Internationales Echo
Seidenstraßen-Initiative fördert Wachstum und Vernetzung weltweit
Die Seidenstraßen-Initiative, die 2013 erstmals von Chinas Staatspräsident Xi Jinping vorgeschlagen wurde, zielt darauf ab, die Beziehungen zwischen den Nationen auf der ganzen Welt zu stärken. Analysten gehen davon aus, dass die Initiative die weltweite Vernetzung stärken, die Wirtschaft ankurbeln und den Lebensstandard der Menschen in den beteiligten Ländern und Regionen erhöhen wird.
Fabienne Bossuyt, Assistenzprofessorin an der Universität Gent in Belgien, sagte, dass der Einfluss der Initiative besonders im Bereich der Vernetzung Zentralasiens und Europas – insbesondere auf dem Balkan und in Mittel- und Osteuropa – deutlich werde.
In Zentralasien sei der Einfluss der Initiative auch in der lokalen Verkehrsinfrastruktur stark ausgeprägt. Beispielsweise investiere China in die Verbesserung der lokalen Straßen, was direkte wirtschaftliche Auswirkungen habe und zur Erhöhung des Lebensstandards beitrage, sagte Bossuyt.
In seinem neuen Buch „Die neuen Seidenstraßen: Gegenwart und Zukunft der Welt“ schreibt Peter Frankopan, Historiker der Universität Oxford, dass China viele Schritte unternommen habe, um sich auf eine offenere Sicht der Welt vorzubereiten. China habe in viele Infrastrukturprojekte investiert – trotz der Kritik, dass einige dieser Projekte finanziell noch nicht gut abgeschnitten haben.
"Diese Projekte haben zum großen Teil die Fähigkeit, den Lebensstandard zu erhöhen, die Wirtschaft anzukurbeln und die Dinge zu tun, die eine groß angelegte internationale Entwicklung bewirkt", sagte er.
Das globale Warenkreditversicherungsunternehmen Euler Hermes sagte in einem aktuellen Forschungsbericht, dass der Handel mit Waren zwischen China und anderen an der Seidenstraßen-Initiative (engl. Belt and Road Initiative, BRI) beteiligten Ländern den Welthandel um 117 Milliarden Dollar erweitern und in diesem Jahr 0,3 Prozentpunkte zum globalen Handelswachstum beitragen werde. Die Initiative würde damit auch das globale BIP um 0,1 Prozentpunkte wachsen lassen, so Euler Hermes.
Der Bericht besagt, dass Chinas Exporte an BRI-Partner im Jahr 2019 um 56 Milliarden Dollar steigen könnten, wobei die wichtigsten Exportziele Südkorea, die ASEAN-Staaten und Russland sind.
Die Exporte der BRI-Länder nach China dürften 2019 um 61 Milliarden Dollar steigen, getrieben durch eine stärkere Handelsintegration mit China. Südkorea sei dabei möglicherweise der Hauptbegünstigte, heißt es in dem Bericht.
Die Initiative werde auch die Investitionen Chinas in Übersee erhöhen, und die Märkte, die davon bisher am meisten profitiert hätten, lägen hauptsächlich in Asien und Europa, wobei Pakistan, Malaysia und Russland bisher die größten Nutznießer seien.
Mahamoud Islam, Chefökonom für Asien bei Euler Hermes, sagte, dass die größten Chancen in den ASEAN- und osteuropäischen Ländern liegen werden, da diese über Märkte verfügen, die groß genug sind, um bei Investoren starkes Interesse zu wecken.
Das Wirtschaftswachstum in diesen Märkten sei im Allgemeinen stärker als in anderen Regionen, und auch das Unternehmensumfeld sei vergleichsweise besser, was das Interesse der Investoren erhöhen würde, sagte Islam.
Die Umsetzung der Initiative werde jedoch nicht einfach sein, da sie noch Herausforderungen wie Finanzierungskapazitäten sowie etliche rechtliche und regulatorische Fragen bewältigen müsse.
Bossuyt sagte, sie erwarte ein großes Potenzial in der Verbindung zwischen China und Europa unter der BRI.
Der größte Mehrwert der Zusammenarbeit zwischen China und der Europäischen Union liege in der Kombination ihrer komparativen Vorteile: der Fokus der EU auf weiche Infrastrukturen wie Bildung und der Fokus Chinas auf harte Infrastrukturen wie Transportmittel, sagte sie.
Es sei zu erwarten, dass die Initiative auch im asiatisch-pazifischen Raum für große wirtschaftliche Impulse sorgen werde, erklärte Bossuyt.
Amitendu Palit, Forschungsleiter für Handels- und Wirtschaftspolitik am Institut für Südasiatische Studien an der National University of Singapore, sagte, dass die BRI angesichts des Umfangs und der Anzahl der beteiligten Länder das Potenzial habe, mit ihren riesigen grenzüberschreitenden physischen und digitalen Infrastrukturprojektenaus der Region einen neuen globalen Wirtschaftsschwerpunkt zu machen.
"Die Seidenstraßen-Initiative schlägt einen länderübergreifenden Konnektivitätsplan mit verschiedenen bereits laufenden Infrastrukturprojekten vor", sagte Palit. Er fügte hinzu, dass andere Konnektivitätsinitiativen in dieser Region dazu beitragen sollten, die BRI zu ergänzen und nicht mit ihr zu konkurrieren.
Frankopan sagte, es habe sich gelohnt zu erklären, dass es sich lohnt, Bücher über BRI zu schreiben und der Welt über diese Initiative zu erklären und was sie für andere Länder bedeutet. "Besonders an Orten wie Indien, Pakistan, Iran, Russland und so weiter."
Laut Frankopan würden sich die USA in ihren Beziehungen zu Afrika und Asien offenbar gegen die Initiative Chinas ausrichten. "Die Vereinigten Staaten stehen dem sehr kritisch gegenüber, aber sie haben keine echten Alternativen im Angebot."