Gesundheit

​Chinas Markt für Telemedizin wächst rasant

17.09.2018

Immer mehr Menschen in China nehmen über das Internet Kontakt mit dem Arzt auf. Patienten aus entlegenen Regionen sparen sich damit den weiten Weg zum nächsten Krankenhaus. Chinas Behörden haben nun Regeln für den wachsenden Markt der Online-Medizin festgelegt.

Die Online-Behandlung von Patienten in China erfordert künftig eine Diagnose, die von einem Arzt nach einem persönlichen Gespräch gestellt werden muss. Dies sieht eine Regelung der Nationalen Gesundheitsbehörde vor. Medizinische Onlinedienstleister müssen zudem Kooperationsvereinbarungen mit Krankenhäusern treffen und medizinisches Personal zunächst die Krankenakte des Patienten lesen, bevor Medikamente über das Internet verordnet werden dürfen.

 

Für Online-Beratung müssen Ärzte zudem mindestens drei Jahre Berufserfahrung vorweisen. Gestattet ist nur die Verschreibung von Medikamenten gegen gewöhnliche Krankheiten. „Die neuen Regeln spielen eine positive Rolle bei der Setzung von Standards in der Branche“, sagte Li Tiantian, der Vorsitze der Medizinwebseite dxy.cn. Jedoch sei es für viele Patienten gar nicht notwendig, vorab eine persönliche Diagnose einzuholen, da viele Beschwerden auch durch eine Bildanalyse durch das Internet identifiziert werden könnten, sagte er.

 

„Ein solch rigoroses Verbot kann der Innovation schaden“, warnte Li. „Ich schlage vor, dass Pilotprogramme für Patienten mit weniger schweren Erkrankungen gestartet werden.“ Jiao Yahui von der Gesundheitsbehörde wies darauf hin, dass die Qualifikationen und Referenzen von medizinischem Personal sowie Diagnosen, Behandlungsmethoden, Arzneimittelverschreibungen sowie der Datenschutz streng eingehalten werden müssten.

 

„Rein virtuelle Angebote sind nun verboten. Online-Dienstleister müssen eine Kooperationsvereinbarung mit stationären Einrichtungen treffen, in denen auch die jeweiligen persönlichen Verantwortlichkeiten festgehalten werden“, unterstrich sie. Der Genehmigungsprozess für die Anbieter könne beginnen, sobald entsprechende Plattformen auf der Provinzebene eingerichtet würden. Telemedizin habe bereits vielen Menschen geholfen, die in entfernten Gegenden mit schlechtem Zugang zu Krankenhäusern leben.

 

Huang Yong, der stellvertretende Direktor am Westchina-Krankenhaus der Sichuan-Universität, sagte, ein Telemedizinprogramm in der tibetischen Präfektur Garze der Provinz Sichuan habe 90 Prozent der Patienten mit einer Bandwurminfektion der Leber den langen Weg ins nächstgelegene Krankenhaus erspart.

 

„Die Zahl der Patienten, die lokal diagnostiziert und behandelt werden, hat sich seit Einführung des Programms verfünffacht“, erläuterte er. Online-Gesundheitsdienstleistungen könnten den Diagnoseprozess zudem vereinfachen und Konflikte zwischen Ärzten und Patienten beheben helfen. 


Der Markt für medizinische Online-Beratung in China wächst stetig. Zwischen 2011 und 2016 wurden mehr als 1000 entsprechende Firmen gegründet, berichtete die Finanzplattform Yicai. In den vergangenen vier Jahren erhielt der Sektor Investitionen über mehr als 200 Milliarden Yuan (etwa 25 Milliarden Euro).

Diesen Artikel DruckenMerkenSendenFeedback

Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Telemedizin,Patienten,Krankenhaus,Diagnose,Gesundheit