Hunderte Jungen in deutscher Chorschule missbraucht

20.07.2017

Mindestens 547 Mitglieder eines angesehenen katholischen Knabenchors in Deutschland waren zwischen 1945 und 1992 körperlich oder sexuell missbraucht wurden. Dies geht aus einer Studie hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

Im Kloster Pielenhofen war bis 2013 die Domspatzen-Vorschule untergebracht. Dort haben der langjährige Direktor und andere Lehrer Kinder über Jahrzehnte misshandelt und geschlagen.

Die Vorwürfe, die gegen den Domspatzen-Chor in Regensburg gerichtet sind, wurden nach einer Reihe von Missbrauchsfällen durch römisch-katholische Kleriker in Deutschland untersucht. Der Rechtsanwalt Ulrich Weber war im Jahr 2015 mit der Untersuchung der Geschehnisse beauftragt worden.

Der nun veröffentlichte Bericht kam zum Schluss, dass 547 Jungen in der Domspatzen-Schule "mit einem hohen Grad an Plausibilität" Opfer von körperlichem oder sexuellem Missbrauch oder beidem geworden sind. Die Studie zählte 500 Fälle von körperlicher Gewalt und 67 von sexueller Gewalt, die von insgesamt 49 Tätern begangen wurden.

In der Vorschule des Chors dominierten "Gewalt, Angst und Hilflosigkeit“, hieß es. Gewalt sei eine alltägliche Methode gewesen. "Das ganze System orientierte sich an den musikalischen Errungenschaften und dem Erfolg des Chores." Neben individuellen Motiven waren institutionelle Motive - nämlich den Willen der Kinder zu brechen mit dem Ziel der maximalen Disziplin und Hingabe - die Grundlage für die Gewalt.

Der Chor war zwischen 1964 und 1994 von Rev. Georg Ratzinger geleitet worden, dem älteren Bruder von Papst Benedikt XVI. Ratzinger gab zu, dass Schüler geschlagen wurden, nachdem er den Chor übernommen hatte. Allerdings waren solche Strafen zu jener Zeit in Deutschland nicht ungewöhnlich.

Ratzinger sagte, dass er von den Vorwürfen des körperlichen Missbrauchs gewusst und nichts dagegen unternommen habe. Sexueller Missbrauch sei ihm jedoch nicht bekannt gewesen. Im Bericht wird Ratzinger dafür kritisiert, weggeschaut und nicht interveniert zu haben.

Im Bericht kritisieren die Opfer auch die Bemühungen der Regensburger Diözese bei der Untersuchung der Vorfälle. So trage der damalige Bischoff Gerhard Ludwig Müller eine klare Verantwortung für die "strategischen, organisatorischen und kommunikativen Schwächen" dieser Anstrengungen. Kardinal Müller war 2012 Leiter des Doktrinenamts im Vatikan geworden. Inzwischen wurde er von Papst Franziskus entlassen.

Der gegenwärtige Bischof Rudolf Voderholzer hat bereits Pläne angekündigt, den Opfern bis Ende Jahr eine Kompensation zwischen 5000 und 20.000 Euros zu bezahlen.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Studie,Missbrauch,Gewalt