Kommentar
Trump stellt Europa vor die Reifeprüfung Exklusiv
Europa muss aus dem Windschatten der USA heraustreten
Für die Regierungen der europäischen Staaten kann das nur bedeuten: Europa muss erwachsen werden und sich verstärkt in die Weltpolitik einbringen. Das Nachkriegszeitalter, in dem der alte Kontinent Weltpolitik nur vom Beifahrersitz aus verfolgte, gleichzeitig aber die Dividende offener Märkte einstrich‒Wohlstand durch Handel ‒sind vorbei. Europa muss sich stärker an der Gestaltung internationaler Normen, vor allem in Handelsfragen, beteiligen. Doch normenprägende Kraft kann Europa nur dann entfalten, wenn der Einigungsprozess weiter vorangetrieben wird. Doch der Vormarsch europaskeptischer Parteien in zahlreichen Staaten der Union geben Anlass zur Skepsis.
Trotz allem: Nach der Wahl Donald Trumps zum nächsten US-Präsidenten bricht keine Zeitenwende an. Die Verschiebung der weltpolitischen Gewichte zu Lasten des Westens zeichnet sich bereits seit längerer Zeit ab. Nach dem Fall der Sowjetunion waren die USA die einzig verbliebene Führungsmacht und haben diesen Anspruch auch zu nutzen gewusst. Heute ist die Welt zunehmend multipolar geworden. Europa wird wichtiger, China und Indien sind aufstrebende Staaten und auch Russland unterstreicht wieder seinen Machtanspruch. Mehr und mehr afrikanische Länder wollen sich Gehör verschaffen. Europa muss dringender denn je seine Rolle in der Welt definieren, sonst wird sein Einfluss auf die Welt bedeutungslos.