Immobilienblase blockiert die chinesische Wirtschaft

28.09.2016

Experten warnen zum wiederholten Male vor einem Platzen der chinesischen Immobilienblase. Sicher ist, dass der Wohnungsmarkt alternative Investitionen behindert, seine Entwicklung Ungleichgewichte produziert.

Der unbeugsame Anstieg von Immobilienpreisen in Chinas Großstädten hat eine Blase geschaffen, die zu platzen droht und Chinas Innen- und Außenpolitik in Beschlag nimmt, warnten Experten am Sonntag.

Bauträger in Shenzhen, Provinz Guangdong in Südchina, überraschten den Markt im Laufe des Wochenendes mit dem Debüt von Sechs-Quadratmeter-Wohnungen, die chinesische Internetnutzer als „Taubenschläge” bezeichneten.

Ein Mitarbeiter des Bauträgers sagte am Sonntag gegenüber Global Times, dass die Wohnungen in Shenzhens Bezirk Nanshan am Samstagmorgen bereits ausverkauft waren.

Laut Anzeige lag ihr Preis bei 880.000 Yuan (118.000 Euro). Die Käufer mussten eine Anzahlung über 500.000 Yuan (67.000 Euro) leisten.

Es waren die kleinsten jemals verkauften Wohnungen.

„Die ‚Taubenschläge‘ sind das Ergebnis sprunghaft ansteigender Immobilienpreise in der Stadt“, sagte Yan Yuejin vom Institut E-House China R&D am Sonntag gegenüber Global Times.

Die Immobilienpreise in Shenzhen stiegen bis Juli sieben Monaten in Folge schneller als in jeder anderen chinesischen Stadt. Laut Webseite des Staatlichen Amts für Statistik verzeichnete die Stadt im August eine Jahressteigerung der Immobilienpreise von 36,8 Prozent.

64 der 70 untersuchten Großstädte verzeichneten im August Preissteigerungen gegenüber dem Vorjahr. Im Juli waren es noch 51.

Immobilienblase

„Der aktuelle Immobilienmarkt ist unsicher, weil die Preise die Einkommen der meisten gewöhnlichen Menschen übersteigen und bereits außerhalb ihrer Kaufkraft liegen“, sagte Dong Liming, stellvertretender Direktor der China Land Science Society, am Sonntag gegenüber Global Times.

„Zudem spiegelt der teure Markt nicht die wirkliche Nachfrage der Einwohner“, sagte Yin Bocheng, Direktor des Forschungszentrums Immobilien an der Fudan-Universität.

Laut eines von China-crb.com veröffentlichten Berichts erstreckt sich in Chinas Großstädten das durchschnittliche Verhältnis von Preisen zu Mieteinkünften von 300 bis 700.

„Diese Zahlen liegen weit über dem normalen Wert von 200“, sagte Yin.

„Die Eigentumspreise haben die Tür zur Wohnungsnachfrage für gewöhnliche Leute geschlossen, während spekulative Käufer weiterhin kaufen“, sagte Dong. Er bemerkte, dass dies einen Teufelskreis schaffe, der die Preise weiter nach oben schiebt.

Die Immobilieninvestitionen beschneiden auch den Kapitalzufluss für Hochtechnologie und andere innovative Sektoren, welches die Motoren Chinas zukünftiger Wirtschaftsentwicklung sind, sagte Dong.

Laut Experten werden Geschäftsbanken im Falle eines Platzens der Immobilienblase aufgrund ihrer niedrigen Eigenkapitalquote einer riesigen Krise mit Zahlungsausfällen und notleidenden Krediten gegenüberstehen.

Chinas Zentralbank hat einen Bericht veröffentlicht, nach dem sich die Immobiliendarlehen im August auf 675,5 Milliarden Yuan (90 Milliarden Euro) beliefen und 71,2 Prozent aller Bankdarlehen ausmachen.

Einfluss auf die Regierungspolitik

Nachrichten über den Immobiliensektor sorgen immer wieder für Aufregung im Internet, was wiederum die chinesische Innen– und Außenpolitik beeinträchtigt, so Experten.

„Chinas Wirtschaftswachstum hat sich in den letzten Jahren verlangsamt. Eine lockere Geldpolitik, wie die Versorgung mit Darlehen, ist eine Methode zur Wiederbelebung des Wachstums, aber solche Maßnahmen werden sich zwangsläufig auch auf den Immobilienmarkt auswirken“, bemerkte Yan.

Ein anderes Dilemma ist die Bestandsverminderungsreform, weil die relevanten Stimulationsmaßnahmen mit der Regierungsagenda zur Zügelung des Immobiliensektors im Widerspruch stehen, sagten Experten.

Die neuen Maßnahmen zur Regulierung des Wohnungsmarkts, wie Anzahlungen und Kaufbeschränkungen für Eigentumswohnungen, laufen laut Yan diesen Anreizen entgegen.

Auslandsinvestitionen anzuziehen ist eine der Hauptaufgaben der Regierung. Aber die sich abzeichnende Immobilienblase hat die Begeisterung ausländischer Anleger für diesen Markt gedämpft.

Internationale Finanzinstitute wie Goldman Sachs und UBS empfahlen ihren Anlegern begründet mit dem kritischen Niveau der Immobilienblase die Beschneidung ihres Engagements im chinesischen Immobiliensektor.

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Quelle: people.cn

Schlagworte: Immobilienblase,Investition