Kommentar
Deutsch-chinesische Beziehungen 2016: Hohe Chancen bei fairem Spiel Exklusiv
Langjährige, außergewöhnlich enge Zusammenarbeit
China und Deutschland blicken auf eine langjährige Partnerschaft zurück. Partnerschaften funktionieren dann, wenn beide Seiten davon in gleicher Weise profitieren. Der Vorteil des Einen muss nicht automatisch dem Anderen zum Nachteil gereichen. Es gilt vielmehr, eine „Win-win-Strategie“ zu finden, die beide Partner nach vorne bringt. Auch die Übernahme einer deutschen Firma durch einen chinesischen Investor kann ein solcher gemeinsamer Schritt sein, beispielsweise wenn die akquirierte Firma einen besseren Zugang zum chinesischen Markt bekommt und zum Vorteil beider Länder weiter wächst. Zahlreiche deutsche Firmen sind nach Ihrer Übernahme durch einen chinesischen Investor gewachsen und haben neue Arbeitsplätze geschaffen.
Dies gilt sicher nicht für jede geplante Akquisition. Die geplante Übernahme des deutschen Maschinenbauers Aixtron durch das chinesische Unternehmen Grand Chip Investment scheiterte beispielsweise am Veto der USA aufgrund sicherheitspolitischer Bedenken. Im Falle des Leuchtmittelherstellers Osram haben die chinesischen Investoren San'an Optoelectronics und GSR Go Scale Capital angesichts des Widerstand des Betriebsrates die geplante Übernahme abgesagt. Gerade das letzte Beispiel belegt, dass die Interessen der verschiedenen Anspruchsgruppen letztendlich respektiert werden und eine Übernahme nicht um jeden Preis erfolgt. Umgekehrt prüfen auch die chinesischen Behörden deutsche Investitionspläne auf ihre Verträglichkeit mit den wirtschaftspolitischen Zielen des Landes.
Deutschland und China sind füreinander in Asien und Europa die wichtigsten Handelspartner. China sei ein „vertrauenswürdiger, zuverlässiger Partner“, sagte Bundeskanzlerin Merkel bei einem Treffen mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang im Juli in der Mongolei. Die häufigen Sitzungen mit Li bewiesen die „Intimität der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit“. Angela Merkel ist das westliche Staatsoberhaupt, das China am häufigsten besucht.
Regierungskonsultationen sind eine deutsch-chinesische Besonderheit
Auch das regelmäßige Abhalten bilateraler Regierungskonsultationen zwischen Deutschland und China, welche China mit keinem anderen Land unterhält, belegt eine langjährige Verbundenheit sowie eine besondere Breite und Tiefe der Zusammenarbeit beider Länder. Auf Grundlage eines Beschlusses vom Oktober 2010 finden die Konsultationen mit je 20 hochrangigen Beamten auf Minister- und stellvertretender Ministerebene statt. Im Juni dieses Jahres hielten die beiden Länder die vierten deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen ab. Seit dem Jahr 2014 gibt es darüber hinaus einen „Aktionsplan der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit“, der Schwerpunkte der Zusammenarbeit in mehr als 110 Feldern umfasst.
Der 13. Fünfjahresplan, den der Nationale Volkskongress im März 2016 verabschiedete, hat die Strategie einer von Innovation angetriebenen Entwicklung formuliert. Deutschland und China werden in den kommenden Jahren gemeinsam an der Entwicklung Westchinas arbeiten, die Provinz Sichuan wird zu einer großen Plattform der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit in Südwestchina gestaltet. Bestehende Kooperationen, wie z.B. der deutsch-chinesische Industriepark in Shenyang, werden weiter ausgebaut.
Während ihres neunten China-Besuchs im Juni bekräftigte Angela Merkel die geplante weitere Intensivierung der Zusammenarbeit in den Bereichen Wissenschaft und Bildung sowie im Jugendaustausch. Im März 2016 eröffnete Bundespräsident Joachim Gauck mit Chinas Präsident Xi Jinping das deutsch-chinesische Jahr des Jugendaustauschs mit dem Namen „Austausch, Freundschaft, Zukunft“.
Wie in den Vorjahren bildeten auch im Jahr 2016 die Chinesen mit 32.000 Studenten die größte Gruppe aller ausländischen Studierenden an deutschen Hochschulen. Gleichzeitig kamen viele deutsche Studierende und Wissenschaftler an chinesische Universitäten. Es gibt bereits mehr als 5.000 Hochschul- und Institutionskooperationen, mit gemeinsamen Lehrplänen und Studiengängen – Tendenz kräftig steigend. Der Austausch in Kultur, Kunst, Musik und Theater entwickelt sich ebenfalls ausgezeichnet.
Nicht zuletzt soll im Sport enger zusammengearbeitet werden. Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping möchte beim Aufbau des chinesischen Fußballs enger mit dem amtierenden Fußballweltmeister Deutschland kooperieren.