Familienplanung
Zweites Kind: Experten sorgen sich um gesellschaftliche Akzeptanz
Nachdem China die „Ein-Kind-Politik“ im vergangenen Jahr gelockert hat, ist eine Debatte über Geburtenpolitik entbrannt. Experten haben die Sorge geäußert, dass eine geburtenfreundlichere Politik der Zentralregierung auch stärke Diskriminierung von Müttern zur Folge haben könnte.
Der stellvertretende Vorsitzende der Nationalen Behörde für Gesundheit und Familienplanung, Wang Pei’An sagte am Samstag in Beijing, die Regierung diskutiere zur Zeit neue Gesetze, mit denen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stärker gefördert werden solle.
Zu den Maßnahmen zählen die Einführung von Kinderstationen am Arbeitsplatz, mehr finanzielle Zuschüsse und eine Verlängerung des Mutterschaftsurlaubes. Auch ein Betreuungsurlaub für Väter sowie eine Erhöhung stattlicher Transferleistungen sei im Gespräch, wie die Webseite Caixin berichtet.
In der Provinz Guangdong erhalten Mütter nach einer Gesetzesänderung neuerdings eine Kinderauszeit von 208 Tagen und damit 110 Tage mehr als zuvor.
Viele Mütter sind bereits zu alt für ein zweites Kind
Die Lockerung der Geburtenkontrollpolitik führe zu einer stetig steigenden Geburtenrate, die sich im Rahmen der Prognosen entwickle, berichtete Wang. Doch die Mehrzahl der Frauen, die bereits ein Kind haben, sei älter als 35 Jahre. Damit steige auch das Risiko von Schwangerschaftskomplikationen. Daher sei eine bessere Betreuung von Schwangeren nötig.
Nach Einführung der Zwei-Kind-Politik ist die Müttersterblichkeit in der ersten Jahreshälfte 2016 um 30,6 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen.
Doch durch die Schaffung von Anreizen könnten auch die gesellschaftlichen Vorurteile gegenüber zweifachen Müttern anwachsen, findet Peng Xizhe, Dekan der School of Social Development and Public Policy an der Shanghaier Fudan-Universität. „Wir müssen herausfinden, ob die Anreize zu einer Belastung für Unternehmen führen können und ob es fair gegenüber denen ist, die sich gegen ein zweites Kind entscheiden.“
Eine Studie der Familienplanungskommission hat die Ergebnisse einer Studie unter Müttern zur Zwei-Kind-Politik veröffentlicht. Von den Familien, die sich gegen ein zweites Kind entscheiden, geben drei Fünftel die finanziellen Lasten und den Mangel an Betreuungsmöglichkeiten als Begründung an. Ein Drittel der zweifachen Mütter gab an, die eigenen Karriereziele wegen der Geburt nicht fortsetzen zu können.
Diese Probleme stünden dem Erfolg der neuen Familienpolitik im Wege meint Yuan Xin, Experte für Familienplanung an der Nankai-Universität. Bessere Kinderbetreuung am Arbeitsplatz und längerer Vaterschaftsurlaub könnte dazu beitragen, bestehende Vorurteile in der Gesellschaft abzubauen.