​Papierschnipsel dokumentieren den Wandel in China

22.05.2018

Chinesische Sozialhilfezertifikate.

Eine chinesische Essensmarke.

Der 63-jährige Tan Kejian bewahrt noch immer einige Dokumente auf, die schon längst ungültig geworden sind. Für ihn sind sie ein Stück Geschichte. Nachdem 1982 seine Tochter zur Welt gekommen war, füllte er freiwillig eine Erklärung aus, in der er sich zur Ein-Kind-Politik des Landes bekannte.

 

„Angesichts der Sorgen des Landes verspreche ich, nur ein Kind zu zeugen“, schrieb er darin. China hat die Ein-Kind-Politik vor zwei Jahren aufgehoben. Die Regelung war 1980 eingeführt worden, um dem steigenden Bevölkerungswachstum entgegenzutreten.

 

In diesem Jahr feiert China den 40. Jahrestag der Reform- und Öffnungspolitik. Viele Dokumente von damals sind heute nur noch verblasste Erinnerungsstücke.

 

Mit dem Ein-Kind-Zertifikat erhielt Tans Familie jeden Monat eine Zuwendung von fünf Yuan, ein Sechstel des damaligen Monatseinkommens. „Mehr Kinder hätten wir wegen unserem mageren Einkommen gar nicht ernähren können“, erinnert er sich. Sein Stiefvater habe sich oft Getreide leihen müssen, wenn seine Vorräte am Ende des Monats knapp wurden.

 

Im Jahr 2017 betrug das jährlich verfügbare Pro-Kopf-Einkommen in Chinas Städten 36396 Yuan, 1980 waren es 477 Yuan.

 

Essensmarken sind ebenso ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Damals wurden solche Marken ausgegeben, um die Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu erfüllen und der Nahrungsknappheit zu begegnen. Wang Jianjiang bewahrt immer noch einige dieser Coupons auf, denn sie erinnern ihn an die Zeit, als in China noch der Hunger grassierte.

 

„Die Essensmarken wurden auf Grundlage von Alter und Beruf verteilt. Man benötigte sowohl Bargeld als auch Essensmarken, um eine Mahlzeit zu kaufen“, erzählt er. Wang stammt aus einer Arbeiterfamilie. Die zahlreichen Hungersnöte verursachten bei ihm eine chronische Magenerkrankung. Vieles musste damals durch Marken erworben werden. Auch für den ersten Farbfernseher musste Wang 1986 eine Bezugsmarke vorlegen. „Das kostete mich ein ganzes Jahresgehalt“, sagte er.

 

Durch die fortschreitenden marktwirtschaftlichen Reformen wurden die Warenmarken 1993 schließlich abgeschafft. Heute sind sie beliebte Sammlerstücke. Ein Satz Essensmarken aus den 50er- oder 60er-Jahren ist heute rund 10000 Yuan wert. 


Landbewohner waren die ersten, die von Chinas Reformpolitik profitierten. Landparzellen wurden in den späten 1970er-Jahren vertraglich an Haushalte abgegeben und seither konnten sich Bauern selbst mit Nahrungsmitteln versorgen. Im Jahr 2006 schaffte Chinas Regierung die Landwirtschaftssteuern ab und damit auch das 2000 Jahre alte System der Abgabe von Getreide an den Staat. Heute erhalten Landwirte einen Zuschuss vom Staat.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: ​Papierschnipsel,Wandel,Dokumente,Reformpolitik