Zwei chinesische Touristen wurden letzten Samstag in Berlin verhaftet, weil sie vor dem deutschen Parlament den Hitlergruß machten. In den sozialen Medien Chinas hat dies eine hitzige Debatte über das Benehmen chinesischer Touristen im Ausland ausgelöst.

Die beiden Touristen im Alter von 36 beziehungsweise 49 Jahren müssen laut Medienberichten mit einer Geldstrafe oder einer Haftstrafe von bis zu drei Jahren rechnen. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden die beiden Touristen gegen eine Kaution von 500 Euro auf freien Fuß gesetzt.

Der Zwischenfall hat zu einer lebhaften Debatte in den sozialen Medien Chinas geführt.

Die meisten Internetuser beklagen das schlechte Benehmen von Chinesen auf Auslandsreisen.

Ein chinesischer Tourist namens Yu, der ebenfalls Berlin besucht hat, sagt in der Global Times, dass der Vorfall den mangelnden Respekt einiger Chinesen vor der Geschichte und der Kultur anderer Länder offenbart.

Auf Weibo wurde dazu aufgerufen, sich vor einer Reise mit den Tabus des Landes vertraut zu machen, um so zu vermeiden, unangenehm aufzufallen.

"Die beiden Männer finden ihr Verhalten wahrscheinlich witzig. In Wahrheit hat es jedoch einen sehr negativen Eindruck hinterlassen“, meint Zhang Shengjun, Professor für internationale Politik an der Beijing Normal University gegenüber Global Times.

"Menschen neigen dazu, alle Dinge unter dem Aspekt der Unterhaltung zu betrachten. Dies führt dazu, dass die meisten Bürger den Respekt vor Geschichte und Kultur verlieren. Die Regierung sollte Verhaltensmaßregeln für Touristen herausgeben, nicht nur für den Binnentourismus, sondern auch für den Auslandstourismus", so Zhang.

Nach deutschen Medienberichten schossen die beiden Männer Selfies, während sie den Hitlergruß vor dem Reichstagsgebäude, das den Bundestag beherbergt, machten. Das ist Polizisten aufgefallen, die zur Bewachung des Regierungszentrums abgestellt waren.

In Deutschland gibt es strenge Gesetze gegen Hassreden und Symbole, die sich auf Hitler und den Nationalsozialismus beziehen. Entsprechende Strafvorwürfe werden normalerweise gegenüber Mitgliedern der extremen Rechten erhoben.

Das chinesische Nachrichtenportal cnr.cn berichtet von rund 1,4 Millionen chinesischen Touristen, die Deutschland im Jahre 2015 besucht hätten. Die Tourismusindustrie, so die New York Times am Sonntag, geht von 2,2 Millionen Chinesen aus, die im Jahr 2020 Deutschland besuchen möchten.