Harbin: Eisschneiden für das Skulpturenfestival
20 Tage lang trotzen Bauern den Minusgraden auf dem zugefrorenen Songhua-Fluss, um das Winterfest mit den nötigen Rohmaterialien zu versorgen.
Jeden Winter strömt eine Besucherlawine aus dem In- und Ausland in die Stadt Harbin in der Provinz Heilongjiang, um beim größten Winterfest des Landes, dem Internationalen Eis- und Schneefestival von Harbin, dabei zu sein.
Bis zu 180.000 Kubikmeter Eis werden voraussichtlich für die Veranstaltung verarbeitet, die durch ihre eindrucksvollen Eis- und Schneeskulpturen besticht.
Da Kunsteis häufig Luftblasen enthält und nicht hart genug für die Schnitzarbeiten ist, stammt das Eis für das Festival aus dem Songhua-Fluss, der durch die Stadt fließt. Mehr als 50 Arbeiter schuften jedes Jahr fast drei Wochen lang, um genügend Arbeitsmaterial für die Eisbildhauer zusammenzutragen. „Die Arbeit ist sehr anstrengend und es wird einem sehr schnell warm dabei“, erzählt Zhao Guo (38), einer der Eissammler.
Anfang Dezember ist es in Harbin mit Temperaturen von bis zu minus 30 Grad bitterkalt. Trotzdem trägt Zhao nur eine dünn gefütterte Jacke, während er das Eis bearbeitet. Er benutzt eine elektrische Säge, um es in 1,6 mal 0,8 Meter große Blöcke zu schneiden, bevor er diese mit einem Meißel voneinander trennt.
Jeder Block wiegt rund 700 Kilo und es sind vier Personen nötig, um ihn anzuheben.
Manchmal dringt eiskaltes Wasser in die Schuhe der Arbeiter, aber das ist nicht ihre einzige Sorge.
Ge Zhaojun fiel gleich am ersten Tag beim Eisschneiden in den Fluss und er musste sich lange an einem Feuer aufwärmen, bevor er wieder zurück an die Arbeit gehen konnte.
Man könnte meinen, dass die Arbeit für die Fahrer der Eistransporter leichter ist, aber Yao Qingfeng ist nicht dieser Ansicht. „Die Arbeiter bewegen sich die ganze Zeit, aber ich sitze hier nur herum und friere”, sagt er.
Trotz der Strapazen schätzen die meisten Eissammler, die in der Regel Bauern sind, die Saisonarbeit.
Für Zhao, dessen Hof ihm nur rund 30.000 Yuan (4340 US-Dollar) im Jahr einbringt, sind die 5000 Yuan, die er jeden Winter an 20 Tagen beim Eissammeln verdienen kann, entscheidend, um seine Familie zu unterstützen und die Ausbildung seines zwölfjährigen Sohnes zu finanzieren.
Das Eisfestival beginnt in diesem Jahr am 5. Januar und wird voraussichtlich Anfang März enden und sich mit dem chinesischen Neujahrsfest und dem Laternenfest überschneiden.
Ein Eissammler trinkt Wasser aus dem Songhua-Fluss.