Werner Gerich: Erster ausländischer Fabrikleiter seit Beginn der Reform und Öffnung in China

25.01.2019

Bei Bernd Gerich zu Hause sind allerlei Ehrenurkunden und Orden auf einem Regal ausgestellt. Bernd Gerich erzählt: „Mein Vater ist 2003 verstorben. 2005 wurde zu seinen Ehren diese Büste in Wuhan errichtet. Das war also Ausdruck der Wuhaner dafür, dass er zwei, drei Jahre in Wuhan tätig war und hinterher auch einen Großteil seines Lebens überhaupt in China verbracht hat, wo er selbst in China rumgereist ist und Kontakte geknüpft hat. Und wenn er in Deutschland war, hat er nach der Öffnung der Reformpolitik hier in Deutschland mit deutschen Betrieben Kontakte hergestellt. Nach so einer langen Zeit, wo er verstorben ist, 13 Jahre danach, hat man ihn immer noch nicht vergessen und verehrt ihn immer noch. Das ist einmalig. Das findet man hier in Deutschland nirgends. Das ist wirklich ein ganz großes Ereignis gewesen und berührt die Familie natürlich sehr und wir sind äußerst stolz darüber."

Werner Gerich ging 1984 mit 65 Jahren in den Ruhestand. Als er von der Gründung des deutschen Servicezentrums für pensionierte Fachkräfte erfuhr, meldete er sich sofort dort an. Das Ziel des Servicezentrums, pensionierte Fachkräfte bei ihren Tätigkeiten im Ausland zu unterstützen, stimmte mit seinem Anliegen überein. Da zwischen der chinesischen Großstadt Wuhan und Duisburg schon seit 1982 eine Städtepartnerschaft besteht, wurde Werner Gerich im August 1984 vom deutschen Servicezentrum für pensionierte Fachkräfte zur technischen Unterstützung in die Wuhaner Fabrik für Dieselmotoren geschickt. Damals war China für die meisten Deutschen ein weit entferntes und fremdes Land. Nach eingehender Beschäftigung mit der Thematik unterbreitete Werner Gerich der Fabrikleitung nach nur zwei Monaten über 100 Verbesserungsvorschläge. Daraufhin wurde er als Fabrikleiter angestellt. Er wurde damit zum ersten ausländischen Fabrikleiter in China seit Beginn der Reform und Öffnung. Dazu Bernd Gerich:

„Was natürlich super passte, war das Aufgabengebiet, was ihn betraf, als Ingenieur in der Dieselmotorenfabrik. Wie gesagt, er hat lebenslang als Ingenieur gearbeitet in der DDR, in dem großen Dieselmotorenwerk in Karl-Marx-Stadt. Und das passte optimal. Und was sicherlich noch ganz bedeutend war, und was eigentlich auch eine Win-Win-Situation war: Die Situation, die mein Vater 1945 und in den 50er-Jahren in der DDR erlebt hatte, die war ähnlich wie die Zeit vor 1978 in China. Und nicht nur die wirtschaftliche Situation, sondern auch die Einstellung der Menschen zur Arbeit, zum Berufsleben, war ähnlich wie in der DDR. Es gab keinen Anreiz, entsprechend war die Arbeitsmoral ganz schlecht. Und er wusste sofort, was er in Angriff nehmen musste, um die Situation grundlegend zu ändern."

Unter Leitung von Werner Gerich wurde ein neues Lohnsystem aufgebaut, nach dem die Löhne entsprechend der geleisteten Arbeit gezahlt wurden und die Arbeiter gemäß eindeutiger Kriterien für ihre Arbeit entlohnt wurden. Gleichzeitig konnten in dem Dieselmotorenwerk die Arbeitsdisziplin gestärkt und die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Parallel dazu legte Werner Gerich bei der Senkung der Produktionskosten großen Wert auf die Erhöhung der Produktqualität. Laut Bernd Gerich stieß sein Vater anfangs auf Unverständnis und Widerstände. Er beugte sich allerdings dem Druck nicht und setzte seine Prinzipien durch. Dank ihm konnte innerhalb von zwei Jahren der 50 Millionen Yuan hohe Jahresverlust in einen Jahresgewinn von über 60 Millionen Yuan verwandelt werden. Auch wurde die Arbeitseffizienz erhöht und die Arbeitsmoral verbessert. Dazu Bernd Gerich:

„Später, als dann die aktuelle Zeit in Wuhan um war, war er praktisch von 1983, 1984 bis 2000 jedes Jahr in China. Er ist oft in Wuhan gewesen oder hat sich zumindest immer unterrichten lassen. Aber ansonsten war er natürlich in ganz China. China und insbesondere Wuhan lagen ihm natürlich ganz besonders am Herzen. Das war seine Wirkungsstätte und die hat er nie vergessen, Wuhan war die zweite Heimat für ihn."

2005 wurde Bernd Gerich zur Enthüllung der Büste seines Vaters nach Wuhan eingeladen. Es war seine erste Reise in die zentralchinesische Metropole. 13 Jahre später flog er zur Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der Reform und Öffnung zum zweiten Mal nach Wuhan. Er war beeindruckt von der rasanten Entwicklung der Stadt:

„Damals war ich wahnsinnig beeindruckt, muss ich sagen. Wenn man in den 80er Jahren China hörte, dann hat man immer gesagt: das Hauptfortbewegungsmittel ist das Fahrrad. Das gab es aber 2005 schon fast gar nicht mehr. Ich glaube, heute gibt es schon wieder mehr Fahrräder als 2005. Weil man erkannt hat, dass man aufgrund der Ökologie wieder Fahrräder nutzen sollte."

Es sei für ihn eine Ehre gewesen, an der Feier zum 40. Jubiläum der Reform und Öffnung Chinas anwesend sein zu dürfen, meint Bernd Gerich.: „Die wirtschaftlichen Erfolge, die man in den letzten 40 Jahren hat, die sind ja dramatisch. Das gibt es nirgendwo in der Welt, dass innerhalb von so kurzer Zeit diese Entwicklung stattgefunden hat.

Diesen Artikel DruckenMerkenSendenFeedback

Quelle: CRI

Schlagworte: Reform und Öffnung,Dieselmotorenfabrik,Deutschland