativer, ob ein Abwassersystem bei schwerem Regen funktioniert oder nicht.

Diesen Artikel DruckenMerkenSendenFeedback

Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Olympisches Gold,Rio,Chinesen