Xiaomi bereitet sich derzeit darauf vor, in "naher Zukunft" in den US-Smartphone-Markt einzusteigen – mit den gleichen Online-Vertriebs- und Social-Media-Taktiken, die aus dem nur sechs Jahre jungen Unternehmen Chinas größtes privat finanziertes Technologie-Startup gemacht haben.

Xiaomi könne es sich nicht länger leisten, den nach Einnahmen größten Smartphone-Markt weltweit zu ignorieren, sagte Vizepräsident Hugo Barra in einem Interview. Die internationale Expansion Xiaomis hat an Dringlichkeit gewonnen, da sich das Wirtschaftswachstum zu Hause in China verlangsamt und Rivalen wie Huawei an seinem Marktanteil knabbern.

"Die USA sind ein Markt, den wir definitiv im Visier haben", sagte Barra auf Bloomberg Television. "Wir werden mit den sozialen Medien anfangen, mit den Kanälen, die es uns ermöglichen, Kontakt mit der jungen Generation aufzunehmen, die sich am ehesten für neue Technologien begeistern kann. So werden wir definitiv dort vorgehen."

Barra, der die internationale Expansion der chinesischen Firma beaufsichtigt, hatte Xiaomis Markteintritt in den USA schon früher angedeutet. Doch inzwischen ist der Smartphone-Anbieter in einer besseren Position, um Apple auf dessen Heimatmarkt anzugreifen.

Im Juni hatte das Unternehmen aus Beijing den Kauf von fast 1.500 Patenten von Microsoft verkündet – ein Deal, der mögliche rechtliche Verwicklungen über geistiges Eigentum beseitigen könnte, während Xiaomi weiter ins Ausland expandiert.

Xiaomi, dessen umfangreiche Produktpalette auch smarte Fahrräder und Reiskocher umfasst, habe keinen festen Zeitplan für einen Geschäftsstart in den USA, sagte Barra. Es verkauft den Amerikanern bereits Produkte wie Kopfhörer und elektronische Fitness-Armbänder – über das Internet, seine bevorzugte Verkaufsmethode.

"Die USA sind ein sehr wichtiger Markt für Unterhaltungselektronik- und Lifestyle-Marken, und somit natürlich auch für uns. Aber wir müssen das zeitlich alles sehr sorgfältig planen."

Xiaomi könnte allerdings Schwierigkeiten dabei haben, in dem von Apple und Samsung dominierten Markt einen Fuß in die Tür zu bekommen. Die Smartphone-Verkäufe werden in den USA auch weitgehend durch Telekommunikationsunternehmen wie Verizon Wireless, AT&T und andere Anbieter gesteuert – ein Verkaufskanal, mit dem Xiaomi nur wenig Erfahrung hat.

Rivalen wie Huawei und ZTE nehmen auch zunehmend die amerikanischen Verbraucher ins Visier.

"Die technologische Eintrittsbarriere liegt in den USA wesentlich höher als in den anderen wichtigen Märkten Xiaomis, was bedeutet, dass es auch viel länger dauern wird, in diesem Markt Fuß zu fassen", sagte Nicole Peng, China Research Director von Canalys, einer Unternehmensberatung. Das Unternehmen werde daher sicher auch darauf achten, ob eine solche Maßnahme wirtschaftlich sinnvoll ist, so Peng weiter.