Nuklearindustrie

Atomreaktor der nächsten Generation liegt für kommerziellen Gebrauch in China vor Europa im Rennen

15.01.2019

Ende 2011 mussten Deng Zhengping, stellvertretender Generaldirektor des Kernkraftwerks Taishan, und seine Kollegen eine bedeutende Entscheidung treffen: Sollten sie Taishan zum ersten abgeschlossenen EPR-Projekt der Welt machen? EPR (European Pressurized Reactor) ist ein Druckwasserreaktor der dritten Generation, der unter anderem vom französischen Unternehmen Framatome entwickelt wurde. Die "Doppelwand"-Einschließungen für EPR-Projekte von Taishan können die Reaktoren vor Unfällen wie Erdbeben und sogar einem direkten Treffer eines Flugzeugs schützen. Der Bau von EPR-Projekten in Finnlands Olkiluoto-Block 3 und Frankreichs Flamanville-Block 3 begann in den Jahren 2005 beziehungsweise 2007, also vier beziehungsweise zwei Jahre früher als in Taishan. Aber Deng sah seine Chance, die europäischen Entwickler einzuholen und sogar zu übertreffen. Sie trafen die Entscheidung im zweiten Halbjahr 2012 und erhielten positive Rückmeldungen von anderen am Projekt beteiligten großen Unternehmen, insbesondere von Framatome, dem Designer des EPR.

 

Seitdem hat der Taishan Block 1 große Fortschritte gemacht. Das Kuppeldach wurde eingesetzt. Kälte- und Hitzefunktionstests wurden abgeschlossen, der Block an das Stromnetz angeschlossen und durchlief Mitte Dezember 2018 einen 168-stündigen Testlauf, sodass er vollständig kommerziell genutzt werden konnte. Das Kernkraftwerk Taishan wird von TNPJVC, einem Joint Venture, das von der China General Nuclear Power Corporation (CGN), Electricite de France (EDF) und der Yudean Group gegründet wurde, gebaut und betrieben. He Yu, Vorsitzender von CGN, dem weltweit größten Auftragnehmer für Nuklearbau, sagte, das Projekt Taishan werde wertvolle Lehren und Lösungen für den Bau ähnlicher Reaktoren weltweit bieten, und es werde eine demonstrative und unterstützende Rolle beim gemeinsamen Bau des Hinkley Point C-Projekt in Großbritannien von CGN und EDF bieten. CGN und EDF betonten, dass das Projekt Taishan von 35 Jahren strategischer Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen profitiere, die mit dem Bau des ersten kommerziellen Atomkraftwerks Chinas in der Daya-Bucht in Shenzhen, Chinas Sonderwirtschaftszone, begonnen hätten.

 

Internationale Zusammenarbeit

Das Atomkraftwerk Taishan befindet sich in der Gemeinde Chixi in der Stadt Taishan in der südchinesischen Provinz Guangdong. Früher war dort der Reisanbau die Säulenindustrie. Liu Yu, ein Bauleiter bei TNPJVC, trat dem Projekt 2009 mit Begeisterung bei. Fabrice Fourcade, leitender Vizepräsident von EDF und dessen Generalbevollmächtigter in China, sagte den Medien auf einer Pressekonferenz in Beijing, dass EDF beim Bau des Flamanville-3-EPR Betriebserfahrungen beigesteuert habe und dass die Nutzung dieser Erfahrung ein entscheidender Faktor bei dem erfolgreichen Abschluss der ersten Phasen des Taishan-Projekts sei.

 

Die Situation änderte sich jedoch schnell. Im Jahr 2011 holte das Projekt Taishan Olkiluoto-3 und Flamanville-3 ein. Darüber hinaus stellte Liu fest, dass seine Partner von EDF und Framatome mehr Ratschläge von ihm erwarteten als zuvor. In den vergangenen 40 Jahren verzeichnete China die schnellste Entwicklung der Nuklearindustrie der Welt. Das chinesische Festland verfügt derzeit über mehr als 40 in Betrieb befindliche Atomkraftwerke und die weltweit größte Anzahl von im Bau befindlichen Atomkraftwerken.


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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: China,Nuklearindustrie,Atomkraftwerke