Interview mit Kunstprofessorin Li Wei von der Tsinghua Universität Exklusiv

03.09.2018

Li Wei und ihre „drei Premieren"


Li Wei

Li Weis erster Kontakt mit der Bekleidungsindustrie war zu Beginn der Reform und Öffnung. 1980 wurde die Central Academy of Arts and Crafts (Vorgänger der Akademie für Kunst und Design, die 1999 offiziell in die Tsinghua-Universität eingegliedert und umbenannt wurde) die erste Kunstschule des Landes mit einem Institut für den Bekleidungfachbereich. Im Jahr 1982 ging ihr Wunsch in Erfüllung und Li wurde in die Central Academy of Arts and Crafts aufgenommen, um dort ihren Traum zu verfolgen, Modedesignerin zu werden.

Im Jahr 1985 veranstaltete der berühmte französische Modeschöpfer Yves Saint Laurent eine Retrospektive zum 25-jährigen Jubiläum seiner gleichnamigen Modemarke YSL Saint Laurent im National Kunstmuseum. Die damals noch junge Studentin Li Wei hatte das Glück, an der Ausstellung teilzunehmen und sah Saint Laurent persönilch. Noch heute erinnert sie sich ganz genau an die damaligen Erfahrungen: „Die Modebildung befand sich zur Anfangszeit der Reform und Öffnung noch in den Kinderschuhen. Unter diesen Umständen war Yves Saint Laurents Ausstellung für uns junge, wissensgierige Studenten der Bekleidungswissenschaften große Möglichkeiten. Es war für uns ohne Zweifel, wie eine ‚große Torte, die vom Himmel fällt ‘. Mit großen Modemarken in unmittelbarer Reichweite waren die mehr als 20 Tage Arbeit das beste immersive Lernen für mich. "
Nach den Ausstellungsarbeiten gab Saint Laurent den Studenten ein Buch und eine persönliche Inschrift, um seine Dankbarkeit auszudrücken. In Li Weis Buch steht geschrieben: „Li Wei, ich werde dir meine ganze Inspiration geben." Dieser Satz berührte sie zutiefst.

Li Wei und Yves Saint Laurent

Im Jahr 1986 blieb Li Wei nach ihrem Abschluss an der Hochschule, um zu unterrichten. Seitdem hat sich Li Wei der Modebildung verschrieben und hat weitere herausragende Absolventen ausgebildet. Ihre eigene Leidenschaft für Modedesign hält nun schon über 30 Jahre an.
 
Die Mode zu Beginn der Reform und Öffnung 


In den 1980er und 1990er Jahren waren die Mittel und Wege für Leute, die Modeinformationen erhalten wollten, weitgehend auf Filme und die in den 80ern entstehende Frühlingsfestgala beschränkt. Die weiblichen Stars im Film, oder die Moderatoren und Sänger an der Frühlingsfestgala waren die Vorbilder, an denen sich die Menschen orientierten. Egal ob es sich um einen Filmstar im feuerroten Rock und maßgeschneiderten Hemd oder den Moderator der Frühlingsfestgala im Anzug mit Schulerpolstern oder andere legendäre Kleidung handelt, die Stile der Sänger und Stars sind zu einer eigenständigen Mode geworden.
Li Wei erinnert sich: „In den frühen Tagen der Reform und Öffnung war das kollektive Leben immer noch der generelle Trend der Gesellschaft. Die Menschen bevorzugten den kollektiven Ansatz und kümmerten sich nicht um Individualität. Daher war die Öffentlichkeit stolz darauf, lediglich Modetrends zu imitieren und die Kleidung war 'homogen'."
 
Verbunden mit dem internationalen Markt ist die Zukunft abzusehen


Li Wei glaubt, dass, wenn die Mode in den 1980er und 1990ern gerade dabei war, zu erwachen, kann sie im 21. Jahrhundert nicht mehr dieselbe sein. China fängt an, seine eigene Ästhetik zu erforschen und betont dabei den „chinesischen Brauch" und die „chinesische Kultur". Die Kleidung wird langsam freier und vielfältiger und hat eine Phase betreten, die als „hundert Blumen" bezeichnet wird.

„Jetzt haben viele Designer ihre eigene 'DNA' , ihr eigenes Logo, um ihren eigenen Stil zu verfolgen. Der neueste Stil mit Attributen wie „natürlich, grün, umweltfreundlich, bequem, und intelligent" entspricht offensichtlich den internationalen Modetrends." Li Wei sagt: „In dieser Zeit hat China viele Kleidungsmarken geschaffen. Jeder kleidet sich und beginnt, seine eigene Persönlichkeit zu betonen und ist nicht mehr bereit, 'ähnlich' zu sein. "
Was die Zukunft betrifft sind Modetrends unberechenbar. Doch Li Wei ist voller Zuversicht und sagt: „Wir haben viele Designer in unserem Land, die ausländischen Designern in nichts nachstehen. Unsere jungen Studenten sind auch voller Sinn für ihre Berufung und Verantwortung. In Zukunft wird China in der Mode eine große Rolle spielen."

Li Wei und einige Models

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: China,Mode,Reform,Öffnung