PKKCV-Mitglied Huang Youyi

Wert der Übersetzer wird noch nicht vollständig erkannt Exklusiv

10.03.2017

Von Zhang Rui, Beijing

Mitglied des 12. Landeskomitees der PKKCV Huang Youyi

Huang Youyi ist Mitglied des 12. Landeskomitees der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes (PKKCV) und ständiger stellvertretender Vorsitzender der Chinesischen Vereinigung von Übersetzern und Dolmetschern. In seinem diesjährigen Antrag stellt er dar, dass die fremdsprachigen Versionen der wichtigen Dokumente der Partei und der Regierung gleichzeitig veröffentlicht werden sollten. Generell fehle es noch an Qualifizierten für die Übersetzung vom Chinesischen in die Fremdsprachen, aber die Übersetzer verdienten auch generell zu wenig. Immer mehr qualifizierte Übersetzer verließen daher den Übersetzungsbereich, so Huang.

„Die gleichzeitige Veröffentlichung der fremdsprachigen Versionen der wichtigen Dokumente der Partei und der Regierung ist ein praktischer Bedarf. Früher wurden manche Dokumente in die Fremdsprachen übersetzt und gleichzeitig mit der chinesischen Version veröffentlicht. Aber mit den meisten Dokumenten wird noch nicht so verfahren.“ Er nannte ein Beispiel: „Es hat mich sehr beeindruckt, als mich im vergangenen Mai während einer Konferenz in Frankreich mit einer Delegation der PKKCV, ein Franzose darum bat, die französische Version des „13. Fünfjahresplans“ anzubieten. Ich antwortete, dass wir diesen noch nicht übersetzt hätten und fragte, wieso er diesen benötige. Der Plan ist über die innere Politik Chinas und sehr lang. Der Franzose sagte: ‚Je länger und ausführlicher, desto besser, denn unser Parlament diskutiert nun über die neue französische Industriepolitik. Wir möchten sehen, in welchen Bereichen wir mit China kooperieren können.‘“

Huang sagte, er habe nicht gedacht, dass die Ausländer China so aufmerksam verfolgten. „Es gibt tatsächlich solchen Bedarf. Es hat mit Chinas Wirtschaftsentwicklung und der Stellung Chinas als weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft zu tun. Chinas Entwicklung ist eng mit der Entwicklung anderer Länder verbunden.“

Deswegen ist die gleichzeitige Veröffentlichung der fremdsprachigen Versionen der Dokumente wirklich ein praktischer Bedarf. Wer soll die Dokumente eigentlich übersetzen?

„Meiner Meinung nach sollten die Chinesen und die Ausländer gemeinsam an den Übersetzungen arbeiten. Die Chinesen können die Dokumente richtig verstehen, beherrschen aber die Fremdsprachen nicht perfekt. Die von Chinesen übersetzten Dokumente können die Ausländer nicht ganz verstehen“, sagte Huang. Die Zusammenarbeit der Chinesen und Ausländer bei der Übersetzung entspreche den Anforderungen der Globalisierung. Die Niveauhebung der Reform und Öffnung erfordere dies zusätzlich.

Um eine gleichzeitige Veröffentlichung zu verwirklichen, müsse die Übersetzungsarbeit schon vorher gestartet werden, so hat er darauf hingewiesen. „Es ist schon zu spät, erst nach der Veröffentlichung der chinesischen Version ein Team von Übersetzern zu organisieren. Hier gibt es eine Zeitdifferenz. Deswegen sollte es den Übersetzern erlaubt werden, ihre Arbeit schon vor der Veröffentlichung der chinesischen Version der wichtigen Dokumente zu beginnen. Ich hoffe, dass die Spitzenpolitiker darüber nachdenken, eine ´Schnelle Eingreiftruppe´ zu gründen. Diese könnte nicht nur die Bedürfnisse der Ausländer befriedigen, sondern auch das Kulturvertrauen unseres Landes zeigen. Alles in allem sollten wir ein internationales Mitspracherecht Chinas einrichten.“

Aber immer noch seien die Fachkräfte für die Übersetzung knapp, besonders für die von Huang erwähnte Zusammenarbeit der chinesischen und ausländischen Übersetzer. „Derzeit haben wir nicht genügend Ressourcen an ausländischen Übersetzern, die uns bei der Übersetzung vom Chinesischen in ausländische Sprachen unterstützen. Dieser Prozess betrifft zahlreiche Gebiete: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Technik, Kultur. Zu dem Gebiet Kultur gehören beispielsweise noch klassische Kultur, zeitgenössische Kultur und viele mehr. Deswegen ist die Übersetzungsarbeit quantitativ gesehen sehr enorm. Immer noch lernen nur wenige Ausländer Chinesisch. Manche ausländische Gelehrte fokussieren sich nur auf der literarischen Übersetzung. Und die Übersetzungen von Chinesen sind meistens fremdsprachliche Übersetzungen mit chinesischer Prägung. Nun leben manche ausländische junge Leute in Beijing, die hier Chinesisch gelernt haben und sich mit Übersetzung beschäftigen. Aber wenn wir uns an sie wenden, sind sie alle sehr beschäftigt. In der Realität klappt es aber auch nicht, sich nur auf Ausländer zu stützen. Eine Zusammenarbeit von chinesischen und ausländischen Übersetzern kann nicht nur die Richtigkeit der Übersetzungsinhalte garantieren, sondern auch die Ausdrucksqualität der Fremdsprachen gewährleisten. Natürlich sollen wir auch chinesische Übersetzer strikt auswählen. Denn nicht alle sind in der Lage, solch wichtige Dokumente der Regierung zu übersetzen.“

