Erste Patientin mit Gesichtstransplantation verstorben

09.09.2016

Wie jetzt bekannt wurde, ist Isabelle Dinoire seit April tot. Sie war die weltweit erste Patientin mit einer Gesichtstransplantation. Die Französin verstarb elf Jahre nach dem aufsehenerregenden Eingriff im Alter von 49 Jahren.

Isabelle Dinoire, die weltweit erste Patientin mit einer Gesichtstranplantation, verstarb im Alter von 49 Jahren.

Nach Angaben der Uni-Klinik im nordfranzösischen Amiens steht der Tod der Patientin nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Transplantation, sondern sei die Folge einer Krebserkrankung gewesen. Zuvor war in den Medien spekuliert worden, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Tumor und der für die Gesichtstransplantation nötigen Unterdrückung der Immunabwehr gebe.

Der Tod der Patientin sei damals auf Wunsch der Angehörigen nicht bekannt gemacht worden, hieß es. Man sei nun an die Öffentlichkeit gegangen, nachdem es einen entsprechenden Bericht in der französischen Zeitung Le Figaro gegeben hatte.

Die Französin war von dem Biss ihres Hundes im Gesicht entstellt worden und hatte im Jahre 2005 als erster Mensch große Teile eines fremden Gesichts transplantiert bekommen. Dabei waren von einer hirntoten Organspenderin Nase, Mund und die Kinnpartie transplantiert worden.

Die 15-stündige Operation war von Dr. Bernard Devauchelle und Dr. Jean-Michel Dubernard in der Klinik von Amiens durchgeführt worden und hatte für großes mediales Aufsehen gesorgt. Vier Monate nach der Operation hatte die Patientin zwar noch einige Schwierigkeiten beim Sprechen, war aber in der Lage, mit den Journalisten zu reden und sogar schon wieder zu lächeln. Die Operation wurde als medizinischer Durchbruch gefeiert und änderte das Leben der Patientin völlig.

Nach Angaben der Klinik gab es seit 2005 bislang weltweit 36 Gesichtstransplantationen, davon zehn in Frankreich. Bei einer aufsehenerregenden Operation in New York im vergangenen Jahr wurden zum ersten Mal auch die Kopfhaut und funktionierende Augenlider transplantiert.

Allerdings seien die Eingriffe extrem komplex und risikoreich, hieß es von Experten. Unter anderem müssten die Patienten starke Medikamente nehmen, die verhindern sollen, dass ihr Körper die neuen Organe ablehnt. Diese hätten unter Umständen schwere Nebenwirkungen und könnten auch andere Krankheiten hervorrufen. Medienberichten zufolge litt Dinoire unter zwei Krebsarten, die möglicherweise mit den neuen Organen in Zusammenhang standen.

Dinoire war geschieden und die Mutter von zwei Töchtern im Teenageralter. Sie gab damals an, vor dem Unfall unter persönlichen Problemen gelitten und Medikamente genommen zu haben. Zum Zeitpunkt des Hundebisses sei sie bewusstlos gewesen, hieß es.

Die Patientin habe sich trotz mehrfacher Warnungen der Ärzte bezüglich der möglichen Risiken eines solchen Eingriffes dann bewusst für die Transplantation entschieden.

Die Operation sei ohne Frage ein herausragender chirurgischer Erfolg gewesen, sagte Dr. Jean-Paul Meningaud, Leiter für plastische Chirurgie am Henri Mondor Krankenhaus im Süden von Paris. Meningaud war nicht an dem Eingriff beteiligt, wohl aber an sieben der zehn Gesichtstransplantationen in Frankreich. Er plädierte nun für eine Aussetzung der Eingriffe und für eine Bestandsaufnahme und Auswertung der bisherigen Operationen. Es müsse überprüft werden, inwieweit die psychologischen und physischen Gefahren für die Patientin nach solch einem Eingriff in Relation zu den Vorteilen einer solchen Transplantation stünden, so Meningaud.

In Dinoires Fall seien die Resultate mittelfristig sehr gut gewesen, langfristig aber nicht so gut, sagte Meningaud. Es sei unter Umständen ein sehr hoher Preis, den die Patienten zahlen müssten, fügte er hinzu.

Das Immunsystem der Patientin hatte Medienangaben zufolge zweimal gegen die Transplantation rebelliert, bevor sie es endgültig körperlich annehmen konnte. Danach sei es ihr stetig bessergegangen, und sie habe sich sogar einen neuen Hund gekauft.

“Ich kann meinen Mund öffnen und essen, ich fühle meine Lippen, meine Nase und meinen Mund”, sagte Dinoire auf einer Pressekonferenz im Jahre 2006. Sie fühle sich, als habe sie ein Gesicht wie jeder andere auch.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Gesichtstransplantation,Frankreich