Gemeinsame Gedenkveranstaltung zum Holocaust in Beijing Exklusiv

23.02.2017
 

Von Julia Weibel, Beijing

Zu Ehren des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, der im Jahr 2005 von den Vereinten Nationen eingeführt wurde, veranstalteten die tschechische, die deutsche und die israelische Botschaft in Beijing am gestrigen Mittwoch eine gemeinsame Gedenkveranstaltung mit Lesungen von Autor und Korrespondent Peter Finkelgrün.

V.l.n.r.: Botschafter der tschechischen Botschaft in Beijing Herr Bedrich Kopecky, Herr Peter Finkelgrün, Botschafter der israelischen Botschaft in Beijing Herr Zvi Heifetz und Botschafter der deutschen Botschaft in Beijing Herr Michael Clauss (Foto von Julia Weibel)

Es war das erste Mal, dass sich die drei Botschaften in China für diesen Zweck zusammenschlossen. Auch wenn man sich bis nach den Feierlichkeiten zum chinesischen Frühlingsfest gedulden musste, drückten alle drei Botschafter ihre Dankbarkeit für die Realisierung des gemeinsamen Anliegens aus.

Der deutsche Botschafter in China Michael Clauss betonte in seiner Rede die politische Daueraufgabe der Erinnerung, mit der Deutschland gleichwohl wichtige Signale setzen will. Das alljährliche Erinnern solle zeigen, dass sich Deutschland seiner Vergangenheit stelle und durch die Aufarbeitung nicht nur Aussöhnung erlangen, sondern in der heutigen Zeit eine Resistenz gegen Populismus und rechte Tendenzen aufbauen möchte. Man müsse „der Geschichte ins Auge blicken, um Versöhnung zwischen Staaten und Völkern“ zu erzielen und eine gemeinsamen Zukunftsgestaltung zu ermöglichen.

Ehrengast der Veranstaltung war der Rundfunkredakteur, Korrespondent und Autor Herr Peter Finkelgrün. Geboren 1942 in Shanghai, wo seine Eltern Schutz vor der Verfolgung durch das Nazi-Regime im Heimatland Tschechoslowakei suchten, musste er als Kind vom Tod seines Großvaters durch den Nazi-Offizier Anton Malloth erfahren, was ihn sein Leben lang verfolgen sollte. Insgesamt 10 Jahre lang hatte er alles versucht, um den Mörder seines Großvaters vor Gericht zu bringen und seine Verurteilung im Jahre 2001 in München mitzuerleben.

Diese Bemühungen sowie seine Vergangenheit arbeitete er in seinen autobiografischen Werken „Haus Deutschland. Die Geschichte eines ungesöhnten Mordes“ und „Erlkönig’s Reich. Die Geschichte einer Täuschung“ auf. Bei der Lesung gab er Einblicke in Briefe seines Vaters, in seine eigene Suche nach der Vergangenheit und nach Erinnerungen an sein Shanghai der 40er Jahre und bewegt durch die dramatischen Bilder der Flüchtlingskrise im vergangenen Sommer auch in eigene Gedanken zu den aktuellen Entwicklungen. Persönlich hätte Finkelgrün auch dieses Mal gerne noch einen Besuch in Shanghai auf dem Programm gehabt, doch weitere Vorträge an Schulen in der Heimat, und vielleicht auch ein bisschen der Kölner Karneval, verlangen seinen Einsatz in Deutschland.

Schlagworte: Holocaust,Gedenkveranstaltung

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