Gefälschte Zertifikate

Für kleine Gebühr können Studenten Praktika fälschen

12.08.2017

Für viele Studenten gehören Praktika zur Ausbildung. 2015 verordnete das Bildungsministerium, dass die praktischen Kurse mindestens 30 Prozent aller Kreditstunden ausmachen sollen. Schulen verlangen in der Regel von ihren Studenten, dass sie sich mehrere Monate lang mit Praktika auf ihre zukünftige Karriere vorbereiten.

Doch für Schüler, die da nicht mitmachen wollen, gibt es einen leichten Ausweg. Für nur 200 Yuan (25,57 Euro) oder weniger können sie online ein Zertifikat für ein Praktikum kaufen. Das ist selbstverständlich illegal, aber solche Angebote existieren dennoch. Zum Beispiel auf der E-Commerce-Plattform Taobao. Die meisten Angebote nennen sich „Praktikumsbericht“ oder „Praktikumszertifikat für Collegestudenten“, aber es werden auch „maßgeschneiderte“ Zertifikate mit „allen notwendigen Stempeln einer Firma deiner Wahl“ verkauft.

Laut einer Zeitung aus Tianjin hat ein Taobao-Verkäufer im vergangenen Monat über hundert derartige Zertifikate an den Mann gebracht. Um das Papier möglichst authentisch aussehen zu lassen, versprechen einige Anbieter sogar, Telefonanrufe der Schulen entgegenzunehmen. Über den Nachrichtendienst QQ sagte ein Verkäufer, dass er rund um die Uhr erreichbar sei. “Ich bringe auf den Zertifikaten meine eigene Nummer an. Wenn dein Lehrer wegen deines Praktikums anruft, kann ich mit ihm reden.”

Ein anderer gab an, einen echten Stempel einer Werbeagentur in Beijing zu nutzen. Er wollte nicht sagen, ob er dort angestellt ist, gab jedoch an, für jeden Stempel eine “Kommission” zu bezahlen. Der Chef der Firma wollte auf Anfrage vom Betrug nichts wissen und beteuerte, dass seine Firma strikte Regeln zur Benützung des Stempels habe. Das Angebot des Verkäufers müsse eine Fälschung sein.

Gemäß dem chinesischen Strafrecht ist es verboten, Stempel von Regierungsorganen oder Firmen zu fälschen. Trotz der Gefahr einer möglichen Bestrafung floriert das Geschäft. Unter anderem auch wegen der hohen Nachfrage bei den Hochschulstudenten.

Das Phänomen löste online heftige Diskussionen aus. “Praktika sollen Studenten auf ihre künftigen Arbeitsstellen vorbereiten. Der Kauf von gefälschten Zertifikaten zerstört lediglich ihre Glaubwürdigkeit”, schrieb jemand. “Es muss strenger gegen solche Geschäfte vorgegangenen werden und die Hochschulen müssen die Bewertungsmethoden ihrer Studenten überdenken”, schrieb ein anderer.

Li Jiaxing, stellvertretender Leiter der Universität für Internationale Beziehungen, bezeichnete den Kauf von gefälschten Zertifikaten als “unmoralisch”. Für Hochschulen sei die Glaubwürdigkeit sehr wichtig. “Wer bei der Nutzung gefälschter Zertifikate erwischt wird, sollte entsprechend bestraft werden.”

Qu Wenyong von der Heilongjiang Universität sagte, gefälschte Zertifikate anzubieten, verstoße gegen das Gesetz. Die Regierung müsse gegen solche Verkäufer vorgehen. Allerdings seien auch Websites mitschuldig, wenn sie illegalen Unternehmen eine Plattform bereitstellen.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Studenten,Praktika,Ausbildung,E-Commerce,Fälschung