Gleichzeitig habe das „Ins-Ausland-Gehen“ der chinesischen Wirtschaft mehr Übersetzungen erforderliche gemacht. „Beispielsweise müssen die Unternehmen die Gebrauchsanweisungen ihrer Produkte übersetzen lassen, wenn sie in Übersee investieren wollen. Wenn sie Ausrüstungen und Technologie exportieren, brauchen sie auch Präsentationen in den Fremdsprachen. Wenn chinesische Unternehmen in Übersee Arbeiter rekrutieren und Management durchführen, sollte ihr Managementsystem auch in Fremdsprachen übersetzt werden.“

Es mangele nicht nur an englischen Übersetzungen, sondern auch an Übersetzern für Übersetzungen anderer Sprachen, sagte Huang. „Die ‘Seidenstraßeninitiative‘ betrifft noch mehr Sprachen. Als ich Xinjiang besuchte, fragten mich die lokalen Beamten: ‘Können Sie einige arabische und türkische Übersetzer anbieten? Wir pflegen viele Kontakte mit diesen Gebieten. Diese Übersetzer sollen speziell für uns arbeiten.‘ Ich sagte, es sei unmöglich. Unter den Übersetzern in Beijing sind die arabisch- und türkischsprachigen Übersetzer alle sehr beschäftigt. Ich habe an dem Programm ‘Chinesische Klassische Kultur‘ teilgenommen. Darin soll die chinesische klassische Kultur ins Arabische übersetzt werden. Wir haben ebenfalls Schwierigkeiten, Übersetzer zu finden. “

“Die Auslandsinvestitionen der chinesischen Unternehmen fördern die Verbreitung der chinesischen Kultur im Ausland. Das führt auch zu einem erhöhten Bedarf an Übersetzungen vom Chinesischen in die Fremdensprachen. Die Verfügbarkeit von Übersetzungskräften muss weiter ausgebaut werden. Zurzeit lernen immer mehr Ausländer Chinesisch und gleichzeitig lernen immer mehr Chinesen das Übersetzen.”

Außerdem erlebe die künstliche Intelligenz heute eine rasante Entwicklung. Die maschinelle Übersetzung könne vielleicht die Nachfrage teilweise erfüllen und in einigen Bereichen sogar eine manuelle Übersetzung ersetzen. Huang äußerte seine Meinung dazu und sagte, dass er die Entwicklung in diesem Bereich immer verfolgt habe. Aber „die Übersetzung durch künstliche Intelligenz erfordert eine Kombination von Übersetzungsfähigkeiten der Maschinen und Big Data der künstlichen Intelligenz. Je größer Big Data ist, desto schneller wird übersetzt. Jedoch sind die verfügbaren Daten zurzeit noch nicht ausreichend und das Potenzial der maschinellen Übersetzung kann deshalb noch nicht völlig entfaltet werden. In vielen Situationen sind die humanen Übersetzungskräfte immer noch unentbehrlich. Es ist heute üblich, dass Maschinen die erste Fassung erarbeiten und Menschen die Übersetzung dann korrigieren. Es ist zurzeit noch unmöglich, bei Übersetzungsarbeiten von Menschen völlig durch Maschinen zu ersetzen, denn die Fassung der Maschinenübersetzung ist nicht hundertprozentig richtig. Derzeit kann man die maschinelle Übersetzung nur in einigen Bereichen einsetzen. In anderen Gebieten, vor allem wenn es um Kultur sowie neue Konzepte, neue Ideen und neue Formulierungen geht, gibt es noch keine entsprechende Datenbank. Solche Übersetzungen können nicht Maschinen, sondern nur Menschen schaffen.“

Das Honorar für Übersetzungen solle gesteigert werden, damit mehr Menschen für die Übersetzungsbranche begeistert werden können. „Es ist sehr wichtig, den Eintritt in diese Branche wirtschaftlich zu wägen. Besonders für junge Leute. Sie müssen Familien ernähren, Autos kaufen, Kinder sollen in Kindergarten gehen… Wenn sie nicht ausreichend Geld verdienen können, warum sollten sie in diese Branche eintreten? Momentan gibt es das Phänomen, dass viele Menschen Übersetzungen als Nebenjob anfertigen, sie beschäftigen sich meist nur abends oder am Wochenende mit den Übersetzungsarbeiten. Allerdings brauchen wir fachliche Übersetzungsfachkräfte. Da sind die Honorare im Übersetzungskreis jedoch immer noch sehr unterschätzt“, so Huang.

Der Grund für die niedrigen Honorare für Übersetzer liege Huang zufolge darin, dass die Gesellschaft den Wert der Übersetzung noch nicht völlig anerkenne. Übersetzung sei ein reproduktiver Prozess. Gutes Chinesisch in perfekte Fremdsprachen zu übersetzen, das sei keine einfache Arbeit. Nicht jeder könne die Arbeit leisten. In den vergangenen Jahren hat man allmählich erkannt, dass der Wert der Übersetzung unterschätzt werde. Trotzdem müsse der Appell auch in Zukunft, beziehungsweise mittelfristig für eine längere Zeit, an die Öffentlichkeit gerichtet werden.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: PKKCV,Übersetzung,Fachkräfte