Ethnische Minderheiten mahnen Schutz indigener Sprachen an
Für viele Angehörige ethnischer Minderheiten ist der Umzug von entfernten Bergdörfern oder dem Grasland in moderne Städte mit der Aussicht auf ein besseres Leben verbunden. Doch mit der Urbanisierung wächst auch die Gefahr, dass viele indigene Sprachen aussterben. Um deren einzigartige Kultur besser schützen zu können, schlugen die beiden PKKCV-Mitglieder A Lihui und Du Mingyan vor, Sprachdatenbanken aufzubauen, um die Sprachen der Minderheiten zu konservieren. Mobile Technologie könnte dabei helfen.
„Wir müssen alle verfügbaren Möglichkeiten ausschöpfen, um diese Sprachen vor dem Aussterben zu bewahren“, sagte A Lihui, eine Angehörige der Oroqen. Die Oroqen kommen hauptsächlich aus der Autonomen Region Innere Mongolei und aus Heilongjiang. In China gibt es 56 ethnische Minderheiten, 20 davon haben weniger als 100.000 Angehörige. Viele von ihnen haben kein eigenes Schriftsystem.
Egal wie klein eine ethnische Gruppe auch sein mag, sie hat Anspruch auf die Entsendung von mindestens einem Mitglied in das Landeskomitee der PKKCV, dem höchsten Beratungsorgan Chinas. Außerdem darf jede Gruppe einen Delegierten für den Nationalen Volkskongress stellen.
A Lihui aus der Inneren Mongolei vertrat ihre ethnische Gruppe auf der diesjährigen Sitzungsperiode der PKKCV, die am Donnerstag zu Ende gegangen ist. Mindestens 90 Prozent der Oroqen seien mit Menschen aus anderen ethnischen Gruppierungen verheiratet. Manche seien in die Stadt gezogen, um nach besseren Bildungs- und Karrieremöglichkeiten zu suchen, erzählt sie: Das Entfliehen der oftmals rauhen Bedingungen in den Bergen oder der Steppe bedeute zwar eine bessere Lebensqualität, führe jedoch auch dazu, dass die indigenen Sprachen immer weniger gesprochen werden.
Der beste Weg, eine nicht schriftlich fixierte Sprache zu bewahren, sei der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe und die Hochzeit untereinander, damit die Sprache durch täglichen Gebrauch von Generation zu Generation weitergegeben werden kann. „Doch wenn es nicht länger möglich ist, zusammenzubleiben, sollten wir eine andere Möglichkeit finden“, meint A Lihui.
Auch Du Mingyan von der Gruppe der Ewenki macht sich Sorgen um dieses Problem. Sie wurde in den 1970er-Jahren geboren und hat ihr Dorf in der Inneren Mongolei verlassen, um nach besseren Bildungs- und Berufsaussichten zu suchen. Sie spricht die Sprache der Ewenki, ihre Kinder jedoch nicht.
A Lihui hat eine WeChat-Gruppe mit etwa 100 Oroqen gegründet, doch nur 20 von ihnen sprechen noch die Sprache, und die meisten von ihnen seien ältere Menschen, berichtet sie. Du Mingyan und A Lihui haben die Zentralregierung dazu aufgerufen, eine zentrale Datenbank zu errichten, die bedrohte Sprachen archiviert. „Wir müssen diese Sprachen bewahren, bevor sie aussterben. Zum Glück bieten uns die digitalen Technologien und das Internet die Möglichkeiten dazu“, sagt A Lihui. „Diese digitalen Werkzeuge helfen nicht nur den Angehörigen ethnischer Gruppen, sondern auch denjenigen, die Sprachen lernen oder Forschung betreiben.“ Die PKKCV-Mitglieder riefen ihre lokalen Gesetzgebungsorgane ebenfalls dazu auf, indigene Sprachen in ihren jeweiligen Provinzen zu fördern.