Große Pläne für künstliche Intelligenz in China Exklusiv

06.08.2018


Das Foto zeigt einen Stand von einem chinesischen Autobauer auf der diesjährigen Ces Asia in Shanghai. Auf der Messe für Verbraucherelektronik stellen viele Anbieter ihre Technik für autonomes Fahren aus.


Inwiefern könnte die Entwicklung der KI kritisch betrachtet werden?


KI und die dahinter liegenden Algorithmen bleiben Teil des menschlichen Handelns – im Guten wie im Schlechten. Doch Werte und Kultur beeinflussen maßgeblich die Qualität der Umsetzung. Dramatische Szenarien wie die künstliche Intelligenz Skynet aus dem Film „Terminator“ oder „KI ersetzt alles“ sehe ich als sehr unwahrscheinlich, aber viele einfache und auch komplexere Tätigkeiten, wie zum Beispiel die eines Arztes, eines Underwriters oder eines Rechtsanwaltes, werden teilweise ersetzt werden können. Insofern sind folgende zwei Punkte wichtig: Erstens hat KI das Potenzial, Unsicherheit, Ungewissheit und somit auch Angst zu erzeugen. Deshalb ist sowohl in der breiten Öffentlichkeit als auch in Schulen und Bildungsinstituten wichtig, ein Grundwissen zu KI zu vermitteln und daraufhin entsprechende Kompetenzen auszubauen. Zweitens müssen ethische Aspekte, zum Beispiel von gesellschaftlichen Analysen mithilfe der künstlichen Intelligenz, umfassend berücksichtigt werden, um eine Spaltung der Gesellschaft zu vermeiden.


In Deutschland und China wirkt sich der demographische Wandel auf fast alle Bereiche aus. KI sollte den Menschen Unterstützung anbieten und fehlende Arbeitskräfte als vertrauenswürdige Assistenten teilweise ersetzen. Die wichtigen Entscheidungen müssen letztendlich von Menschen getroffen werden. Es ist zwar noch ein sehr langer Weg, aber die Diskussion muss jetzt auf allen Ebenen stattfinden.


Welches ist Ihrer Meinung nach das erfolgreichste KI-Unternehmen in China und warum?

 

Etwa 90 Prozent der Start-Ups in China sind aufgrund des harten Wettbewerbs, Fusionen und Übernahmen, mangelnder Erfahrung, mangelndem professionellen Management und mangelnder Kreditwürdigkeit fehlgeschlagen. Es sind nur noch wenige übrig. Das erfolgreichste KI-Unternehmen zu benennen ist nicht leicht, weil KI an sich kein Ziel, sondern Teil einer integrierten Lösung wie in der Bildung, Verkehrssteuerung oder Fertigung ist. Ich sehe großes Potential bei der Firma DJI (Da Jiang Innovations Science and Technology), gegründet im Jahr 2006. DJI ist bekannt für die Entwicklung und Herstellung unbemannter Luftfahrzeuge, insbesondere Quadrocopter, zur Luftbildfotografie und -videografie im privaten und professionellen Einsatz. Durch den Einsatz der KI in der Fotoerkennung kann ein Luftfahrzeug heute bereits autonom bis zu vier Hektar Land pro Stunde überfliegen. Zurzeit arbeitet DJI mit Microsoft an Lösungen für maschinelles Lernen. In einem Land wie China mit rund 50 Prozent Landbevölkerung kann DJI erheblich zu Produktivitätssteigerung und präzisem Erntemanagement beitragen.


An welchen Punkten muss China in den nächsten Jahren noch arbeiten, um sein Ziel des KI-Weltführers zu erreichen?


China hat es dieses Jahr zum ersten Mal auf Platz 17 im Global Innovation Index (GII) geschafft, nach Platz 22 im vergangenen Jahr. Die Weltorganisation für geistiges Eigentum hat das Ergebnis dieses Jahr in Genf veröffentlicht. Dies ist ein gutes Zeichen des Umbaus von ressourcenbasierter und kostenintensiver Wirtschaft hin zu einer innovativen Wirtschaft der Zukunft. In China studieren an mehr als 2.500 Hochschulen mehr Menschen als in der gesamten Europäischen Union zusammen. Doch es gibt ein strukturelles Problem. China hat viele Hochschulabsolventen, doch die Berufsausbildung kommt sehr langsam nach. Was China dringend braucht ist die Aus- und Fortbildung von Talenten und Fachkräften. Die Förderung der Grundlagenforschung und der Anwendungswissenschaft, Bürokratieabbau und Schutz des geistigen Eigentums sowie weitere Reformen an Universitäten und Forschungsinstituten sind meiner Meinung nach wichtig, damit sich Wissenschaftler auf ihre eigentliche Arbeit fokussieren können.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: künstliche Intelligenz,China,Deutschland