WTO: "Handel ist nicht die Ursache für Arbeitslosigkeit"
Auf dem B20-Gipfel sind sich Experten in ihrer Ablehnung des globalen Handelsprotektionismus einig.
Während die Welt die schwächelnde Wirtschaft allmählich in den Griff bekommt, schieben Staats- und Regierungschefs aus aller Welt stets die Schuld auf andere Länder, wenn es darum geht, den eigenen Handelsprotektionismus voranzutreiben.
Auf dem B-20-Gipfel, der vom 3. bis 4. September in Hangzhou stattfindet, werden Vertreter der wichtigsten Volkswirtschaften der Welt über die Herausforderungen diskutieren, denen sie sich als Kollektiv und als einzelne Nationen stellen müssen.
Experten und Analysten erklärten gegenüber Reportern, dass der Handel gefördert werden sollte, anstatt die Außenhandelspolitik als Sündenbock für nationale Probleme zu benutzen.
Angel Gurria, Leiter der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, erklärte am Samstag, dass Menschen und Regierungen in Krisenzeiten zum Protektionismus neigen würden. Es habe "seit (der Finanzkrise von 2008) 1.400 Fälle von Handelsprotektionismus gegeben.“
Im Hinblick auf die USA als Beispiel behauptete Gurría, dass viele Diskussionen über Handelsprotektionismus durch die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen angeheizt worden seien. "Prinzipiell verschlechtert sich die Situation dadurch. Es mag für kurze Zeit angesagt sein, im Rahmen von Kampagnen und für Wählerkreise (über Handelsprotektionismus zu sprechen). Aber wir wissen, dass der Freihandel den Wohlstand in der Gesellschaft erhöhen wird", sagte er.
Diese Einschätzung teilt auch Roberto Azevêdo, Generaldirektor der Welthandelsorganisation. In einem exklusiven Interview mit der Beijing Rundschau erklärte er, dass die Entschlossenheit der chinesischen Regierung, den Schwerpunkt bei den G20-Gesprächen in Hangzhou auf Handel und Investitionen zu legen, äußerst hilfreich und wichtig sei.
Azevêdo behauptete, dass Gespräche über internationalen Handel in vielen Regionen der Welt wenig produktiv seien, weil Menschen falsch informiert seien und Handel mit Arbeitslosigkeit gleichsetzen würden. Seiner Ansicht nach ist diese Mentalität "schlichtweg falsch, Handel verursacht keine Arbeitslosigkeit".
Im Gegenteil, "Innovation schafft Arbeitslosigkeit. Es geht um eine hohe Produktivität und niemand ist gegen Innovation und eine hohe Produktivität."
Um diese irrige Vorstellung zu bekämpfen, seien auf Sachkenntnis basierende Gespräche über die Ursachen der weltweiten Arbeitslosigkeit Welt erforderlich. „Um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, müssen Arbeitskräfte umgeschult werden. Sie müssen eine Ausbildung erhalten und neue Fähigkeiten erwerben. Die Wirtschaft von heute braucht qualifizierte Arbeitskräfte“, erklärte er.