Kuppel-Ecke
Chinesische Eltern auf Partnersuche für ihre Kinder

Früher gingen die Kaiser des antiken China in den Himmelstempel-Park, um die Götter um eine ertragreiche Ernte zu bitten. Heute tummeln sich dort verzweifelte Eltern, um Ausschau nach potenziellen Ehepartnern für den eigenen Nachwuchs zu halten.
Eine ältere Frau macht sich eines kalten freitmorgens auf in den Park, um eine handgeschriebene Annonce in einer Ecke zu platzieren. Das kleine Stück Papier, mit dem sie nach einer Frau für ihren 45-jährigen Sohn sucht, ist nur eines von hunderten, das dieser Tage den grauen Fußgängerweg des Parkes säumt.
In der Kuppel-Ecke tauschen Eltern Telefonnummern aus und vereinbaren schon einmal ein paar Dates – nicht für sich selbst, sondern für die Kinder natürlich. Schon seit Jahrzehnten kommen Eltern in den Tiantan-Park und diese Szene wiederholt sich in zahlreichen Städten und zahlreichen Parks in ganz China.
„Mann, 45 Jahre alt, Angestellter bei einem Staatsunternehmen mit Abschluss der Renmin-Universität, sucht gebürtige Beijingerin (sie sollte nicht dick sein). Wohnungseigentümerin bevorzugt“, steht in einer Annonce.
Die ältere Frau sucht schon seit vier Jahren für eine geeignete Partnerin für ihren Sohn. Obwohl sie schon ein paar Beziehungen vermitteln konnte, waren diese nicht von Dauer.
2013 gab es in China 180 Millionen Singles im heiratsfähigen Alter.
Nicht alle Kinder sind von den Kuppelversuchen der Eltern angetan
„Ich glaube nicht an Online-Dating oder Datingshows im Fernsehen. Die Kuppel-Ecke hier im Park stammt von uns selbst und ist zuverlässiger. Denn hier lernen wir zuerst die Eltern kennen. So können wir besser beurteilen, ob die Kinder einen guten Charakter haben“, erzählt eine Mutter.
Obwohl viele Mütter wissen, dass die Erfolgschancen nicht besonders hoch sind, finden sie es immer noch besser, als zu Hause abzuwarten und nichts zu tun.
„Eine Mitschülerin meiner Tochter hat hier ihren Traummann gefunden. So konnte sich mich davon überzeugen, auch herzukommen.“
Doch nicht alle Ledigen sind von den Kupplungsversuchen ihrer Eltern angetan. Die 30-jährige Cao, Angestellte einer Investmentfirma, sieht ihre Zukunft erst einmal nicht in der Gründung einer Familie. Sie will lieber Karriere machen. „Für mich wäre es ein Gesichtsverlust, wenn meine Eltern mir einen Partner suchen würden. Es ist zwar etwas peinlich, noch Single zu sein, aber ich habe keine Lust dazu, mit meinen Eltern Kompromisse einzugehen.“
Früher waren Menschen wie Cao’s Eltern zufrieden, wenn sie ein Bett, einen Esstisch, einen Kleiderschrank und eine Thermoskanne hatten. Heutzutage wollen Singles eine eigene Wohnung, ein Auto und gemeinsam geteilte Werte, um in einer Partnerschaft glücklich zu sein. „Doch wenn ich mich Hals über Kopf verlieben sollte, würde ich all das aufgeben“ ist sich Cao sicher.









