Digitale Hausaufgaben verursachen Probleme

15.11.2018

Zu den Nachteilen gehören Sorgen über die Abhängigkeit von Telefonen und das Sehvermögen von Kindern. 

Vor kurzem, an einem Donnerstagabend, bereitete sich Zhang Yu, ein Schüler der fünften Klasse in Tianjin, auf seine Mathematikaufgaben vor. Er musste das Mobiltelefon seiner Mutter benutzen, um die Aufgabe zu lösen. Die drei Geometrie-Probleme, welche Parallel-Linien betrafen, waren von seinem Lehrer auf einem Blatt Papier handgeschrieben. Dann wurden diese Aufzeichnungen fotografiert und in eine Eltern-Lehrer Gruppe auf WeChat gepostet.

Xing Huan, Zhangs Mutter, ist davon nicht begeistert. „Einmal mussten sowohl mein Ehemann als auch ich Überstunden arbeiten und kamen nicht rechtzeitig nach Hause zurück. Ich musste einen Freund beauftragen, zu mir nach Hause zu gehen und meinem Sohn seine Hausübung zu zeigen“, sagte sie. Sie fügte hinzu: „Er ist nur elf Jahre alt, und ich möchte ihm kein Mobiltelefon kaufen. Doch das ist mittlerweile unvermeidlich. Ich mache mir auch Sorgen, dass das Augenlicht meines Sohnes geschädigt werden könnte, wenn er zu lange auf sein Telefon starrt.“ 

Das Bildungsministerium und sieben andere Abteilungen haben im August eine Richtlinie veröffentlicht, um das Augenlicht der Schüler zu schützen, indem man den Gebrauch von elektronischen Geräten bei der Zuteilung von Hausaufgaben einschränken solle. Lehrer sollten die Hausaufgaben nur auf Papier zuweisen und die Zeit beschränken, bei der sie mit der Hilfe von elektronischen Geräten unterrichten, sagte die Richtlinie.

Doch viele Schulen, darunter die von Zhang, setzen stark auf WeChat und andere mobile Telefon-Apps, um Hausaufgaben zu verteilen. Das stellt eine Herausforderung für das Land dar, wenn man das Augenlicht der Kinder weiter schützen möchte, und es nährt die Besorgnisse der Eltern, dass ihre Kinder von Smartphones und vom Internet abhängig werden. 

Abgesehen von WeChat verteilen Lehrer auch Aufgaben, die über eine bestimmte App auf dem Mobiltelefon erledigt werden müssen. Tan Yi ist ein Mathematiklehrer an der Tianjin Nankai High School. Er sagte, die Schule verwende die App „17zuoye (Finishing Homework Together)“, die von der Bildungsfirma 17Edtech mit Firmensitz in Shanghai über mehr als drei Jahre lang entwickelt wurde.

Die App bringt Lehrer, Studenten und ihre Eltern zusammen, um über die Hausaufgaben der Schüler zu kommunizieren, sagte er. Er fügte hinzu, die App würde es den Schüler erlauben, ihre Arbeiten auf der Plattform zu präsentieren, und die Eltern könnten die Fortschritte ihre Kinder beobachten. Lehrer können die Hausaufgaben markieren und unmittelbar mit ihren Schülern interagieren.

Es stellte sich heraus, dass der Gebrauch der App auch Probleme verursacht. Jüngste Medienberichte sagten, dass einige Apps für Hausaufgaben auch Videospiele beinhalten würden und sogar unangemessenen Content. Eltern machen sich auch Sorgen, das der andauernde Gebrauch von elektronischen Geräten das Augenlicht der Schüler beeinträchtigen könnte und dass die Kinder nachlässig beim Schreiben der chinesischen Schriftzeichen werden. 

Allerdings glauben Bildungsexperten nicht, dass das simple Verbot von solchen Hausaufgaben-Apps die beste Art und Weise wäre, um das Augenlicht der Schüler zu schützen.

Xiong Bingqi ist der stellvertretende Direktor des Forschungsinstituts für Bildung des 21. Jahrhunderts. Er sagte, es sei unmöglich, den Gebrauch von elektronischen Geräten und Hausaufgaben-Apps in der Ära des Internets zu verbieten. Wichtig für Schüler und Eltern sei es, ihnen eine Anleitung für den Gebrauch der Apps zu geben, damit die Schüler gute User-Angewohnheiten entwickeln, sagte er. Jahrelang haben viele Primär- und Mittelschulen den Gebrauch von Laptops und mobilen Endgeräten im Klassenzimmer limitiert oder verboten. Als diese Studenten in das College eintraten, wurde ihre Leidenschaft für das Internet entfacht, und viele wurden elektronisch versklavt, sodass sie die Zeit, die sie mit ihren elektronischen Geräten verbrachten, nicht kontrollieren konnten, sagte er. „Was Schulen und Eltern tun sollten, ist es, den Schülern dabei zu helfen, gute Gewohnheiten zu entwickeln.“ 

Chu Zhaohui ist ein leitender Wissenschaftler am Nationalen Institut für Bildungswissenschaften. Er sagte, es wäre für Schulen in Ordnung, Apps für die Hausaufgaben zu verwenden. Doch eine übergroße Abhängigkeit sei nicht gut für die Schüler. „Es muss sichergestellt werden, dass Schüler unabhängig von den Apps ihre Hausaufgaben erledigen können, damit die Schüler, die sich keine iPads, Computer oder Smartphones leisten können, ebenfalls ihre Arbeit machen können.“

 Wenn einige Aufgaben nicht den Gebrauch von Lern-Apps verlangen, müssten Schulen und Lehrer davon abgehalten werden, Profite aus den Verkauf der Apps zu schlagen. Er sagte, es stünde ihnen nicht zu, irgendwelche Profite von Unternehmen zu bekommen, welche die Apps verkaufen. „Wir möchten die Online-Bildungsmodelle nicht verbieten, doch sie müssen vorsichtig verwendet werden.“

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: App,Hausaufgaben,Kinder,Augenlicht