Heimgekehrter Professor aus Deutschland will bei der chinesischen Entwicklung nicht nur Zuschauer sein Exklusiv
Als Professor ist Wang Dawei vielen chinesischen Auslandsstudenten begegnet. Zusammen mit seiner eigenen Erfahrung hat er einiges zu den Veränderungen der letzten Zehn Jahre zu sagen. Anfang des 21. Jahrhunderts war ein Auslandsstudium für seine Generation ein Traum, den man sich hart erarbeiten musste. Heute ist ein Auslandsstudium fester Bestandteil des Lebens vieler junger Menschen, geradezu ein "Pflichtfach". Als er daran zurückdenkt, wie er zum ersten Mal in Deutschland war, kommt es ihm wie gestern vor, es sei wie in einer anderen Welt gewesen, alles war so neuartig. Doch im Zuge der chinesischen Entwicklung konnte er feststellen, dass der Abstand zwischen China und dem Ausland geringer geworden ist und China in vielen Bereichen sogar weltweit führend ist. Er sagt dazu: "Die heutigen chinesischen Studenten sind Selbstbewusster. Sie können ihre Zielländer oft auf Augenhöhe betrachten oder blicken sogar auf sie herab".
Vor seiner Rückkehr nach China wurde Wang von der Universität Siegen als W2-Professor für Straßenbau eingestellt und wurde damit zu Deutschlands jüngstem Professor auf diesem Gebiet. Außerdem leitete er das Forschungsinstitut und das Labor für Straßenbau der Universität Siegen und war gemeinsamer Professor der Universität Siegen und der RWTH Aachen. Über seine Motivation, nach China zurückzukehren, sagt Professor Wang: "Wer nach einem Studium im Ausland zurückkehrt, bekommt mehr Möglichkeiten, sich zu entwickeln und wird nicht schlechter behandelt als im Ausland". Auch wenn Wang Dawei es in Deutschland schon zum Professor gebracht hatte, am Ende entschied er sich doch für die Heimkehr. Nachdem Generalsekretär Xi Jinping auf dem 19. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas den Strategischen Plan einer "großen Verkehrsnation" vorgestellt hatte, wurde Wang bewusst, dass er sein Gelerntes in China wirklich zur Anwendung bringen konnte. Er erklärt uns, dass Deutschland über das größte Autobahnnetz der Welt verfüge, das als Sinnbild für die Qualität des deutschen Ingenieurswesens gelten könne. Aber in den letzten Jahrzehnten wurde das Netz kaum ausgebaut, sondern vor allem die bestehenden Autobahnen gewartet. China hingegen befinde sich in einer Phase, in der mit hoher Geschwindigkeit neue Autobahnen gebaut werden. Deshalb müssen Bau und Wartung koexistieren, was für die Forschung auf diesem Gebiet größere Möglichkeiten biete. Im dynamischen China finden viele neue Technologien, Materialien, Geräte und Ideen Platz zur Anwendung und Weiterentwicklung. "China bietet eine größere Bühne für die Suche der Forscher nach mehr Anwendungschancen". Wang Dawei weist auch darauf hin, dass Deutschland im Bereich Straßenbau China vielleicht noch für lange Jahre als Referenz dienen kann.
Außerdem bieten der chinesische Staat und die Lokalregierungen zahlreiche Fördermöglichkeiten für Fachkräfte, wie etwa das "1000 Young Talents Program" der Organisationsabteilung des Zentralkomitees, für das Wang Dawei ausgewählt wurde und, das die beste Plattform für heimkehrende Auslandsstudenten darstellt. Ob es um den Einstieg in den Arbeitsmarkt, Forschung oder Wohnungssuche geht, auf allen Ebenen bringt das Programm Unterstützung und Vergünstigungen, sodass Rückkehrer wie Wang Dawei in China eine Arbeitsumgebung genießen können, die der im Ausland in nichts nachsteht.
Wang ist der Meinung, dass ein Auslandsstudium eine wertvolle Erfahrung sei, bei der man sich neues Wissen aneignen und internationale Neuentwicklungen kennenlernen könne. Laut ihm sind Fachkräfte, die im Ausland waren, patriotischer und haben einen stärkeren Drang, ihrer Heimat etwas zurückzugeben. Um "bei der chinesischen Entwicklung nicht nur Zuschauer zu sein", wird Wang Dawei sich als Teamleiter mit den nationalen Politiken wie der Initiative "Ein Gürtel, Eine Straße" und der Idee einer "großen Verkehrsnation" genauestens befassen. Ausgehend von Chinas großem Bedarf an Infrastruktur und dem internationalen Hintergrund seines Teams wird er die volkswirtschaftlich bedeutsamen fachlichen Probleme angehen. Er glaubt fest daran, dass die Zukunft des Straßenbaus in China liegt.