Beijing bezeichnet Herabstufung der Kreditwürdigkeit als "falsche Entscheidung"

25.09.2017

Das chinesische Finanzministerium hat am Freitag die Entscheidung von S&P Global Ratings über die Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes mit den Worten zurückgewiesen, es sei eine "falsche Entscheidung", die die wirtschaftlichen Fundamentaldaten und das Entwicklungspotential des Landes vernachlässige. Experten erklärten, die Methodik von S&P Global Ratings bei der Bewertung von China sei grundlegend falsch, da sie die starke Fähigkeit des Landes der Rückzahlung der Schulden vernachlässige.

S&P Global Ratings hatte am Donnerstag Chinas langfristige Kreditwürdigkeit unter Berufung auf zunehmende Schuldenrisiken um eine Stufe herabgestuft. Das Finanzministerium erklärte in einer Stellungnahme, dass der Beschluss "verwirrend" sei, da er in einer Zeit kommt, in der Chinas Wirtschaft auf einem soliden Wachstumskurs ist, indem das Land seinem Erfolg von höher als erwarteten Wachstumsraten in der ersten Hälfte des Jahres und dem soliden Fortschritt bei der wirtschaftlichen Restrukturierung und der Schuldenreduzierung folgt.

"S&P hinkt einen Schritt hinterher", meint Liang Hong, Chef-Ökonomin bei der China International Capital Corp. (CICC). Im Gegensatz zu den vorigen Jahren, in denen Chinas Wachstum kontinuierlich zurückgegangen sei, hätten sich in den vergangenen beiden Quartalen die wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Landes deutlich verbessert, internationale Organisationen hätten nach und nach ihre Prognosen von Chinas Wachstum gesteigert und der Renminbi sei überraschend stark dieses Jahr gewesen. Die Herabstufung durch S&P passe nicht zu Chinas derzeitiger Wirtschaftsentwicklung.

Das Finanzministerium erklärte, es sei schade, dass S&P sich auf Chinas schnelles Schuldenwachstum konzentriere, während die markante Finanzstruktur des Landes und die wachstumssteigernde Wirkung der Regierungsausgaben ignoriert würden. Chinesische Unternehmen haben hauptsächlich von Banken geliehen anstatt sich direkt vom Aktienmarkt zu finanzieren, was an der Unreife des Kapitalmarktes lag – eine Praxis, die die nominalen allgemeinen Schuldenniveaus des Landes in die Höhe getrieben hat. Unterdessen sind sie Schulden der Regierung hauptsächlich für die Steigerung des Wachstums verwendet worden, beispielsweise den Aufbau von Infrastruktur, im Gegensatz zur Verwendung des Konsums, wie es in den westlichen Volkswirtschaften weit verbreitet ist.

Chinas Fähigkeit zur Rückzahlung von Schulden sei gewährleistet, so dass ernste Schuldenrisiken ausgeschlossen seien, so Liu Shangxi, Präsident der Chinesischen Akademie für Finanzwissenschaften. S&P habe sich bloß auf das Ausmaß an Schulden fokussiert und dabei ignoriert, wie die geliehenen Gelder genutzt wurden. Dies sei ein Fehler. “Die Herabstufung ist ein Ergebnis der langjährigen Denkweise der internationalen Rating-Agentur und eine Missdeutung der chinesischen Wirtschaft auf Basis der Erfahrung der Industrieländer“, heißt es in der Stellungnahme des Finanzministeriums.

Liang von der CICC sagte, in China bestehe eine sehr hohe Sparquote – rund 47 Prozent des BIP, also viel höher als in Japan und Singapur, zwei Länder, die bekannt sind für ihre hohen Sparquoten. „Es gibt überhaupt kein Problem für China, die Schulden zurückzuzahlen“, meint sie. Zhu Min, Ökonom und ehemaliger stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Internationalen Währungsfonds, sagte: “In China besteht eine einmalige Situation, und die Erfahrungen anderer Länder können nicht einfach auf China übertragen werden. In China besteht keine Bedrohung durch systemische Finanzrisken.”

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: China S&P